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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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unter den Fingernägeln. Es sieht so aus, als hätte sie ihren Angreifer verletzt. Die Proben sind bereits für den DNA -Abgleich beim LKA .«
    »Wenn das Hautschuppen ihres Vaters sind, dann gerät der zumindest in ziemliche Erklärungsnot.« Schröder verschränkte zufrieden die Arme.
    »Ich habe da noch eine Frage.« Wieder nahm Köster die Brille ab. Er machte eine Pause, bevor er weitersprach. »Diese Verletzungen in der Vagina … ich meine, konnte man erkennen, ob darunter alte Wunden waren, ob das Mädchen früher schon missbraucht wurde?«
    Lydia schlug den Bericht zu. Die gleiche Frage hatte sie der Rechtsmedizinerin auch gestellt. »Leider nicht mehr, Köster. Maren Lahnstein hat nichts gefunden, das darauf hinweist, aber sie hat ausdrücklich betont, dass das nichts heißt. Wer auch immer Antonia mit dem Besenstiel traktiert hat, hat ganze Arbeit geleistet.« Sie holte tief Luft und wandte sich an Meier und Schmiedel. »Wie war es bei den Nachbarn? Irgendetwas Interessantes herausgekommen?«
    Reinhold Meier stöhnte. »Der übliche Mist. Jeder erzählt etwas anderes, aber wirklich wissen tut keiner was. Natürlich haben alle von dem Exhibitionisten gehört. Der ist für die meisten der Tatverdächtige Nummer eins.« Er äffte die Stimme einer älteren Dame nach. »Hätte die Polizei sich da mal richtig hintergeklemmt, dann wäre die Kleine noch am Leben. Eine Schande ist das, was heutzutage alles frei herumläuft.«
    Schmiedel unterbrach seinen Freund. »Wir haben eine Liste mit Verdächtigen. Jeder in der Nachbarschaft hat seine eigene Theorie. Wir haben noch nicht alle Bewohner angetroffen, wir machen nachher weiter. Und den Rest erledigen wir morgen. Die Verdächtigenliste prüfen wir noch gesondert, aber ich glaube nicht, dass dabei etwas herumkommt.« Er seufzte.
    Lydia notierte sich etwas. »Und der Nachbar, der im Haus war, um erste Hilfe zu leisten? Was ist mit dem?«
    »Angeblich hat er Bruckmann laut rufen hören«, sagte Meier. »Da ist er ins Haus gelaufen. Als er gesehen hat, was los war, hat er sofort den Notruf gewählt. Angefasst hat er das Mädchen laut eigener Aussage nicht. Als der Rettungsdienst eintraf, hat er sich verzogen. Er sagte, er konnte den Anblick nicht ertragen. Ich habe seine Angaben überprüft. Der Notruf wurde tatsächlich von seinem Handy abgesetzt.«
    »Was für einen Eindruck hat er auf euch gemacht?«
    »Er stand völlig unter Schock. Aber er wirkte glaubwürdig. Ich denke, er hat die Wahrheit erzählt.«
    »Okay.« Lydia wandte sich an Gerd Köster und Ruth Wiechert. »Und wie ist es bei euch gelaufen?«
    »In der Schule war es ähnlich wie bei den Nachbarn«, antwortete Ruth Wiechert. »Viele tolle Theorien, aber nichts Substanzielles. Antonia war wohl allgemein beliebt. Wir haben kein schlechtes Wort über sie gehört. Sie war eine gute Schülerin ohne Probleme.«
    »Alles andere hätte mich auch gewundert«, sagte Meier. »Bei der Schule.«
    »Bei der Schule? Was soll das heißen?« Ruth Wiechert musterte ihn kampflustig.
    »Na, Waldorfschule eben. Die essen bestimmt den ganzen Tag Körnerfutter, tragen selbst gestrickte Pullis, halten sich an den Händen und singen fröhliche Lieder.«
    Köster lachte und fing sich einen bösen Blick von Ruth Wiechert ein.
    »Blödsinn!«, fauchte sie.
    »Also keine bunten Strickpullis?«, stichelte Meier weiter.
    »Die Schüler sahen alle ziemlich normal aus, wenn du mich fragst«, sagte Köster. »Die erschienen mir alles andere als weltfremd.«
    »Wieder eine Illusion weniger«, seufzte Meier theatralisch und grinste Ruth Wiechert an.
    »Es gab also nichts Auffälliges?«, hakte Lydia nach.
    »Ich bin unterbrochen worden, ich war noch nicht fertig«, sagte Wiechert schnippisch. »Es gab eine merkwürdige Begebenheit: Antonia spielte im Schulorchester Geige. Bei der Probe letzte Woche hat sie sich allerdings geweigert zu spielen. Sie sagte, ihre Hand täte weh, weil sie sich die Finger in der Tür geklemmt habe. Der Lehrer, der das Orchester leitet, fand das zwar etwas seltsam, aber er ist der Sache nicht weiter nachgegangen.«
    »Finger in der Tür geklemmt?« Schmiedel sprach gedehnt. »Fragt sich, ob es ein Unfall oder Vorsatz war.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Ruth Wiechert.
    »Bei solchen seltsamen Erklärungen läuten bei mir immer alle Alarmglocken.«
    Lydia runzelte die Stirn. Auch ihr kam das merkwürdig vor. Es passte zu ihrem Eindruck, dass Michael Bruckmann ein sehr strenger Vater gewesen war. Vielleicht sogar

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