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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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geht.«
    »Der Mahlstrom?«
    Der Geisterhändler klopfte Jolly lächelnd auf die Schulter. »Es ist gut, dass ihr zu zweit seid. Unsere Chancen haben sich dadurch verdoppelt.« Er wandte sich an Munk, der Spinne und Schatulle wieder in seiner Gürteltasche verschwinden ließ. »Und du, Munk, musst mir versprechen, deine magischen Künste weiter zu verfeinern. Du besitzt ein großes Talent. Irgendwann wirst du uns vielleicht alle retten.«
    Munks Augen leuchteten vor Stolz, trotz der Zerstörung rings um sie herum, trotz seiner Furcht. Dann aber überschattete Sorge seinen Blick. »Kannst du nicht bei uns bleiben? New Providence wird untergehen!«
    »Die Piraten vielleicht, aber nicht die Insel. Mir wird nichts geschehen.« Und damit schlug er sich das Gewand vor den Körper, Stoff flatterte, ein Windstoß traf sie alle ins Gesicht und ließ sie für einen Herzschlag die Augen schließen. Als sie wieder hinsahen, war der Geisterhändler fort. Jolly entdeckte ihn nach kurzer Suche auf einem anderen Schiff, fünfzig Schritt entfernt. Aber auch dort verschwand er Sekunden später in einem schwarzen Stoffwirbel, um ein Schiff weiter abermals aufzutauchen und sich erneut in Luft aufzulösen.
    Mit einem Knirschen und Knarren setzte sich die Carfax in Bewegung. Als Jolly aufsah, entdeckte sie den Pitbullmann am Steuer, während Walker breitbeinig auf der Brücke stand und seiner untoten Mannschaft Befehle zubrüllte.
    Der Kanonendonner wurde lauter, als der Dreimaster mit zunehmender Geschwindigkeit auf die Ausfahrt der Bucht zuglitt - geradewegs dem Wall der spanischen Kriegsschiffe entgegen.
    Die Armada hatte in einem Halbkreis rund um Port Nassau Stellung bezogen. Unablässig donnerte das Kanonenfeuer über die Bucht hinweg und hieb tiefe Schneisen in das Gassengewirr der Stadt.
    Lediglich eine Hand voll spanischer Schiffe auf der Steuerbordseite der Carfax hatte den Befehl erhalten, mit ihren Geschützen statt der Häuser die ankernde Piratenflotte unter Beschuss zu nehmen. Das Gros der Armada widmete sich dagegen der Stadt und der Festung des Gouverneurs. Die englischen Schützen auf den Zinnen hatten trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit ihrer Kanonen einige Treffer landen können; drei spanische Schiffe waren so stark beschädigt, dass ihre Mannschaften in Ruderbooten zu benachbarten Galeonen übersetzen mussten.
    Walker traf zwei Entscheidungen. Zum einen ließ er die Carfax am Ausgang der Bucht nach Backbord abdrehen, fort von jenen Schiffen, die es auf die Piratenflotte abgesehen hatten. Zum anderen befahl er Buenaventure, direkten Kurs auf die Spanier in den Rettungsbooten zu nehmen. Solange sich die Carfax inmitten der Schiffbrüchigen befand, würde hoffentlich keiner der Kapitäne die Schaluppe mit vollen Rohren unter Feuer nehmen.
    »Immerhin weiß er, was er tut«, murmelte Munk und zog den Kopf ein, als ein paar vereinzelte Gewehrschüsse über das Deck pfiffen.
    Jolly fauchte abfällig. »Eine gute Eigenschaft muss ja selbst ein Widerling wie er haben.«
    »Er ist ein guter Kapitän«, sagte auch Soledad, die neben den beiden zwischen Fässern und Kisten kauerte, Teilen der Ladung, mit der der neue Besitzer der Carfax am nächsten Morgen hatte in See stechen wollen. Jetzt gaben sie eine gute Deckung gegen Gewehrfeuer und Querschläger ab.
    »Du kannst ihn ja heiraten«, gab Jolly schnippisch zurück.
    »Wer weiß?«
    Jolly starrte sie aus großen Augen an.
    Soledad lachte. »Keine Sorge.« Sie schaute zur Brücke hinauf, wo Walker ungerührt inmitten des Kreuzfeuers aus Gewehrkugeln stand und Befehle gab, während Buenaventure das Schiff mit beachtlichem Geschick zwischen Rettungsbooten und Kriegsschiffen hindurchsteuerte. Jolly beruhigte sich mit dem Gedanken, dass Soledad gewiss nur das seemännische Geschick dieses Halsabschneiders bewunderte, nicht seine fragwürdigen menschlichen Qualitäten.
    Die Spanier hatten ihre Flotte weit aufgefächert, um das Piratennest aus möglichst vielen Winkeln unter Beschuss zu nehmen. Das war taktisch geschickt, solange es nicht allzu vielen Freibeuterschiffen gelang, den Hafen zu verlassen. Die Angreifer verließen sich auf das Überraschungsmoment, das ihnen der Verrat der Wachtposten ermöglicht hatte - sie versuchten, ihre Gegner in ihren Hütten und Zelten zusammenzuschießen und dabei, ganz nebenbei, die Festung des englischen Gouverneurs in Schutt und Asche zu legen.
    Spanier und Engländer bekämpften sich seit vielen Jahrzehnten in den Gewässern der

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