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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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war.
    »Sie ist was?« Er legte den Säbel mit einem Klirren auf die Brüstung des Turmes. Gut dreihundert Fuß tiefer schimmerte die Meeresoberfläche.
    »Jolly ist fort.« D’Artois musterte ihn eingehend.
    Griffin wurde schwindelig. »Das kann nicht sein.«
    »Ich fürchte doch.«
    Griffin wirbelte herum und starrte in die Tiefe, an den zerfurchten Hängen der Seesternstadt hinab und hinaus auf das Wasser. Von hier oben sah es wie eine pechschwarze Fläche aus, spärlich gesprenkelt mit vereinzelten Feuerflößen. D’Artois hatte bereits angekündigt, ihre Zahl in den kommenden Nächten zu verdreifachen.
    »Sie hat die Carfax genommen«, sagte der Hauptmann.
    Griffin verstand noch immer nicht. »Warum so früh? Es hieß doch, ihre Ausbildung -«
    »Sie ist nicht auf dem Weg zum Schorfenschrund.« »Wohin dann?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte sie aufhalten, aber Urvater hat angeordnet, sie ziehen zu lassen.« D’Artois trat neben Griffin an die Brüstung des Turms. »Ich hoffe sehr, dass er weiß, was er tut.«
    Griffin kämpfte gegen seine Ungeduld an. Alles in ihm schrie danach, dem Hauptmann einfach den Rücken zu kehren und hinunter in Jollys Zimmer zu laufen, um sich zu vergewissern, dass alles nur ein Missverständnis war. Aber er beherrschte sich.
    »Jemand muss doch wissen, was sie vorhat.«
    »Ich dachte, du könntest mir vielleicht eine Antwort darauf geben.«
    Griffin schüttelte den Kopf. »Sie hat mir nichts gesagt.«
    Der Hauptmann legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn halb zu sich herum. »Ist das wahr?«
    »Ich schwör’s.« Griffin trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Jolly verließ die Stadt, und er stand herum und redete.
    D’Artois seufzte und blickte nun ebenfalls hinaus in die Finsternis. Von hier oben wirkten die Feuerflöße kaum größer als die vereinzelten Sterne am Himmel.
    »Hast du eine Vorstellung davon, wie schwer es mir gefallen ist, Urvater in dieser Sache zu gehorchen?«
    D’Artois stellte die Frage, ohne eine Antwort zu erwarten. »Zumal er keine Befehlsgewalt hat. Aber ich achte ihn und seine Entscheidungen. Er ist .«
    »Weise?«, schlug Griffin vor.
    »Mehr als das. Er ist die Seele Aeleniums. Es gibt niemanden hier, der wichtiger ist für die Stadt und ihre Aufgabe.«
    Griffin horchte auf. »Im Rat schien er nicht besonders .
    bedeutend zu sein. Keiner hat ihm allzu große Aufmerksamkeit geschenkt.«
    D’Artois lächelte, aber er verzichtete auf eine Erklärung. Stattdessen beugte er sich über die Brüstung und starrte hinab in die Dunkelheit.
    »Weißt du, jahrelang hat man uns erzählt, die Quappen würden Aelenium retten, wenn der Mahlstrom jemals angreift. Als es ernst wurde, haben wir alle darauf gewartet, dass sie endlich auftauchen. Es gab sogar welche, die haben zu ihnen gebetet, kannst du dir das vorstellen? Und dann erscheinen aus dem Nichts diese beiden Kinder - nichts für ungut, Griffin -, und wir sollen glauben, dass sie unsere Erlöser sind. Das ist wahrlich schwer genug. Und als wir es endlich akzeptiert haben und uns sagen, gut, sie sind es, sie retten uns, dann läuft eine von ihnen plötzlich davon. Einfach so.« D’Artois’ Brauen rückten enger zusammen, sein Blick verdunkelte sich. »Und ich könnte sie aufhalten. Doch nun soll ich sie gehen lassen… und damit vielleicht das Schicksal dieser Stadt besiegeln.«
    »Da ist immer noch Munk«, sagte Griffin, während eine eisige Hand nach seinem Herzen griff. »Oder ist er mit ihr gegangen?«
    »Nein«, sagte d’Artois, und dafür hätte Griffin ihn umarmen können. »Munk ist in der Stadt. Urvater kümmert sich um ihn.«
    »Vielleicht reicht es, wenn Munk alleine zum Schorfenschrund geht. Er ist der Mächtigere von beiden. Jolly hat das mehr als einmal gesagt.«
    »Mag sein.« Die Hände des Hauptmanns krallten sich um die Kante der Brüstung, als wollten sie ein Stück herausbrechen. »Aber meinem Gefühl nach brauchen wir sie beide dort unten. Munk mag womöglich mehr Macht haben - was immer das bedeutet, ich verstehe zu wenig von Magie und all diesen Sachen. Aber in seinen Augen sehe ich Dinge, die ich . ich weiß nicht ., die ich nicht einordnen kann. Gefallsucht und Arroganz und, ja, natürlich auch Macht, in gewisser Weise. In den Augen deiner Freundin aber ist viel mehr: Menschlichkeit und Wärme und genug Mut, um diesen ganzen verfluchten Krieg damit zu gewinnen. Ich habe sie vorhin als Kind bezeichnet, aber das war falsch. Sie sieht vielleicht aus wie eines,

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