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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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stritten und Jolly und Griffin erstaunt über den Verlauf der Ereignisse von einem zum anderen blickten, ließ Munk inmitten der Muscheln eine magische Perle entstehen. Schillernd schwebte sie im Zentrum des Musters.
    Jolly bemerkte es als Erste. Dann sah Griffin hin, schließlich Soledad und die beiden Männer.
    »Was zum Teufel…«, entfuhr es Walker.
    Munk schloss die Augen. Murmelte etwas. Vollführte eine komplizierte Handbewegung.
    Aus dem Inneren der Glutperle regnete es Goldstücke auf das Deck. Zwanzig, dreißig Dublonen prasselten klingend übereinander und rollten umher, ohne dabei den Muschelkreis zu verlassen.
    Schweiß lief über Munks Gesicht, als er der Perle wortlos befahl, sich in eine der Muscheln zurückzuziehen. Die leuchtende Kugel schwebte in ein kleines, unscheinbares Gehäuse. Munk klappte es rasch zu, atmete tief durch und sah Walker an.
    »Glaubst du . das genügt . für ihn?«, fragte er mit schwankender Stimme.
    »Munk!« Jolly fing ihn auf, bevor sein Oberkörper vor Erschöpfung zusammensacken konnte. Sie hielt ihn fest und tupfte seine Stirn mit ihrem Ärmel ab. Er hob das Gesicht, sah ihr stumm in die Augen und lächelte.
    »Oh Munk«, flüsterte sie und umarmte ihn. »Das war . toll!«
    »Gib ihnen das Gold . Schnell, bevor sie es sich anders überlegen.«
    Sie nickte, vergewisserte sich, dass er allein aufrecht sitzen konnte, dann nahm sie die Münzen mit beiden Händen auf und brachte sie Walker. Der starrte immer noch mit großen Augen Munk an.
    »Er… er kann Gold machen?«
    »Sieht ganz so aus«, erwiderte sie kühl und ließ die Dublonen auf Walkers Stiefel prasseln. »Genug Gold für Griffins Überfahrt, jedenfalls. Und für unsere und die der Schweine.« Sie grinste böse. »Sieht aus, als wären deine Schulden bei Scarab und Soledad immer noch offen.« Genüsslich stellte sie sich auf die Zehenspitzen und brachte ihren Mund an sein Ohr.
    »An deiner Stelle würde ich mir ziemliche Sorgen machen wegen der Kopfgeldjäger.«
    Walker stand mit offenem Mund da. Dann fuhr er abrupt zu Buenaventure herum. »Hast du das gesehen? Der Junge kann tatsächlich Gold machen! Wir sind reich!«
    Buenaventure knurrte nur; es war unmöglich, zu sagen, ob er Walker zustimmte. Jolly hatte ihn schon mit eigenen Ohren sprechen hören, aber aus irgendeinem Grund schien er sich die meiste Zeit über mit animalischen Lauten zufrieden zu geben.
    Soledad meldete sich von der Brücke zu Wort.
    »Nimm dein Gold, Walker, und lass Munk in Frieden. Ich warne dich - komm nicht auf dumme Gedanken!«
    Der Pirat sammelte die Münzen auf, biss prüfend auf eine und nickte begeistert. Dann sah er Jolly an.
    »Den Schatz kriege ich trotzdem, oder?«
    Sie verzichtete auf eine Erwiderung und eilte zurück zu Munk. Griffin hockte neben ihm, hielt seinen Hinterkopf und tröpfelte ihm aus einem Lederschlauch Wasser auf die Lippen.
    »Hey«, flüsterte er, »du hast was gut bei mir.«
    Jolly beugte sich ganz nah zu Munk hinab. »Wie lange wird es halten?«
    »Das Gold?« Ein fahriges Lächeln spielte um Munks Mundwinkel. »Eine Woche. Vielleicht zehn Tage.«
    »Und dann?«
    »Luft«, brachte Munk mühsam hervor und hustete.
    »Wie Walker schon gesagt hat: nichts als heiße Luft.«
    »Das muss reichen.« Jolly schaute über die Schulter zurück zu Walker und Buenaventure, die verstohlen miteinander tuschelten. »Bis dahin sind wir längst auf Tortuga.«
    Allmählich bekam Munks Gesicht wieder Farbe. Er machte gerade Anstalten, sich zu erheben, als neben ihnen etwas auf die Planken klatschte.
    Alle wirbelten herum.
    Auf dem Holz, unweit der Muscheln, lag ein toter Fisch.
    Walker winkte ab. »Den hat nur irgendein Vogel verloren. Kein Grund zur -«
    Er brach ab, denn im selben Moment begann es zu regnen.
    Aber was vom Himmel fiel, war kein Wasser.

Die Tiefen Stämme

    Innerhalb weniger Augenblicke war das Deck übersät von Fischkadavern. Alle an Bord schlugen mit den Armen um sich, um die feuchten, stinkenden Leiber abzuwehren, die mit beachtlicher Wucht auf sie niederprasselten. Walker wurde von einem Barrakuda am Kopf getroffen, Jolly konnte gerade noch den schlaffen Fangarmen eines Tintenfischs ausweichen. Besonders schlimm traf es Soledad: Eine tote Seespinne verhedderte sich in ihrem roten Haar und hing an ihrem Hinterkopf wie ein besonders geschmackloser Kopfschmuck.
    Der grässliche Regen endete so unerwartet, wie er begonnen hatte. Mit einem Mal fielen keine weiteren Kadaver mehr vom Himmel. Es war, als hätte

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