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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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bist du eigentlich heil aus der Sache rausgekommen?«
    »Das geht dich nichts an. Wissen musst du nur, dass ich Bannon finden will - oder zumindest einen Hinweis auf das, was mit ihm geschehen ist.«
    Walker nickte. »Ist so weit klar.«
    »Falls es uns gelingen sollte, Bannon wieder zu finden, tot oder lebendig, wartet auf jeden, der mir hilft, eine riesige Belohnung.«
    »Schöne Worte«, sagte Walker unbeeindruckt.
    Jolly seufzte, dann wandte sie ihm den Rücken zu und hob ihr Hemd. »Siehst du die Tätowierung?«
    »Hässlich. Was soll das sein?«
    Sie ließ das Hemd wieder fallen und drehte sich zu ihm um. »Es ist die Hälfte einer Karte. Der Weg zu Bannons Schatz. Die andere Hälfte befindet sich auf seinem Rücken. Falls wir Bannon finden, gehört der Schatz dir.«
    Walker grübelte. »Das wird ihm nicht recht sein.«
    »Du hast mein Wort.«
    »Na ja, du weißt ja, wie es ist im Geschäftsleben…«
    »Ich kann dir keinen Beweis liefern. Nur mein Ehrenwort. Finden wir Bannon, sorge ich persönlich dafür, dass du die Möglichkeit bekommst, die Kartenhälfte von seinem Rücken zu kopieren - und die andere Hälfte von meinem eigenen.«
    Walker dachte nach. Er ließ sich Zeit damit. Vermutlich wägte er das wenige Für gegen das überwältigende Wider ab.
    »Einverstanden«, sagte er schließlich. »Dein Ehrenwort?«
    »Mein Ehrenwort.« Sie reichte ihm die Hand. Er ergriff sie und schüttelte sie kräftig.
    »Gutes Mädchen«, sagte er, bevor er sich umwandte und wieder die Stufen zur Brücke hinaufstieg. »Bannon kann wirklich stolz auf dich sein.«
    Munk rückte näher an sie heran. »Du hast doch gesagt, das auf deinem Rücken sollte mal eine Koralle werden.«
    »Sollte es auch.«
    »Aber -«
    »Ich hab ihn angelogen.«
    »Na, toll.«
    Wütend funkelte sie ihn an. »Hast du vielleicht eine bessere Idee gehabt?«
    Walkers Stimme ließ sie erschrocken verstummen.
    »Jolly!«
    Mit klopfendem Herzen sah sie zur Brücke hinauf.
    »Ja?«
    »Deine Geister mögen ja eine feine Sache sein«, rief er zu ihr herunter, »aber für meinen Geschmack sind sie ein wenig wortkarg.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich brauche jemanden, der unter Deck geht und mir Bericht erstattet, wie es dort aussieht. Die Carfax liegt tiefer im Wasser als üblich. Sieh mal nach dem Rechten. Ich will keine bösen Überraschungen erleben.«
    »Das kann ich doch machen«, rief Munk.
    Jolly schüttelte den Kopf. »Ich geh schon.« Sie löste sich von der Reling und lief zur Ladeluke. Mit beiden Händen klappte sie sie zurück und kletterte über eine steile Treppe in den Schiffsrumpf hinab.
    Munk sah sie verschwinden, schaute dann zu der schlafenden Piratenprinzessin hinüber, schüttelte langsam den Kopf und blickte wieder auf die ruhige See hinaus. Das Licht unzähliger Gestirne funkelte auf den Wogen, silbrig, fast weiß, wie die Scherben von Millionen zerbrochener Spiegel.
    »Uh, Walker?« Jolly war wieder aus dem Bauch der Schaluppe geklettert und stand auf der oberen Treppenstufe.
    Der Captain unterbrach eine Unterredung mit Buenaventure. »Was ist los?«
    »Schlechte Nachrichten.«
    »Wie schlecht?«
    »Wir haben blinde Passagiere an Bord.«
    Walker hieb mit der Faust auf das Geländer. »Ich komme runter. Blinde Passagiere? Mehrere?«
    Ein schmerzliches Lächeln huschte über Jollys Züge. »Mindestens fünfzig, schätze ich.«
    »Fünfzig?« Walker sprang mit einem Satz die Treppe zum Hauptdeck hinunter.
    Jolly nickte. »Und sie riechen… na ja, nicht gut, fürchte ich. Gar nicht gut.«

Der Goldmacher

    Munk und Walker kamen gleichzeitig neben Jolly zum Stehen und blickten durch die Ladeluke hinab.
    »Sapperlot!«, entfuhr es dem Captain.
    »Uuh«, machte Munk und wandte sich ab. »Sind das -«
    »Jean-Paul«, sagte Walker. Jolly machte große Augen. »Jean wer?«
    Munk hielt sich die Nase zu. »Riechen alle Franzosen so?«
    »Das sind keine Franzosen«, sagte Walker ungeduldig. »Sie heißen nur so.«
    »Schweine«, sagte Jolly. »Der ganze Laderaum ist voller Schweine.«
    Auf der Treppe war das Grunzen und Schnaufen der Tiere deutlich zu vernehmen, übertönte sogar das Rauschen des Ozeans und den Wind oben in den knatternden Segeln.
    Walker machte sich an den Abstieg, obwohl die breiten Rücken der Schweine schon von hier oben auszumachen waren. »Eine besonders fette und schwere Rasse«, sagte er. »Die Franzosen haben sie als Erste auf Haiti gezüchtet, deshalb hat irgendwer sie Jean-Paul getauft. Der Händler, an den ich die Carfax

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