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Die Welle

Titel: Die Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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Turnhalle unterbrochen. Sie trat ans Fenster und sah, dass zwei Jungen sich prügelten, während andere rundum standen und sie lauthals anfeuerten. Laurie stockte fast der Atem. Einer der beiden Kampfhähne war Brian Ammon! Sie sah zu, wie die beiden sich gegenseitig mit Schlägen eindeckten und ungeschickt miteinander rangen, bis sie zu Boden stürzten. Was war da los?
    Jetzt kam ein Lehrer herbeigelaufen und trennte die beiden Kämpfer. Er packte jeden der beiden fest an einem Arm und zerrte sie mit sich. Wahrscheinlich brachte er sie zu DirektorOwens. Als er fortgeführt wurde, schrie Brian: »Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft! Macht durch Handeln!«
    Der andere Junge schrie zurück: »Ach, hör doch auf damit!«
    »Hast du das gesehen?«
    Die Stimme, die plötzlich hinter ihr war, erschreckte Laurie. Sie fuhr herum. Da stand David.

»Hoffentlich lässt Direktor Owens Brian danach noch an der Versammlung teilnehmen«, meinte David.
    »Haben sie sich wegen der Welle geprügelt?«
    David hob die Schultern. »Es steckt mehr dahinter. Dieser Bursche, gegen den Brian da gekämpft hat, ist ein Junior. Deutsch heißt er. Er ist schon das ganze Jahr scharf auf Brians Platz in der Mannschaft. Das alles hat sich schon seit Wochen zusammengebraut. Ich hoffe nur, dass er bekommen hat, was er verdient.«
    »Aber Brian hat doch das Wellenmotto gerufen«, meinte Laurie.
    »Ja, sicher. Er gehört ja dazu. Wir alle gehören dazu.« »Auch der Junge, mit dem er gekämpft hat?«
    David schüttelte den Kopf. »Nein, Deutsch ist ein Außenseiter, Laurie. Wenn er zur Welle gehörte, dann würde er ja nicht versuchen, Brian seinen Platz in der Mannschaft zustehlen. Dieser Bursche ist wirklich schädlich für die Mannschaft. Hoffentlich wirft ihn Trainer Schiller hinaus.« »Weil er nicht in der Welle ist?«, fragte Laurie.
    »Ja! Wenn er wirklich das Beste für die Mannschaft wollte, dann würde er beitreten, ohne Brian das Leben schwer zu machen. Er ist ein Einmannteam, Laurie. Er ist auf einem großen Egotrip und hilft keinem.« David schaute zur Uhr in der Halle. »Komm, wir müssen zur Versammlung. Sie fängt gleich an.«
    In diesem Augenblick traf Laurie eine Entscheidung. » Ich gehe nicht hin«, sagte sie.
    »Was sagst du?«, fragte David erstaunt. »Warum denn nicht?«
    »Weil ich nicht will.«
    »Aber, Laurie, das ist eine unglaublich wichtige Versammlung«, erklärte David. »Alle neuen Mitglieder werden dort sein.«
    »David, ich glaube, dass du und alle anderen diese Welle ein bisschen zu ernst nehmen.«
    David schüttelte den Kopf. »Nein, das tue ich nicht. Aber du nimmst sie nicht ernst genug. Schau mal, Laurie, du bist immer ein Führertyp gewesen. Die anderen Schüler haben immer auf dich geschaut. Du musst einfach bei dieser Versammlung sein.«
    »Aber das ist ja genau der Grund, aus dem ich nicht hingehe«, versuchte Laurie zu erklären. »Sie sollen sich ihre eigene Meinung über die Welle bilden. Sie sind Individuen. Sie brauchen mich nicht als Helferin.«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte David.
    »David, ich kann nicht glauben, wie verrückt plötzlich alle geworden sind. Die Welle übernimmt einfach die Macht über alles.«
    »Ja, sicher«, bestätigte David. »Weil die Welle etwas Vernünftiges ist. Sie funktioniert. Alle gehören zum selben Team. Endlich einmal sind alle gleich!«
    »Das ist ja fantastisch!«, erwiderte Laurie spöttisch. »Müssen wir dann vielleicht auch alle gemeinsam beim Football die Punkte machen?«
    David trat zurück und betrachtete seine Freundin aufmerksam. So etwas hatte er nicht erwartet. Ganz gewiss nicht von Laurie.
    »Aber siehst du denn nicht ein ...«, sagte Laurie, die sein Zögern für den Anfang eines Zweifels hielt, »du bist ein solcher Idealist, David. Du bist ganz scharf darauf, eine Gesellschaft zu schaffen, die voll ist von gleichen Menschen und großen Footballteams, dass du gar nichts anderes mehr siehst. Aber so ist das nun einmal nicht. Es wird immer Menschen geben, die nicht daran teilhaben wollen, und sie haben ein Recht darauf, dann auch wirklich nicht beizutreten.«
    David kniff die Augen zusammen. »Weißt du«, sagte er, »du bist nur dagegen, weil du nichts Besonderes mehr bist. Weil du nicht mehr die beste und beliebteste Schülerin der ganzen Klasse bist.«
    » Das ist nicht wahr, und das weißt du genau!«, gab Laurie heftig zurück.
    »Ich glaube, es ist doch wahr«, beharrte David. »Und jetzt weißt du, dass wir anderen in der Klasse

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