Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
wenigen Wochen eine Aussprache mit Veronika gehabt. Sie hatten beschlossen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Sie wollten dreißig Jahre Ehe nicht einfach so wegwerfen. Veronika hatte ihm versprochen, mehr Verständnis für ihn aufzubringen, seine Arbeit nicht mehr als einen lästigen Störfaktor zu betrachten, sondern als etwas, das ihm wichtig war, das seinem Leben einen Sinn gab. Ihre einzige Bedingung war, dass er keinerlei privaten Kontakt mehr zu Maren Lahnstein pflegte. Der Preis war hoch, doch Halverstett hatte nicht gezögert. Es tat ihm weh, Maren als Freundin zu verlieren. Dennoch schien ihm dieser Verlust die Rettung seiner Ehe wert.
    Halverstett starrte immer noch ins Dämmerlicht, wo Maren Lahnstein schon längst nicht mehr zu sehen war. Du solltest auf dein Gefühl hören, hatte sie gesagt. Hatte er das nicht getan?
    »Louis! In mein Büro!«
    Lydia stöhnte innerlich. Sie hasste es, auf diese Weise zum Leiter des KK 11 zitiert zu werden. Wenn er so über den Flur brüllte, kam sie sich vor wie ein Schulmädchen, das dabei erwischt worden war, wie es den Schlüssel zum Lehrerklo im Gully versenkte. Als sie sein Büro erreichte, saß Weynrath schon wieder hinter seinem Schreibtisch.
    »Machen Sie die Tür zu«, herrschte er sie an.
    Sie gehorchte und trat näher.
    »Was macht der Fall?«, fragte er.
    »Es läuft ganz gut. Wir haben viele Spuren, es dauert allerdings noch, sie alle auszuwerten.«
    »Ich habe gehört, dass der Vater dringend tatverdächtig ist. Stimmt das?« Wie schon so oft erinnerte Weynrath sie an den amerikanischen Schauspieler Danny de Vito, allerdings fehlte ihrem Chef das komische Potential. Er war die personifizierte schlechte Laune.
    »Dringend tatverdächtig würde ich nicht sagen«, erwiderte Lydia vorsichtig. »Aber er ist im Augenblick unser wahrscheinlichster Kandidat.« Dass er zudem ihr einziger Kandidat war, behielt sie lieber für sich.
    Weynrath sah sie durchdringend an. »Bevor Sie den Kerl festnehmen oder irgendetwas in diese Richtung unternehmen, müssen Sie sich absolut sicher sein. Ist das klar? Wenn wir ihn verhaften, und es stellt sich heraus, dass er unschuldig ist, sitzen mir sofort die Aasgeier von der Presse im Nacken und wollen mein Blut sehen. Und nicht nur die.«
    Typisch für Weynrath, dass er zuerst an sich dachte. Hauptsache, er stand vor der Öffentlichkeit gut da, egal wer dafür über die Klinge springen musste. Aber er hatte natürlich recht. In einem solchen Fall mussten sie sich doppelt und dreifach absichern.
    »Ich weiß«, sagte Lydia. »Wir warten auf das Ergebnis der DNA -Analyse. Vorher unternehmen wir gar nichts.«
    »Gut.« Weynrath legte die Fingerspitzen aneinander und bohrte seinen Blick noch tiefer in Lydia. »Louis, Sie wissen doch wohl, dass Sie und Salomon auf Bewährung sind? Halten Sie sich an die Spielregeln, und zwar an alle. Keine Alleingänge, keine Machtspielchen. Ein falscher Schritt, und Sie beide dürfen wieder die Störfälle bei der Deutschen Bahn untersuchen, mit denen sich Halverstett im Augenblick herumschlägt.«
    Sie nickte. »Verstanden.«
    Er winkte sie mit einer Handbewegung hinaus. Als sie schon bei der Tür war, rief er sie zurück.
    »Eine Kleinigkeit noch, Louis«, sagte er bedächtig. »Ich habe einen anonymen Brief erhalten, in dem hässliche Dinge über Sie stehen. Ich gebe nichts auf die Äußerungen von Leuten, die nicht mit ihrem Namen zu dem stehen, was sie sagen. Aber Sie sollten dennoch gewarnt sein. Sollten Sie irgendein Problem haben, dann schaffen Sie es aus der Welt. Und zwar unverzüglich.«
    Im Korridor lehnte Lydia sich an die Tür. Ihr Herz hämmerte, ihre Finger waren schweißnass. Verdammt! Was hatte das zu bedeuten? Langsam stieß sie sich von der Tür ab und wankte auf ihr Büro zu. Angst saß ihr im Nacken. Schneidende, kalte Angst. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, von welchen hässlichen Dingen in diesem anonymen Brief die Rede war. Sie hatte kein Problem, zumindest keins, von dem irgendwer etwas wissen konnte. Oder doch? Nein. Unmöglich. Allerdings ahnte sie, wer sie anschwärzen wollte: Hackmann. Der musste nichts über sie wissen, der war imstande, sich einfach etwas auszudenken, um ihr eins auszuwischen. Dieses dreckige Schwein! Er wollte sie fertigmachen. Sie aus ihrer Position als Moko-Leiterin drängen. Das hatte er schon mehrfach versucht. Doch dass er zu solchen Methoden griff, war neu.
    Lydia nahm einen tiefen Schluck und genoss das warme Brennen, das sich langsam

Weitere Kostenlose Bücher