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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Meister des Mare gedacht«, sagte sie laut. »Agostini hat sie für mich gebaut. Sie sollte mich zu ihnen ins Mare Tenebrosum führen.«
    Der Wurm nickte nachdenklich. »So etwas Ähnliches habe ich mir auch schon zusammengereimt«, sagte er bedächtig.
    Jolly blieb vor ihm stehen. »Was für ein Interesse könnten die Meister ausgerechnet an mir haben?«, fragte sie. »Wieso haben sie den Gestaltwandler nicht einfach angewiesen, mich umzubringen? Schließlich bin ich ihre schlimmste Feindin.«
    Mit dem vorderen Beinpaar schob der Wurm den Rand des Rucksacks ein wenig tiefer. »Bist du das? Ihre Todfeindin?«
    Jolly wollte antworten, als Buenaventures Stimme über das Deck dröhnte.
    »Land in Sicht!«, rief er von der Brücke herab. »Jolly, vor uns liegt die Küste!«
    Am Horizont war deutlich eine Kette von Erhebungen zu sehen. Das Festland. Irgendwo dort in der Ferne befand sich die Mündung des Orinoco - und hoffentlich eine weitere Spur, die zu Bannon und den Männern der Mageren Maddy führte.
    Sie unterdrückte alle weiteren Gedanken über die Brücke, das Mare Tenebrosum und die Worte des Wurms. Sie musste sich jetzt auf das konzentrieren, was vor ihr lag.
    »Alles in Ordnung?«, rief Buenaventure.
    »Ja . ja«, sagte sie unsicher, straffte sich und dachte dennoch, dass überhaupt nichts in Ordnung war. So klar wie noch nie stand ihr vor Augen, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Durch ihre Flucht aus der Seesternstadt hatte sie alle verraten, die Menschen Aeleniums, ihre Gefährten und, am schlimmsten von allem, Griffin. Sein Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge, und diesmal überlagerte es alle anderen mit solcher Macht, dass sie sich vor Schmerz und Sehnsucht krümmte.
    Der Hexhermetische Holzwurm sagte etwas, aber sie hörte die Worte nicht und blickte durch ihn hindurch.
    »Jolly!«
    Das war Buenaventure.
    Sie nahm sich zusammen und wandte den Kopf in seine Richtung. »Was?«
    »Wir sind nicht mehr allein. Dort drüben - hinter uns am Horizont!«
    Sie rannte los, durch mehrere Geister hindurch, die nicht schnell genug beiseite huschten, sprang die Stufen zur Brücke hinauf und blickte angespannt über die Reling. Hinter ihr flatterten die beiden Papageien heran und ließen sich zu ihren Seiten auf dem Geländer nieder.
    Ein Schiff war in der Ferne aufgetaucht. Es hatte zahlreiche und sehr große Segel. »Sieht aus wie eine spanische Fregatte!«
    Buenaventure schwieg. Doch nach einigen Minuten, als abzusehen war, dass ihr Verfolger viel schneller war als sie und immer näher kam, verengten sich beim Blick nach hinten seine Hundeaugen.
    »Das ist die Quadriga«, sagte er. »Tyrones Schiff.«
    »Schaffen wir es vor ihnen bis zur Küste?«, fragte Jolly, obwohl sie die Antwort kannte.
    Buenaventure schüttelte den Kopf, seine geknickten Ohren schlackerten. »Nein. Wenn sie uns aufhalten wollen, werden sie es tun.«
    Jolly rief den Geistern an Bord Befehle zu. In Windeseile wurden die Kanonen bemannt und feuerbereit gemacht. Fackeln flammten auf, Rohre wurden gestopft, Eisenkugeln kullerten die Läufe hinab und polterten in ihre Position.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte Buenaventure, und zum ersten Mal bemerkte Jolly den seltsamen Unterton in seiner Stimme. Der Pitbullmann hatte Angst - nicht um sich selbst, sondern um sie. Und um sein Schiff. Sie hatte ihn nie zuvor so verunsichert erlebt, und das jagte ihr einen noch größeren Schreck ein als das Auftauchen der Quadriga.
    »Du willst nicht kämpfen?«, fragte sie entgeistert.
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber es ist sinnlos. Die Quadriga ist ein Kriegsschiff und hat dreimal so viele Geschütze wie wir. Und wenn sie uns entern wollen, dann werden uns die Geister kaum eine Hilfe sein.«
    Insgeheim wusste sie, dass er Recht hatte. Aber sie war nicht bereit, das zu akzeptieren. Nicht so kurz vor… ja, vor was? Ihrem Ziel? Was war denn überhaupt ihr Ziel?
    »Jolly«, sagte Buenaventure, »hol den Wurm her.«
    Sie rannte zum Bug, packte den Rucksack mit dem zeternden Holzwurm und trug ihn zurück auf die Brücke.
    Buenaventure schnallte ihn sich fest auf den Rücken.
    »Zieh den Kopf ein, Diamant der Dichtkunst!«
    »Hätte jemand so viel Anstand, mir zu erklären .«
    Der Wurm verstummte, als er das Schiff entdeckte, das jetzt nur noch wenige hundert Schritt entfernt in ihrem Kielwasser heranflog. »Oh«, machte er und verkroch sich ohne weitere Worte im Rucksack.
    »Jolly, ich möchte, dass du unter Deck gehst.«
    Sie starrte den

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