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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erhob sich von seinem Stuhl und nickte.
    »Kümmere dich um deine Freunde im Laderaum. Sie werden allmählich hungrig sein. Da unten stehen eine Menge Säcke rum. Ich hoffe mal, dass Futter darin ist.«
    »Aye, aye«, sagte Jolly. »Kommst du mit?«, fragte sie Munk.
    »Sicher.«
    An den engen Gang vor der Kapitänskajüte grenzten die Kombüse und das Waffenlager. Ein paar Stufen an seinem Ende führten hinauf an Deck. Draußen atmete Jolly tief durch. Die Karibische See lag leuchtend blau unter einem wolkenlosen Himmel. Der Wind strich warm über die Wogen und fing sich in den Segeln. Die Luft schmeckte nach Salz. Von einem der Masten ertönte das Kreischen eines Vogels, doch als Jolly und Munk hinaufsahen, saß dort keiner der Papageien des Geisterhändlers, sondern nur ein Albatros, der ihren Blick aus Knopfaugen erwiderte. Die Geister waren im hellen Sonnenschein fast unsichtbar, nur Schemen, durch die das Licht hindurchfiel, ohne sich zu brechen.
    Während Soledad von Buenaventure das Steuer übernahm, kletterten die beiden Quappen hinab in den Laderaum. Der Gestank war kaum zu ertragen. Die Schweine standen eng zusammengepfercht auf einem dicken Teppich aus Stroh. Es gab mehrere Tröge, ein paar davon mit schmutzigem Wasser. Die meisten jedoch waren leer. Dort musste das Futter aus den Säcken hinein.
    Jolly hielt sich die Nase zu. »Ist das eklig.«
    »Ach was.« Munk winkte ab und tätschelte einem der vorderen Tiere den Rücken. »Wir hatten ein paar Schweine auf der Farm. Es wird nicht reichen, sie zweimal am Tag zu füttern. Ihr Herz bleibt stehen, wenn ihnen zu heiß wird.«
    »Und das bedeutet?« »Eigentlich müssten sie sich im Schlamm suhlen. Aber für die Überfahrt reicht es vielleicht, sie hin und wieder mit Wasser zu übergießen.«
    »Alle fünfzig?«
    Er nickte. »Wird eine ziemliche Schlepperei werden.«
    »Walker wird begeistert sein, wenn wir sein Unterdeck fluten.«
    »Dann fangen wir am besten gleich nach dem Füttern damit an, solange er und Buenaventure schlafen.«
    Es wurde in der Tat eine arge Plackerei, das Futter aus den Säcken in die Tröge zu schütten und anschließend Eimer um Eimer an einem Seil aus dem Meer zu schöpfen, die Treppe hinunterzubalancieren und das Wasser über die Schweine auszugießen. Soledad war keineswegs angetan von den Wassermengen, die die beiden unter Deck brachten, aber Munk versicherte ihr, dass der größte Teil innerhalb kürzester Zeit zwischen den überhitzten Schweineleibern verdampfen würde. Er behielt Recht damit, allerdings wurde der Gestank dadurch noch unerträglicher und schien jetzt auf dem ganzen Schiff zwischen den Planken emporzusteigen.
    Sie hatten nahezu alle Schweine übergossen, als in der hinteren Ecke des Laderaums Unruhe entstand.
    Plötzlich erhob sich eine dunkle Gestalt zwischen den Tieren.
    Jolly erschrak, wurde aber gleich wieder ruhiger, als sie erkannte, dass unter der Schmutzkruste ein Junge steckte. »Was für eine Art von Schwein bist du denn?«
    Munks Miene wurde noch abweisender. »Ist das nicht -«
    »Griffin?« Jolly schob sich zwischen den Schweinen auf den Jungen zu. »Verdammt, was hast du hier zu suchen?«
    Griffin lächelte. Seine zahllosen Zöpfe waren steif von all dem Dreck, der ihn bedeckte. »Ich war auf der Brigantine, als der Mast von dem anderen Schiff auf das Deck gekracht ist. Ich bin über Bord gesprungen und eurem Ruderboot hinterhergeschwommen. Dann bin ich auf der anderen Seite an Bord geklettert und hab mich hier unten versteckt.« Er klopfte einem Schwein auf den borstigen Leib. »Reizende Gesellschaft, wirklich. Wir haben viel zu viele Vorurteile gegen die armen Viecher. Sie können sehr fürsorglich sein, und ihre Konversation -«
    »Du hättest dich gleich zeigen können«, sagte Jolly vorwurfsvoll. Sie war nicht sicher, was sie bei Griffins Anblick empfand. Ein wenig Schadenfreude. Und Abneigung, eine Spur von Ärger - aber auch… nun, eine gewisse Erleichterung, dass er den Angriff auf Port Nassau heil überstanden hatte. Sie hatte sich bereits gefragt, ob es ihm wohl gelungen war, der Flammenhölle zu entkommen.
    »Zeigen? Und mir von dem Ungeheuer da oben den Hals umdrehen lassen?« Er winkte ab. »Ich hatte da einen kleinen . Vorfall mit Buenaventure, wenn man es so nennen will.«
    »Du hast ihn beim Spielen betrogen«, sagte Munk missmutig.
    »Wir haben alles gesehen«, pflichtete Jolly ihm bei.
    »Ihr wart am Hafen, als… Oh Mann, das war echt übel. Ich hab gedacht, ich bin so gut

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