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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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begann Lydia. »Worum geht es?«
    »Um – um meine Tochter.« Bruckmann stockte. Sein Mundwinkel zuckte. »Das mit dem Besenstiel – das war ich.«
    Einen Moment lang war es still. Wieder sah Chris zu Lydia hinüber, die immer noch dasaß, als hätte sie einen Stock verschluckt. Oberflächlich betrachtet wirkte sie desinteressiert, so als handle es sich um eine Routinebefragung. Doch Chris wusste, dass die steife Haltung daher rührte, dass sie sich mühsam beherrschte. Und ihm ging es nicht besser: Der Mann, der ihm gegenübersaß, widerte ihn an. Wie hatte er sich nur eine Sekunde lang einbilden können, sie beide hätten etwas gemeinsam? Bruckmann hatte die Vergewaltigung seiner Tochter vorgetäuscht. Nein, das stimmte nicht. Er hatte Antonia vergewaltigt, mit einem Besenstiel. Seine eigene Tochter. Es war, wie sie von Anfang an vermutet hatten. Doch dass sich ihr Verdacht bestätigte, hinterließ einen schalen Nachgeschmack.
    »Erzählen Sie der Reihe nach«, forderte Lydia Bruckmann mit tonloser Stimme auf.
    »Es gibt nicht viel zu erzählen«, antwortete er leise. »Ich kam nach Hause, gegen kurz nach halb fünf muss das gewesen sein. Es war genau so, wie ich ausgesagt habe. Ich bin sofort in die Küche gegangen, um ein Glas Wasser zu trinken. Erst als ich zurück in die Diele kam, habe ich sie dort liegen sehen.« Er unterbrach sich, fingerte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, nahm seine Brille ab und putzte sie umständlich. Als er sie wieder aufgesetzt hatte, fuhr er fort. »Ich begriff sofort, dass sie tot war. Ich sah die Kratzer in ihrem Gesicht, die aufgerissenen Augen. Mir wurde schwindelig, ich habe mich an der Wand abgestützt. Dann ist mir irgendwie die Sicherung durchgebrannt. Ich war überzeugt, dass Nicole unsere Tochter die Treppe hinuntergestoßen hatte. Toni war in letzter Zeit so – so aufmüpfig, hat ständig Widerworte gegeben, unsere Autorität infrage gestellt. Ich bin damit ganz gut zurechtgekommen, aber Nicole hat nicht so starke Nerven. Außerdem hat sie sich mit Selbstzweifeln herumgeplagt, sich für eine schlechte Mutter gehalten. Ein paarmal ist sie wegen einer Kleinigkeit aus der Haut gefahren, hat Toni geschüttelt und angebrüllt. Das letzte Mal wenige Tage vor – vor Tonis Tod. Sie standen oben am Treppenabsatz. Ich glaube, Toni wollte rausgehen. Es war früher Abend und bereits dunkel. Nicole hat Toni an der Schulter gepackt und an ihr herumgezerrt. Dieses Bild habe ich vor mir gesehen, als Toni unten am Treppenabsatz lag. Ich war mir sicher, dass Nicole sie gestoßen hatte. Nicht absichtlich natürlich. Ich bekam furchtbare Angst. Um Nicole. Sie ist so zerbrechlich. Deshalb wollte ich den Verdacht in eine andere Richtung lenken.«
    »Und da haben Sie Ihrer eigenen Tochter einen Besenstiel in die Vagina gerammt?«, fragte Lydia kalt.
    Chris zuckte unwillkürlich zusammen. Er suchte Lydias Blick, doch sie wich ihm aus.
    »Ja«, flüsterte Michael Bruckmann. »Sie hat es nicht mehr gespürt. Sie war doch schon tot.«
    »Haben Sie ihr auch die Strumpfhose ausgezogen?« Chris blätterte in der Akte, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie der Tatort ausgesehen hatte. Außerdem beruhigte es ihn, etwas mit den Händen zu tun. Damit unterdrückte er den Drang, die Faust zu ballen und Bruckmann einen Hieb zu verpassen.
    »Ja. Und den Schlüpfer.«
    »Und beides fein säuberlich gefaltet.« Chris hörte auf zu blättern.
    »Das war dumm, ja.« Bruckmann zupfte an dem Taschentuch, mit dem er seine Brille geputzt hatte, seine Finger zitterten.
    »Wann ist Ihr Nachbar hinzugekommen?«, fragte Lydia.
    Wieder nahm Michael Bruckmann die Brille ab, diesmal legte er sie vor sich auf den Tisch.
    »Als ich – als ich fertig war, habe ich aus dem Fenster geschaut und ihn im Vorgarten gesehen. Da habe ich laut um Hilfe gerufen. Ich dachte, es wäre gut, einen Zeugen zu haben.«
    Chris wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Er ballte die Fäuste, öffnete sie wieder.
    »Weiß Ihre Frau, was Sie getan haben?«
    Bruckmann tupfte sich mit dem Taschentuch die Augen.
    »Ich habe es ihr gestern Abend gezählt, nachdem Sie gegangen waren. Sie war entsetzt, aber sie hat mir verziehen. Sie hat mich überredet, zu Ihnen zu kommen.«
    Lydia beugte sich vor. »Und wer sagt uns, dass Sie nicht sich selbst schützen wollten? Vielleicht hat Toni Sie provoziert? Waren Sie sauer, weil sie ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht hatte?«
    »Nein! Ich habe ihr nichts getan!«, rief Bruckmann empört.
    »Das

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