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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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weiß.«
    »Okay«, rief der Kopilot über die Schulter zurück. Er stürmte durch den Gang bis zum Ausstieg. Brooks sprang vor ihm. Er hielt sich kurz am Griff fest und versuchte zu scherzen: »Wiedersehen in der Kantinenbar. Dritter Hocker von links.«
    Conolly fauchte ihn wütend an: »Hau ab! Meinst du, ich will den Gooks in die Feldküche hüpfen?«
    Er drückte auf den Hupknopf und hechtete hinaus. Tief unter der Maschine entfalteten sich nacheinander die Schirme. Sie schwebten wie die Kappen riesiger Pilze abwärts, der Erde entgegen. Dort unten fuhren, mit sorgfältig durch blaue Filter abgedeckten Scheinwerfern, amerikanische Lastwagen Infanterie und Munition, Pak-Geschütze und Bazookas nordwärts.
    Kolberg hatte die Steuersäule mit seinem Koppel am Sitz festgebunden. Als er den Hupton hörte, riß er den Bodenbelag hoch und tastete in das Gewirr der Leitungen. Mit ein paar geschickten Handgriffen zog er die Kraftstoffschieber wieder auf. Dann ließ er die Motoren erneut an. Die Maschine sank jetzt mit rasender Geschwindigkeit. Noch hatte sie knapp dreitausend Meter Höhe, aber das war fast zuwenig, um das schwere, mit sechs Tonnen Bomben beladene Flugzeug abzufangen. Kolberg starrte auf die Armaturen. Die Motoren sprangen nacheinander an. Langsam, fast zu langsam stieg die Drehzahl, bis sie wieder mit ganzer Kraft liefen. Kolberg konnte die schroffen, vom Mondlicht vergoldeten Hügel unten sehen, als er das Koppel von der Steuersäule riß und die Maschine vorsichtig an den Propellern hochzog. Er flog erst eine längere Strecke, bevor er es wagte, den Bomber wieder steigen zu lassen. Die Maschine gehorchte. Die Motoren donnerten gleichmäßig. Erleichtert wischte er sich den Schweiß von der Stirn und ließ sich erschöpft in den Sitz fallen. Der Schreck saß ihm in den Gliedern. Es war, als wollten ihm die Hände nicht mehr gehorchen. Aber er überwand die Schwäche und brachte das Flugzeug langsam bis auf zehntausend Meter Höhe, während er einen weiten Halbkreis flog, um dann auf Südkurs zu gehen.
    Erst als er den Kurs mit der Karte verglichen hatte, gönnte er sich eine Pause. Er schaltete den Autopiloten ein und kletterte durch das Schott nach hinten. Die Luke war noch offen. Kolberg schloß sie. Er stieg über die Eisenleiter in den Heckturm und überzeugte sich, daß niemand zurückgeblieben war. Als er wieder in die Kanzel zurückkam, wußte er, daß er ganz allein war. Allein in einer B-29 voller Sprengbomben.
    Die Funkverbindung zu Fenner war noch eingeschaltet. Als Kolberg sich die Kopfhörer überstreifte, hörte er die routinemäßige Frage des Verbandskommandeurs: »Hundegespann Be-378! Sind Sie noch in der Luft?«
    Kolberg schaltete ab und warf einen Blick aus der Kanzel. Weit unten waren ein paar dünne Wolkenschleier zu sehen, sonst nichts. Das Mondlicht glänzte auf den Tragflächen. Ab und zu schlugen aus den Auspuffstutzen kurze Flammenzungen. Der Geschwindigkeitsmesser zeigte etwas mehr als fünfhundert Kilometer an. Der Pilot rechnete: runde neunhundert Kilometer bis auf die Höhe von Schanghai, von dort bis auf die Höhe von Taiwan weitere neunhundert und von da bis Hongkong noch einmal soviel. Der Treibstoff in den Haupttanks reichte für zweitausendfünfhundert Kilometer. Aber vorerst flog die Maschine noch auf Zusatztanks, dadurch vergrößerte sich die Reichweite beträchtlich über Hongkong hinaus. Das genügte.
    Fred Kolberg war sich darüber klar, daß man das Flugzeug früher oder später auf einem Radarschirm entdecken würde. Zwar würde das kaum an der koreanischen Küste sein, denn nach dieser Seite war das Luftwarnsystem nicht weiter ausgebaut, aber über dem Japanischen Meer würden sie ihn orten. Schon dort lagen systematisch gestaffelt die Sicherungsschiffe, und in der Straße von Taiwan erst recht. Eine Weile überlegte er, ob es Sinn hätte, ganz tief hinunterzugehen und knapp über dem Wasser zu fliegen, um im toten Winkel der Radargeräte zu bleiben. Doch die große Gipfelhöhe der B-29 war auch ein Sicherheitsfaktor. Über zehntausend Meter hinaus konnten ihr die üblichen Patrouillenmaschinen der Sicherungsschiffe nicht folgen. Dazu mußte man ein Flugzeug mit Druckkabine ausschicken, und ob sie das wegen einer einzelnen, nicht gemeldeten Maschine taten, die südwärts flog, war fraglich.
    Er blieb in großer Höhe. Sorgfältig kontrollierte er seinen Fallschirm, nahm aus dem Fach neben dem Schott eine Schwimmweste und legte sie an. Dann holte er aus der

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