Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
die Carfax von einem Augenblick zum nächsten das andere Ende eines Unwetters erreicht - oder aber das Auge des Sturms, und das Schlimmste stand ihnen noch bevor.
    Walker machte seinem Ekel und seiner Überraschung lautstark Luft, während Jolly und Munk sich nur stumm und angstvoll ansahen. Griffin schüttelte einen toten Fisch von seiner Stiefelspitze und blickte ungläubig hinaus auf die See.
    »Gibt’s hier jemanden, der mir das erklären kann?«
    Mittlerweile war es Soledad gelungen, die Hornbeine der Seespinne aus ihrem Haar zu lösen. Wütend schleuderte sie das widerwärtige Ding über die Reling.
    Walker unterbrach sich selbst in seiner Fluchlitanei. »Das ist wegen euch passiert, oder? Natürlich - ihr seid das gewesen!«
    »Blödsinn!«, rief Soledad. »Wie sollten sie -« »Er hat Recht.« Anfangs sprach Jolly noch leise, fast schuldbewusst, dann aber mit aller Entschiedenheit, die sie aufbringen konnte. »Munk und ich haben so was schon einmal erlebt. Aber -«
    »Ich hab’s geahnt!« Walker fluchte erneut. »Ich hab gleich geahnt, dass ihr mir nur Ärger macht.«
    » Aber «, wiederholte Jolly betont, »es kommt noch schlimmer.«
    Walker verstummte und sah sie finster an.
    »Bevor Munks Eltern ermordet wurden, ist das Gleiche passiert. Ich glaube, dieser Fischregen ist so was wie eine Warnung.«
    »Warnung wovor?«
    Jolly sah sich suchend um, aber die See lag noch immer ruhig da. Unvermittelt kam ihr ein Gedanke: Was sich im Schutz des Fischregens näherte, kam nicht über die See.
    »Von unten!«, entfuhr es ihr. »Es kommt von unten!«
    »Was?« Walker riss seinen Säbel aus der Scheide; wem er allerdings damit drohen wollte, wusste er vermutlich selbst nicht. »Was, bei allen Klabautern, wird hier gespielt?«
    »Klabauter, ganz richtig«, flüsterte Munk, der sofort erkannt hatte, was Jolly meinte. »Als der Acherus aufgetaucht ist, da waren auch Klabauter im Wasser.«
    Griffin legte ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm. »Ich habe schon mit Klabautern gekämpft. Das bleibt nicht aus, wenn man ab und an über Bord… fällt.« Aber sein schiefes Grinsen war halbherzig und täuschte keinen darüber hinweg, dass er genauso beunruhigt war wie alle anderen.
    »Wartet!«, rief Soledad von der Brücke. »Spürt ihr das?«
    Alle verstummten. Buenaventures Nase war witternd in die Luft gerichtet, nur seine Lefzen flatterten leicht bei jedem Atemzug. Walkers Blick wanderte hektisch über das Deck, während Munk die Augen geschlossen hielt, als konzentriere er sich auf einen weiteren Zauber. Doch die Muscheln lagen längst wieder in seiner Gürteltasche.
    Erschütterungen liefen durch den Rumpf der Carfax. Sie hatten nichts mit dem üblichen Schwanken und Beben eines Schiffes im Wellengang gemein. Es war ein feineres, fast delikates Zittern, das vom Deck aus an den Füßen und Beinen der Besatzung emporkroch.
    »Schritte«, sagte Walker tonlos. »Das sind Schritte!«
    Aber keiner von ihnen rührte sich. Und die Geister, die unbeeindruckt ihrer Arbeit nachgingen, schwebten gewichtlos umher, ohne das Deck überhaupt zu berühren.
    »Es kommt von der Unterseite«, sagte Buenaventure -der erste vollständige Satz, den Jolly aus seinem Hundemaul hörte. Seine Stimme war tief und grollend, mit einem fast unmerklichen Sprachfehler, den sie bei jedem anderen für einen Akzent gehalten hätte. In Buenaventures Fall aber lag es an seinen Kiefern, die eigentlich nicht zum Sprechen geschaffen waren: Er konnte kein scharfes S sprechen, bei ihm klang es seltsam weich, fast summend.
    Walker warf einen Blick zu Munk hinüber. »Du hattest Recht, Junge. Es sind Klabauter. Aber seit wann regnet es tote Fische, wenn sie irgendwo auftauchen?«
    »Da muss noch etwas anderes bei ihnen sein.« Jollys Stimme klang so belegt, dass sie fürchtete, niemand außer ihr selbst könnte die Worte verstehen.
    »Acherus«, murmelte Munk.
    »Was?«, fragte Walker. »Was hast du da gesagt?«
    »Meine Eltern . sie wurden von einem Acherus getötet.«
    Soledad hatte das Steuer mit einem Seil gesichert und sprang die Stufen zum Hauptdeck hinunter. Sie hatte zwei ihrer Wurfmesser gezogen. »Was soll das sein, so ein -«
    »Acherus«, sagte Munk noch einmal.
    »Ein riesengroßes Mistvieh«, sagte Jolly und brachte es damit auf den Punkt. Jetzt war keine Zeit für unnütze Erklärungen über den Mahlstrom und all das andere, was der Geisterhändler gesagt hatte.
    »Ich hab ein wirklich hundsmiserables Gefühl bei dieser Sache«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher