Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
selbstverständlich.« Nach einer Pause setzte er hinzu: »Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Für uns Quappen ist es genau das Gleiche. Wir laufen über Wasser, weil wir es können. Und so, wie sich andere nichts dabei denken, wenn sie eine Straße entlanggehen, ist es für uns eben nichts Besonderes, von Welle zu Welle zu springen. Na ja, vielleicht mit dem Unterschied, dass man auf einer Straße nicht auf Klabauter und Haie achten muss.«
    Der Pitbullmann schlackerte mit seinen geknickten Ohrenspitzen. »Dann war das wohl eine dumme Frage von mir.«
    »Ach was.« Impulsiv trat sie auf seine Seite des Steuers und umarmte ihn. Sie reichte ihm gerade einmal bis zu den Hüften. »Ich wollte mich noch bedanken.«
    Vor Erstaunen hätte er beinahe das Steuerrad losgelassen. »Wofür?«
    »Dafür, dass ihr uns helft.«
    »Immerhin bezahlt ihr uns.«
    Sie ließ ihn los und lächelte. »Nicht für alles«, sagte sie. »Bestimmt nicht für alles.«
    Buenaventure, der Pitbullmann, der Veteran der Scherbengruben von Antigua, erwiderte ihr Lächeln, und fortan waren sie Freunde.

Feuer und Rauch

    Am fünften Tag ihrer Flucht versammelte Walker sie alle in seiner Kapitänskajüte. Nur Buenaventure blieb am Steuer auf der Brücke zurück. Vermutlich wusste der Pitbullmann ohnehin, was Walker ihnen zu sagen hatte. Manchmal war es, als gäbe es ein unsichtbares Band zwischen den beiden; einer wusste, was der andere dachte, und beide handelten wie zwei unzertrennliche Hälften eines einzigen Mannes.
    »Es reicht«, sagte Walker energisch und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Kapitänstisch und die ausgebreiteten Seekarten. »Wir müssen die Palomino loswerden. Ich habe die Nase voll von diesen Mistkerlen.«
    Durch die schmalen Scheiben hinter seinem Rücken konnten sie das Schiff ihrer Gegner am Horizont erkennen. Es fuhr unverändert in ihrem Kielwasser. Walkers Hoffnung, dass der Kopfgeldjäger aufgrund seiner ungleich größeren und hungrigeren Mannschaft früher gezwungen sein würde aufzugeben, hatte sich als verfrüht erwiesen. Captain Constantine hatte sich für eine lange Jagd eingerichtet.
    Erst jetzt bekam Jolly eine Vorstellung davon, wie hoch das Kopfgeld sein musste, das der Piratenkaiser ausgesetzt hatte. Ihr wurde ganz übel bei dem Gedanken.
    »Wir müssen zu den Inseln im Süden«, sagte Walker und klopfte mit dem Zeigefinger auf eine der Karten. »Dieses alberne Katz-und-Maus-Spiel wird mir zu dumm.«
    »Sie wollen es auf eine Konfrontation ankommen lassen?«, fragte der Geisterhändler.
    »Wenn ich das Schlachtfeld bestimmen kann - ja.«
    »Dann haben Sie eine Idee?«
    »Es gibt da eine Gruppe kleiner Felseninseln, kaum mehr als ein paar Spitzen und Kämme, die aus der See ragen. Es ist nicht weit von hier, bis zum Abend könnten wir dort sein. Vielleicht gelingt es uns dort, sie abzuhängen.«
    Soledad mischte sich ein. »Du willst versuchen, Constantine auf ein Riff laufen zu lassen?«
    Walker zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob er sich in der Gegend auskennt - ich jedenfalls war schon oft dort. Ein paar Spanier haben es bitter bereut, dass sie mir dorthin gefolgt sind.«
    Der Geisterhändler war noch nicht überzeugt. »Wie viel Zeit werden wir verlieren?«
    »Einen halben Tag, vielleicht einen ganzen. Nicht mehr.«
    Die Schatten unter der Kapuze des Geisterhändlers schienen noch dunkler zu werden, als sänke sein Gesicht in eine unbestimmte Tiefe. »Ich bin nicht sicher, ob das ein guter Vorschlag ist. Wenn wir Aelenium erst erreicht haben, können sie uns nichts mehr anhaben.«
    »Falls wir Aelenium erreichen. Und was ist dann mit Constantine? Werden Ihre Freunde ihn versenken? Andernfalls wird er nach Tortuga oder Haiti zurückkehren und aller Welt von Ihrem kleinen Geheimnis erzählen.«
    Soledad pflichtete dem Captain bei. »Wir müssen ihn loswerden.«
    »Er ist einer von denen, die du tot sehen willst, Prinzessin.« Der Händler musterte sie. »Aber es gibt Dinge, die wichtiger sind.«
    »Ich muss ihn nicht sehen «, entgegnete sie kalt. »Es reicht, wenn ich weiß, dass er tot ist.«
    »Härte wird dir nicht helfen, wenn der Mahlstrom erst übermächtig wird.«
    Soledad hielt seinem Blick lange stand, doch dann wandte sie sich ab.
    »Ich bin der Kapitän dieses Schiffes«, sagte Walker mit Nachdruck. »Und ich treffe die Entscheidungen.«
    Vielleicht hatte er sie deshalb in der Kajüte versammelt, als unterstreiche die Umgebung seinen Anspruch auf

Weitere Kostenlose Bücher