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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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und entschied persönlich über die Neueinstellungen.
    Eine der ersten Anklagen erhob er dann gegen den Besitzer der Firma »Lux«. Das war er denen von »Meteor« schuldig. Als der Verteidiger von »Lux« darauf hinwies, daß sein Mandant sich keiner Verletzung des bürgerlichen Rechts schuldig gemacht habe, wenn er unter Verzicht auf seinen persönlichen Profit die Erzeugnisse seiner Firma billiger verkaufte als die Konkurrenz, erhob sich Otto Brautmann würdevoll und rief mit schneidender Stimme: »Werter Herr Verteidiger, ich möchte nicht gern gezwungen sein zu erklären, daß Sie mit der jüdisch-bolschewistischen Gaunerbande unter einer Decke stecken.«
    Er blieb stehen, denn er ahnte, was der Verteidiger entgegnen würde. Und als dieser erwartungsgemäß einwarf:
    »Herr Staatsanwalt, hier geht es nicht um irgendeine Decke, hier geht es um das Recht!«, da wies Brautmann auf das Pappdeckelemblem von Adler und Hakenkreuz über dem Richtertisch und sagte eiskalt in die Stille: »Herr Verteidiger, vergegenwärtigen Sie sich, wo Sie sind! Wenn Sie Wert darauf legen, Ihren Beruf noch eine Weile auszuüben, dann prägen Sie sich gut ein: Was Recht ist, das bestimmen wir!«
    Das neue Reich wurde bald nur noch nach dieser Devise regiert. Sie wurde zum Staatsprinzip. Otto Brautmann blieb mehrere Jahre in seinem neuen Amt. Aber der schmächtige Parteibonze mit den stechenden dunklen Augen hatte ihn nicht vergessen. Er selbst hatte inzwischen eine beachtliche Position im Außenministerium des braunen Staates erklommen. Das verdankte er nicht allein seiner langen Tätigkeit für die Partei, sondern auch der Tatsache, daß er vor sehr langer Zeit einmal bei einer Sektfirma gearbeitet hatte, deren Generalvertreter für das Ausland heute Außenminister des braunen Reiches war. Im November des Jahres 1938 erinnerte er sich des Staatsanwalts aus Frankfurt und berief ihn zu sich.
    »Brautmann!« rief er kollegial, als der Anwalt von der Sekretärin in das Büro in der Wilhelmstraße geführt wurde. »Habe viel von Ihnen gehört, mein Lieber! War ein ganz schöner Saustall, dieses Frankfurt. Aber Sie haben die Sippschaft da unten auf Trab gebracht. Tüchtig, muß ich sagen, tüchtig.«
    »Herr Staatssekretär, die Kristallnacht ...« Der andere hob abwehrend die Hand. »Ich weiß, Brautmann. Sie kriegen wieder Arbeit. Aber ich habe Sie aus einem anderen Grund gerufen. Machen wir es kurz: Sie sollen hier, im Auswärtigen Amt, arbeiten. Einverstanden?«
    Er wartete Brautmanns Antwort nicht ab, sondern fuhr
    sogleich fort: »Sie wissen, daß wir den Juden eine kollektive Geldbuße von einer Milliarde Mark aufgebrummt haben. Dabei werden Devisen einkommen. Es werden sich Verhandlungen mit ausländischen Stellen nötig machen. Ein Mann, der in juristischen Dingen sattelfest ist und dessen Treue zur Sache außer Frage steht, wird da dringend gebraucht.«
    Es lebte sich angenehm in der Villa im Grunewald. Die beiden Kinder Brautmanns wuchsen heran. Sie halfen der Mutter, Äpfel zu ernten. Brautmann nahm längst eine gehobene Stellung im Auswärtigen Amt ein. Und seit Beginn des Krieges war er damit beschäftigt, seine Dienststelle auf ganz besondere Weise umzuorganisieren.
    In monatelanger Vorarbeit hatte er Spezialisten aus vielen Gebieten um sich gruppiert. Unter ihnen gab es Leute, die sich in der Industrie auskannten, im Bergbau und in der Stahlerzeugung; es gab andere, die mit Gemälden oder antiken Kunstwerken Bescheid wußten, und solche, die sich in der Viehzucht oder der Energiewirtschaft auskannten. Sie alle studierten mit Eifer die Bedingungen, die Deutschlands Armee in den Ländern antreffen würde, die auf der Eroberungsliste der Faschisten standen. In Polen war zum erstenmal erprobt worden, was ein Stab von gut vorbereiteten Fachleuten an Werten aus einem eroberten Land herauspressen konnte. Diesem Verfahren stand eine großartige Zukunft bevor. Otto Brautmann dirigierte das Ganze. Er war für das reibungslose Funktionieren der Ausplünderungsmaschinerie verantwortlich, und er nahm seine Arbeit ernst.
    Gertrud brachte ihm ein Glas eisgekühlten Wermutwein in sein Arbeitszimmer und beobachtete eine Weile, wie ihr Mann auf einem elektrischen Grammophon eine neue Platte auflegte und dann wiederholte, was ein Sprecher vorsagte. Es waren Wörter einer fremden Sprache. Verwundert erkundigte sie sich, mit welcher Fremdsprache er sich beschäftigte; er antwortete etwas widerwillig: »Russisch.«
    Die Frau überlegte einen

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