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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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»Ich kann nicht fassen, dass dieser Kerl um ein paar Dukaten feilscht, während gerade die Welt untergeht.«
    Jolly wollte etwas erwidern, als ihr Blick auf eine einzelne Gestalt fiel, die sich ihnen mit flatterndem Kapuzenumhang näherte.
    »Soledad?«
    Die Kapuze der Piratenprinzessin glitt zurück. Buenaventure wollte sich ihr mit einem zornigen Knurren in den Weg stellen, aber Jolly trat ihm von hinten gegen das Bein. »Lass sie in Ruhe! Sie gehört zu mir.«
    Munk starrte sie an. »Ach ja?«
    Buenaventure schenkte Jolly einen finsteren Blick aus seinen Hundeaugen, ließ aber zu, dass sich Soledad zu ihnen gesellte. Sie war völlig außer Atem, ihr Umhang angesengt. Sie roch, als hätte sie sich gerade in Ruß gewälzt.
    »Gilt dein Angebot noch?«, fragte sie keuchend in Jollys Richtung, ohne die anderen zu beachten.
    Jolly nickte und wollte etwas sagen, als Walker sie zur Seite schob, ein strahlendes Lächeln aufsetzte und sich galant vor der Prinzessin verbeugte. »Das Angebot uns zu begleiten, schöne Frau? Aber gewiss doch.«
    Buenaventure knurrte und verdrehte die Augen, was so kurios menschlich in seinem Hundegesicht aussah, dass es seine ganze sonderbare Erscheinung noch unglaublicher machte.
    Soledad verzog das Gesicht, als hätte man ihr gerade ein besonders scheußliches Insekt gezeigt. Kopfschüttelnd stieß sie Walker beiseite und sah wieder Jolly an. »Charmante Freunde hast du.«
    Jolly schnaubte erbost. »Das ist kein -«
    »Ein guter Freund.« Walker grinste noch breiter.
    »Der beste, sozusagen.«
    Der Geisterhändler trat zwischen sie. »Da drüben kommen ungefähr hundert Männer auf uns zu, die sicher gerne ihr Leben mit diesem Boot retten würden. Wir sollten das hier vertagen.«
    Während Buenaventure sich schützend vor ihnen allen aufbaute, schoben Walker, Munk und der Händler das Boot zu Wasser. Jolly und Soledad sprangen mit hinein. Der Pitbullmann folgte als Letzter. Soledad warf ihm einen argwöhnischen Seitenblick zu, sagte aber nichts.
    Die vier Erwachsenen ergriffen die Ruder, während Jolly sich hektisch umsah. Sie und Munk hätten über das Wasser laufen können, doch die Wogen waren von den Einschlägen der Geschosse so aufgewühlt, dass sie Zweifel hatte, ob sich Munk mit seiner mangelnden Erfahrung hätte halten können.
    Eine große Schar Piraten, unter ihnen auch einige Frauen, erreichte gerade die Stelle, an der die Ruderboote gelegen hatten. Zu spät. Alle Boote waren bereits auf dem Wasser und näherten sich mit größtmöglicher Geschwindigkeit den ankernden Schiffen. Kanonenkugeln zischten über ihre Häupter hinweg. Die Spanier nahmen unvermindert die Stadt unter Beschuss. Immer noch ertönten neue Explosionen, durchmischt mit dem schauderhaften Klang zahlloser Todesschreie. Plötzlich wurde eines der vorderen Ruderboote getroffen, der Einschlag katapultierte Körper in alle Richtungen; Sekunden später war das Boot verschwunden, nur ein paar Planken und ein Stiefel trieben auf dem Wasser.
    »Da vorne ist die Carfax !« Walker deutete ins Dunkel, wo inmitten der Rauchschwaden eine schlanke Schaluppe auf dem Wasser lag. Sie ankerte mit ein paar anderen Schiffen ein wenig abseits, daher versuchte keine der übrigen Bootsbesatzungen, sie zu erreichen. Walker legte die Stirn in Falten. »Wir sollten besser eines der Schiffe nehmen, auf denen es auch genug Männer gibt, um sie fertig zum Auslaufen zu machen.«
    Der Geisterhändler schüttelte den Kopf. »Nein, es muss die Carfax sein. Sie werden Ihre Mannschaft bekommen, Captain. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Tatsächlich versuchten die meisten Flüchtlinge, eines der beiden nächstgelegenen Schiffe zu erklimmen, eine Brigantine und eine heruntergewirtschaftete Galeone.
    »Wie könnte ich mir Sorgen machen?« Walkers Stimme war voller Hohn. »Wir werden einfach zu sechst alle Segel setzen, den Anker einholen und -«
    »An Bord der Carfax wird uns eine Mannschaft erwarten, Captain. Vertrauen Sie mir.«
    Der Pirat wollte erneut widersprechen, als ein Kanonenschuss den Großmast der Galeone fällte. Knirschend fiel er in sich zusammen, begrub Dutzende Flüchtlinge unter sich und schlug der Länge nach über das Deck des zweiten Schiffs.
    »Einverstanden«, knurrte Walker.
    Sie brachten das Ruderboot seitlich an den Rumpf der Carfax. Das Schiff hätte einen Anstrich vertragen können, war ansonsten aber in bester Verfassung. Es ähnelte in Größe und Aufbau der Mageren Maddy, mit schmuckloser Reling und einem schlicht

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