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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Walker.
    Der Pitbullmann knurrte zustimmend.
    »Eine Waffe.« Griffin sah sich um. »Ich brauche eine Waffe!«
    Walker deutete auf eine Kiste, die gleich neben dem Eingang zu den Kajüten auf den Decksplanken verschraubt war. »Schau dort hinein!«
    Griffin eilte hinüber, klappte den Deckel hoch, schnappte sich einen Säbel, wog ihn prüfend in der Hand und wählte dann einen anderen. »Jolly? Munk?«
    Munk wechselte einen Blick mit Jolly, dann zuckte er die Achseln. »Eine Pistole wäre nicht schlecht.« Er trat zu Griffin, fand, was er suchte, und begann sogleich, Pulver und Kugel in den Lauf zu stopfen. »Ich hab nie gelernt zu fechten, aber ich bin ein ganz passabler Schütze. Glaube ich jedenfalls.«
    Jolly ergriff ebenfalls einen Säbel, während Buenaventure eine Klinge aus dem Gürtel zog, die doppelt so breit und sehr viel länger war als die der Übrigen; an beiden Kanten war sie gezahnt wie eine Säge. Jolly erschauerte bei ihrem Anblick.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, sagte Munk, als sie alle in einem engen Kreis Stellung bezogen, Rücken an Rücken.
    Soledad, die neben ihm stand, warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Wenn es wirklich ein Acherus wäre«, sagte er, »dann hätte er längst angegriffen. Jolly und ich haben mit einem gekämpft, und er konnte es gar nicht erwarten, uns endlich den Kopf abzureißen.« Er wechselte die geladene Pistole nervös von rechts nach links und zurück. »Ein Acherus würde nicht so lange mit dem Angriff warten.«
    Jolly dachte, dass sich die Wesen des Mahlstroms ebenso voneinander unterscheiden mochten wie Menschen und dass sie gewiss nicht so berechenbar waren, wie Munk offenbar annahm. Außerdem hatte der Geisterhändler von dem Acherus gesprochen, nicht von einem Acherus. Womöglich hatte es nur den einen gegeben. Trotzdem wäre es ihr fast lieber gewesen, Munk behielte Recht - im Falle eines Acherus hätten sie wenigstens gewusst, mit was sie es zu tun hatten. Das da unten aber mochte tausendmal größer sein. Und tausendmal mörderischer.
    »Vielleicht wartet er auf Verstärkung«, sagte Walker.
    Jolly schüttelte den Kopf. »Solch ein Wesen braucht keine Verstärkung. Außerdem sind die Tiefen Stämme auf seiner Seite. Diese Erschütterungen, das sind doch -«
    »Klabauterschritte.« Walker nickte. »Sie schwärmen unter Wasser am Rumpf aus und kleben jetzt an uns wie Zecken. Aber das muss nicht bedeuten, dass sie tatsächlich angreifen. Manchmal klammern sie sich einfach für ein paar Meilen fest, ehe sie plötzlich wie vom Erdboden verschwunden sind. Die meisten Klabauter würden es niemals wagen, etwas anzugreifen, das größer ist als sie selbst - schon gar kein Schiff.«
    »Aber es hat Attacken auf Handelsschiffe gegeben«, widersprach Jolly.
    Walker hob die Achseln. »Ich habe diese Geschichten auch gehört. Trotzdem können immer noch Piraten dahinter stecken, die es so haben aussehen lassen, als ob die Angreifer Klabauter gewesen wären.«
    Soledad wischte sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. »Mein Vater hätte davon gewusst.«
    »Dein Vater war nicht allwissend, Schätzchen.«
    Soledad wollte auffahren, aber Munk berührte sie mit der Hand und schüttelte sanft den Kopf. Lass es, sagte sein Blick. Dafür ist später noch Zeit.
    Jolly fand es bewundernswert, dass Munk selbst in einer Lage wie dieser so beherrscht blieb. Sie wussten beide, wozu eine Kreatur des Mahlstroms im Stande war. Jolly spürte ihre Beine kaum noch vor Furcht, auch wenn sie sich bemühte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Das Warten wurde fast unerträglich.
    Jolly blickte zu dem einsamen Albatros empor, der vom Rand des Ausgucks auf sie herabschaute. Sie stellte sich vor, was er sah: sechs Gestalten, die sich zu einem engen Kreis formiert hatten, die Gesichter und Waffen nach außen gewandt, in starrer, gespannter Erwartung, und um sie herum ein menschenleeres Schiffsdeck, über das geschäftige Nebelwesen wehten wie wunderliche Wolken aus Pfeifenrauch. Kein Anzeichen von Angreifern. Kein Hinweis auf Gefahr.
    Und doch .
    »Jolly«, sagte Munk plötzlich. »Der Händler hat dir doch den Befehl über die Geister gegeben. Sie könnten uns jetzt helfen.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht.« Sie schnitt eine Grimasse. »Leider hat er vergessen, mir zu erklären, was ich tun muss.«
    »Gut zu wissen.« Walker sah aus, als hätte er in eine verfaulte Banane gebissen.
    »Befiehl ihnen einfach, sich im Kreis um uns aufzustellen und alles zu bekämpfen, was uns zu nahe

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