Die weissen Feuer von Hongkong
dort haben.
Vielleicht eine F-9 F.
»Sag in Hsinchu Bescheid«, entschied er. »Sie sollen ihn anfliegen und zum Abdrehen zwingen.«
Auf der Höhe von Schanghai erhob sich Fred Kolberg wieder aus dem Pilotensitz. Er streckte die Beine und stieg durch das Schott nach hinten, während der Autopilot die Maschine auf Kurs hielt. Er suchte in der Funkerbude, bis er eine Thermosflasche mit heißem Kaffee fand, trank ein paar Becher davon und kletterte dann in die Kanzel zurück. Die Motoren liefen gleichmäßig, das Flugzeug reagierte auf den geringsten Druck am Steuer. Es ist eine gute Maschine, sann Kolberg, und sie wird mich bis nach Hongkong tragen. Schade um den schönen, mit soviel Aufwand gebauten Vogel, er wird danach nicht mehr fliegen.
Er hielt sich weit genug vom Festland entfernt, um die Chinesen nicht aufmerksam zu machen. Die Straße von Taiwan lag vor ihm. Nun gut, dachte er, sie werden inzwischen gemerkt haben, daß ich nicht abgestürzt bin, und sehr wahrscheinlich haben sie mich ein dutzendmal auf ihren Radarschirmen gehabt. Sie werden erraten, wohin ich will. Jedenfalls bin ich jetzt zehn Kilometer über dem Meer, und wer Lust hat, mich hier oben zu suchen, der soll es tun. In Hongkong werde ich verschwinden wie eine Nähnadel in einem Heuhaufen. Bevor sie anfangen, nach mir zu suchen, wird mich ein hübscher, silberner Vogel der PAA bereits über Karachi schaukeln. Er blickte aus der Kanzel und sah die im Mondlicht schwach blinkenden Tragflächen, die Motoren, aus deren Auspuffstutzen hin und wieder ein rötlicher Blitz schoß. Gute Maschine, dachte er.
Die B-29 war um diese Zeit zwar nicht mehr der modernste Bombertyp, aber er war im Verlaufe vieler Jahre durch ständige Verbesserungen der Konstruktion zu hoher Perfektion gebracht worden. Es war lange her, seit man bei Boeing begonnen hatte, diese »Superfestung« der Luft zu bauen.
1939, als in Europa der zweite Weltkrieg begann, hatte der Kongreß dem US-Air Corps dreihundert Millionen Dollar für den Bau eines Fernbombers bewilligt, der die gerade in Dienst gestellte B-17 bei weitem übertreffen sollte. Die B-29 war das große Risiko, das Amerikas Luftwaffenplaner eingingen und das sich auszahlte. Im Januar 1940 waren die Konstruktionspläne fertig. Zugleich näherten sich die Fabriken, in denen der neue Riesenbomber gebaut werden sollte, ihrer Fertigstellung. In den Fliegerschulen bildete man schon Besatzungen für das eben entworfene Flugzeug aus.
Die Rationalisatoren lieferten ein Meisterstück: Im September 1942 startete die erste viermotorige Experimentiermaschine, die man XB-29 nannte. Und damit begann eine Serie von Rückschlägen, Fehlleistungen, Mißerfolgen. Die XB-29, geflogen von Eddie Allen, dem As der amerikanischen Testpiloten, geriet in Brand und stürzte samt Besatzung ab. Erst im Dezember 1942 war die nächste Testmaschine bereit. Von nun an wurde das Tempo noch forciert. Gleichzeitig bauten Pionierabteilungen bereits in Indien und China die außergewöhnlich langen Startbahnen für die B-29. Die Tests liefen noch. Die neue Maschine zeigte sich bockiger als die meisten anderen Typen, die vor oder während des Krieges entwickelt worden waren. Immer wieder funktionierte etwas nicht, versagten Instrumente, zeigten sich Mängel. Endlich, im April 1944, landete eine »Superfortress« in Karachi.
Die erste Serie einsatzbereiter Maschinen rollte von den Fließbändern, während im Golf von Mexiko Testpiloten den Riesenbomber weiterhin Tag und Nacht und bei jedem Wetter jeder nur vorstellbaren Belastungsprobe unterzogen. An dem Originaltyp wurden ständig Verbesserungen vorgenommen, neue Erkenntnisse berücksichtigt, während die ersten Staffeln bereits von Indien und China aus, von Saipan, Guam und Tinian Einsätze flogen. Ihre Bomben fielen auf die Stahlwerke von Kiuschiu und die Minen von Anschan. Auch über Hamburg und Berlin luden Maschinen dieses neuen Typs ihre Bombenlasten ab. Am 10. März 1945 starteten von schnell hergerichteten Flugplätzen auf den Marianen dreihundert B-29 zu einem Flug, der den Decknamen »Mission 40« trug. Aus verschiedenen Richtungen flogen sie Tokio an, und sie luden insgesamt eintausendachthundert Tonnen Spreng- und Brandbomben auf das größte und am dichtesten besiedelte Arbeiterviertel der Welt ab, auf das fünfzehn Quadratmeilen umfassende Gebiet zwischen dem Sumida und dem Arakawa. Am Morgen lag dieses Wohnviertel in Schutt und Asche. Mehr als hunderttausend Menschen waren tot, eine Million
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