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Die Welle

Titel: Die Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morton Rhue
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Vielleicht wusste Amy etwas, was ihr unbekannt war. Vielleicht konnte sie sogar mit David über den Fall reden. Laurie kam gerade rechtzeitig zum Beginn des Spiels. Es war das zahlenmäßig stärkste Publikum des Jahres, und Laurie brauchte einige Zeit, ehe sie Amys blonden Lockenkopf auf den gut gefüllten Rängen entdeckte.
    Sie war schon halb hinaufgestiegen zur obersten Reihe, wollte zu Amy hinüberlaufen, als jemand ihr zurief: »Halt!«
    Laurie blieb stehen und sah Brad auf sich zukommen. » Oh, Laurie, ich habe dich von hinten gar nicht erkannt«, sagte er. Dann vollführte er den Gruß der Welle.
    Laurie stand da, ohne sich zu rühren.
    Brad zog die Augenbrauen zusammen. »Los, Laurie, du brauchst nur zu grüßen, dann darfst du hinaufgehen.« »Wovon redest du eigentlich, Brad ? «
    »Das weißt du doch! Vom Gruß der Welle!«
    »Du meinst, ich darf nicht auf die Tribüne, solange ich nicht grüße?«, fragte Laurie. Brad schaute sich verlegen um. »Ja, das haben sie beschlossen, Laurie.«
    »Wer – sie?«
    »Die Welle, Laurie. Du weißt doch.«
    »Brad, ich habe immer gedacht, du gehörst genauso zur Welle wie die meisten. Du bist doch in der Klasse von Mr Ross.«
    Brad hob die Schultern. »Ich weiß. Aber hör mal, was ist denn schon Großes dabei? Du grüßt, und schon kannst du hinauf.«
    Laurie betrachtete die gefüllten Reihen. »Willst du etwa behaupten, dass alle, die da sitzen, vorher gegrüßt haben?« »Ja, jedenfalls hier an meinem Teil der Tribüne bestimmt.« »Aber ich will hinauf, und ich will eben nicht grüßen!«, fuhr Laurie ihn ärgerlich an.
    »Aber das kannst du nicht!«, antwortete Brad. »Wer sagt, dass ich das nicht kann?«, fragte Laurie lautstark. Einige Schüler schauten schon in ihre Richtung.
    Brad errötete: »Hör mal, Laurie«, sagte er leise, »nun mach schon diesen blöden Gruß!«
    Aber Laurie blieb unnachgiebig. »Nein! Das ist einfach lächerlich, und das weißt du genauso gut wie ich.«
    Brad kniff die Lippen zusammen, dann schaute er sich noch einmal um und sagte: »Okay, dann grüß nicht und geh weiter. Ich glaube, es schaut gerade niemand her.«
    Aber plötzlich wollte Laurie nicht mehr zu den anderen. Sie hatte nicht die Absicht, sich irgendwo einzuschleichen. Das alles war einfach aus den Fugen geraten. Und manche Mitglieder, wie zum Beispiel Brad, mussten das genau wissen. »Brad«, sagte sie, »warum machst du das eigentlich mit, wenn du genau weißt, dass es dumm ist? Warum gehörst du dazu?«
    »Sieh mal, Laurie, ich kann jetzt nicht darüber reden«, antwortete Brad unsicher. »Das Spiel fängt an. Ich soll hier einfach die Leute auf die Tribüne lassen. Ich habe viel zu tun.« »Hast du Angst?«, fragte Laurie. »Fürchtest du dich vor dem, was die anderen Wellenmitglieder mit dir anstellen, wenn du nicht mitmachst?«
    Brad öffnete den Mund, sagte aber lange nichts. Dann sagte er endlich: »Ich fürchte mich vor keinem, Laurie. Und du solltest lieber den Mund halten. Du weisst, dass genug Leute bemerkt haben, dass du gestern nicht bei der Versammlung warst.«
    »Na, und?«, fragte Laurie. »Ich will nichts gesagt haben, ich meine nur so«, antwortete Brad.
    Laurie war verblüfft. Sie wollte gern wissen, was er anzudeuten versuchte, aber auf dem Feld lief ein großes Spiel. Brad wandte sich ab, und ihre Worte verloren sich im Geschrei der Menge.

Am Sonntagnachmittag verwandelten Laurie und einige Redaktionsmitglieder der Schülerzeitung das Wohnzimmer der Familie Saunders in eine Redaktion, um die Sonderausgabe fertig zu stellen, die fast ausschließlich der Welle gewidmet sein sollte. Einige Redakteure waren nicht gekommen, und als Laurie die Anwesenden nach dem Grund dafür fragte, schienen sie anfangs zu zögern. Dann sagte Carl: »Ich habe das Gefühl, dass einige unserer Mitarbeiter lieber nicht den Zorn der Welle auf sich ziehen wollen.«
    Laurie sah, dass die anderen zustimmend nickten.
    »Diese rückgratlosen Amöben!«, rief Alex, sprang auf und schüttelte mit großer Gebärde die Fäuste. »Ich verspreche, dass ich die Welle bis zum Ende bekämpfen werde! Freiheit oder Akne!«
    Er schaute in die verblüfften Gesichter der anderen. »Na ja«, erklärte er, »ich denke mir eben, Akne ist noch schlimmer als Tod!«
    »Setz dich, Alex«, sagte jemand milde. Alex setzte sich, und man ging wieder an die Arbeit. Aber Laurie spürte, dass alle an die abwesenden Mitarbeiter dachten.
    In der Sonderausgabe über die Welle sollte auch ein Artikel über den

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