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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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einer Viertelstunde auf dem ersten kommunistischen Flugplatz. In Taejon.«
    »Pop«, wandte Sabin ein, »vielleicht konnte er den Schaden reparieren. «
    »Du meinst, er wollte die Maschine retten?«
    »Möglicherweise hat er sie irgendwo aufgesetzt.«
    Chennault drehte sich um und ging ans Telefon. »Ich habe da so eine Ahnung.« Während Sabin ihm verwundert zusah, gab er den Befehl, eine Rundfrage bei allen Einheiten durchzuführen. Bereits nach einer Viertelstunde wußte er, daß die B-29 nirgendwo notgelandet war. Da befahl er den Radarkontrollstationen, jedes nicht identifizierte Flugzeug zu melden, das sie in der letzten Stunde geortet hatten. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Antworten eintrafen. Chennault notierte sie sorgfältig und zeichnete nach den Angaben kleine rote Punkte in die Karte ein. Zuletzt verband er eine Anzahl dieser Punkte mit dünnen Strichen, dann sah er Sabin an. Der öffnete den Mund und schloß ihn wieder, ohne etwas zu sagen.
    »Begriffen?« fragte ihn Chennault.
    »Du meinst wirklich, er haut mit der Maschine ab?«
    Chennault nickte. »Sieh dir den Kurs an. Das kann kein anderer sein als er.«
    »Aber ... wohin will er? Aufs Meer?«
    »Das finden wir noch heraus. Gib Meldung an die Flotte. Sie sollen uns alles melden, was sich überm Meer herumtreibt.«
    Sabin führte den Befehl kopfschüttelnd aus. Für ihn war die ganze Geschichte noch immer ein großes Rätsel. Aber Chennault schien mehr zu wissen. Zehn Minuten später hatten alle Einheiten der Flotte und die Küstenstationen auf Japan und Taiwan Befehl, nicht identifizierte Flugzeuge sofort nach Pusan zu melden.
    »Wird nicht viel dabei herauskommen«, äußerte sich Sabin skeptisch. »Du weißt, was wir an Schiffen dort haben. Das meiste ist hier um Korea zusammengezogen.«
    »Trotzdem«, beharrte Chennault. »Wir werden merken, wohin die Reise geht.«
    Sabin lachte trocken auf. »Junge, Junge, so was haben wir noch nicht gehabt, Pop. Abhauen mit Maschine, das gab‘s wirklich noch nicht.«
    »Es ist der Deutsche.« Chennault gab sich Mühe, die Beherrschung nicht zu verlieren. »Er war bei mir. Wollte nicht fliegen. Wollte nach Hause.«
    »Und nun?« fragte Sabin.
    »Warten« sagte Chennault. »Abwarten, was er macht. Vorläufig kriegen wir ihn nicht. Das Gelbe Meer ist groß, und wir haben die Düsenjäger noch nicht im Einsatz. Die wären die einzigen, die ihn einholen könnten.«
    Sabin stand vor der Karte und überlegte. »Wenn er nach China türmen will, wird er Kurs auf Tsingtao nehmen.« Wenig später ergab der Vergleich der Radarmeldungen, daß die Maschine nicht auf Tsingtao zu abbog. Die beiden Männer blickten einander an.
    »Südkurs«, sagte Sabin. »Wenn er das ist. Was hat er bloß vor? Da geht‘s auch nicht nach Deutschland, für den Fall, daß er den Verstand verloren hat.«
    Chennault sah auf die Uhr. »In einer Viertelstunde kann er in Schanghai sein.«
    »Mit sechs Tonnen Bomben?«
    In diesem Augenblick meldete sich Fenner. Er war nicht mehr so gut zu verstehen wie vorher. Es knisterte und knackte, während er sprach: »Maiglöckchen, wir gehen auf Abwurfhöhe. Keine gegnerischen Flugzeuge. Flakfeuer dünn. Zielmarkierungen sind gesetzt. Ende.«
    »Bleib an der Maschine dran«, beauftragte Chennault Sabin. Er selbst hockte sich ans Funkgerät und verfolgte fasziniert den Verlauf des Angriffs auf Wonsan. Er hörte die kurzen Befehle Fenners, die Kommandos der Piloten an die Bombenschützen, er vernahm den hastigen Notruf »Mayday! Mayday!«, als eine der Maschinen getroffen wurde, und um ihn herum schien nichts anderes mehr zu existieren. Alles, was noch galt, war der Angriff, den Fenner flog und unter dem sich eine Stadt in Minuten in ein Chaos verwandeln sollte, in ein Gewirr von Trümmern und brennendem Öl, sterbenden Menschen und Wolken ätzenden Qualms.
    Als alles vorbei war, wandte er sich befriedigt ab. Seine Augen glänzten; Wonsan brannte, der Auftrag war erfüllt. Jetzt war Claire Lee Chennault beinahe gut gelaunt. Er klopfte Sabin auf die Schulter, und sein faltiges Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Erst als Sabin auf die Karte deutete, verfinsterte es sich wieder. »Der fliegt Schanghai auch nicht an«, sagte Sabin. »Südkurs. Sieht aus, als ob er an Taiwan vorbei will.«
    Chennault überlegte einen Augenblick. Wenn Kolberg an Taiwan vorbei wollte, dann war Hsinchu der Stützpunkt, dem er am nächsten kommen mußte. Hsinchu war das Nest der Marineluftwaffe. Sie würden Suchmaschinen

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