Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
das er einfach im Meer hat versinken lassen. Ein solches Flugzeug muß ein paar Millionen Dollar kosten, das ist keine Kleinigkeit. Nun ja, sie werden eben in Korea ein Flugzeug weniger haben, und das ist ganz gut so. Jedenfalls muß man ihm helfen. Wie das zu machen ist, wird sich finden. Die drei auf dem Boot zu verstecken, unter Deck, ist die eine Sache. Sie ist ziemlich einfach. Aber danach ...
    »Ich werde mich freuen, ihn wiederzusehen«, sagte er. »Und nun gehen Sie am besten unter Deck. Ich habe Nachbarn.«
     
    *
    Otto Brautmann hatte sich so weit gefaßt, daß er leise vor sich hin schimpfen konnte. Immer wieder reckte er den Hals und blickte aus dem vergitterten Fenster, wenn er auf dem Weg Schritte hörte. Aber er wagte es nicht, einen Vorübergehenden anzurufen, weil er die Schadenfreude seiner Nachbarn fürchtete, wenn sie davon erfuhren, daß man ihn hier eingesperrt hatte.
    Während er ungeduldig darauf wartete, daß sein Diener zurückkam, nahm er sich vor, Kolberg nun keineswegs mehr zu schonen. Er betrachtete es sogar als seine höchstpersönliche Pflicht, diesem widersetzlichen Gesellen klarzumachen, daß er seinen Willen grundsätzlich den Forderungen Vorgesetzter unterzuordnen hatte. Leute wie dieser Kolberg waren gefährlich; sie fügten sich nicht. Aber das mußte ihnen beigebracht werden. Im Grunde ging es ihm nicht so sehr darum, ob dieser eine Mann die Gelegenheit erhielt, nach der er suchte; nach seiner Auffassung stand mehr auf dem Spiel. Otto Brautmann war nämlich zutiefst davon überzeugt, daß man der drohenden Gefahr des Kommunismus auch in Deutschland nur mit harter Hand beikommen konnte. Das Volk mußte einfach wieder daran gewöhnt werden, daß es die Kommunisten schlug, wo sie zu treffen waren. Diese Erziehung war nach dem Krieg vernachlässigt worden. Toleranz und Gleichgültigkeit hatten sich eingeschlichen, und das war der Boden, auf dem das kommunistische Unkraut gedieh. Was war das für ein Deutscher, dem die Möglichkeit geboten wurde, mit erstklassigen Waffen in der bestgerüsteten Armee der Welt gegen den Kommunismus zu ziehen, und der diese Chance ausschlug? Der sich feige davonschleichen wollte, nach Hause, wo das geteilte Deutschland ebenso wie Korea zur Hälfte von den Kommunisten beherrscht wurde!
    Der Konsul suchte vergeblich nach einem Streichholz, um sich eine Zigarre anzubrennen. Es war eine Unverschämtheit von diesem Burschen, ihn hier einzusperren. Nun, dieser Flieger würde keinen Grund haben, sich darüber zu freuen. Er soll mich kennenlernen! Ich werde dafür sorgen, daß man ihn festnimmt und wieder nach Korea abschiebt. Leute dieser Art müssen erst einmal beweisen, daß sie wirklich echte Deutsche sind und nicht verkappte Aufrührer. Ein Krieg ist noch immer die beste Erziehung für sie. Und wenn er die verbliebenen fünf Jahre bei Chennault hinter sich hat, werden wir sehen, ob er es wert ist, nach Deutschland heimgeschickt zu werden.
    Es dauerte länger als eine Stunde, bis endlich der Diener das Haus betrat und Brautmann ihn auf dem Korridor hörte. Er schlug mit beiden Fäusten wütend an die Tür, so daß der Chinese aufmerksam wurde. Er war außerordentlich erstaunt, als sein Arbeitgeber ihm befahl, mittels eines Stemmeisens das Schloß zu öffnen; aber er tat, was Brautmann ihm auftrug. Als die Tür endlich aufsprang, hielt der Generalkonsul sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern ordnete nur an: »Handwerker bestellen, in Ordnung bringen lassen.«
    Dann ging er ans Telefon und wählte die Nummer der britischen Polizei.
     
     

 
    OTTO BRAUTMANN:
     
    Was Recht ist, bestimmen wir ...
     
    Der junge Mann mit dem bereits stark gelichteten Haar auf dem etwas zu rund geratenen Kopf drückte unwillig auf die Klingel, die an der Schreibtischkante befestigt war. Als die Sekretärin in der Tür erschien, wies Otto Brautmann sie wenig freundlich an: »Bringen Sie mir um vier Uhr die Post zur Unterschrift, ich gehe eine Stunde früher weg. Und jetzt möchte ich den Vertreter Ludwig sprechen.«
    Das Mädchen verschwand mit einem flüchtigen Kopfnicken. Sie war noch jung und einem Flirt nicht abgeneigt. Aber in Otto Brautmanns Büro hielt sie sich nicht länger auf, als es unbedingt nötig war. Während sie den Vertreter Ludwig holte, legte Brautmann ein paar Schnellhefter mit Akten zurecht. Dann sah er auf die Uhr und wartete. Sein Büro war klein und betont einfach ausgestattet. Die Wände waren kahl, bis auf eine. Dort hing ein biIliger Druck,

Weitere Kostenlose Bücher