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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Pitbullmann an. »Ganz bestimmt nicht!«
    »Tu bitte, was ich sage!«
    »Nur ich kann die Geister befehligen. Dir werden sie nicht gehorchen. Außerdem denke ich gar nicht dran, mich zu verkriechen.«
    Der Holzwurm zeigte einen Fingerbreit seines Kopfschilds. »Verkriechen ist aber keine schlechte Idee.«
    »Ich bleibe!«, sagte sie zu Buenaventure.
    »Und was, wenn sie es auf dich abgesehen haben?«
    Sie überlegte. War das möglich? Welches Interesse könnte der Kannibalenkönig wohl an ihr haben?
    »Ich gehe nicht unter Deck«, sagte sie schließlich.
    Buenaventure stieß ein Schnaufen aus, das bei einem gewöhnlichen Menschen wohl ein tiefer Seufzer gewesen wäre. »Dann versteck dich wenigstens hinter den Kisten auf dem Hauptdeck.«
    Hinter ihnen wurde das gleichförmige Rauschen der See von Kanonendonner durchbrochen.
    »Ach du liebe Güte«, wimmerte der Holzwurm tief in seinem Rucksack. »Sie schießen auf uns!«
    »Das war nur ein Warnschuss«, sagte Buenaventure. »Sie wollen, dass wir beidrehen.« Seine rechte Augenbraue schob sich an seiner flachen Fellstirn hinauf.
    »Nun, Captain Jolly?«
    »Tu, was du für richtig hältst.«
    »Dann verschwinde jetzt besser.«
    Sie sprang die Stufen zum Deck hinunter und ging hinter einigen Kisten in Deckung, die nahe beim Hauptmast der Carfax standen. »Bereit zum Feuern!«, rief sie den Geistern zu. Als sie sah, wie Buenaventure ihr von der Brücke aus zunickte, gab sie die Anordnung zum Beidrehen. Die Carfax wurde langsamer.
    Wenig später glitt an Backbord die Quadriga in Jollys Sichtfeld. Sie musste den Kopf einziehen, um nicht gesehen zu werden.
    »Ahoi, Carfax!«, rief jemand. Jolly wagte nicht, den Kopf zu heben. Ein Schiff wie die Quadriga hatte eine Besatzung von weit über hundert Mann, und ebenso viele Augenpaare waren in diesem Moment auf das Deck der Carfax gerichtet. Das Risiko, entdeckt zu werden, war zu groß.
    »Ahoi, Quadriga!«, erwiderte der Pitbullmann. Eine lange Pause folgte, in der Jolly sich bereits fragte, ob Buenaventure dort drüben irgendetwas entdeckt hatte, das ihm die Stimme verschlagen hatte. Ein Kloß machte sich in ihrem Hals breit, der sich nicht herunterschlucken ließ.
    Dann endlich rief der Pitbullmann: »Wir haben keine Ladung an Bord, wenn es das ist, worauf ihr es abgesehen habt.«
    »Kommandant Tyrone wünscht zu wissen, ob es bei euch an Bord ein junges Mädchen gibt.«
    Immerhin war Jolly nun klar, dass die Stimme nicht Tyrone selbst gehörte. Tatsächlich kam sie ihr bekannt vor. Woher, das war jedoch schwer zu sagen, solange der Mann über die Kluft zwischen den Schiffen hinwegbrüllte und der Wind die Silben verzerrte.
    Buenaventure stieß ein bellendes Lachen aus. »Kommandant Tyrone? Hat er sich selbst dazu ernannt?«
    »Antworte, Hund!«
    »Die Carfax hat keine Kinder an Bord!«, brachte der Pitbullmann verbissen heraus.
    »Wir würden uns davon gern selbst überzeugen.«
    »Wollt ihr uns entern?«
    Jolly veränderte ihre Position ein wenig, sodass sie zur Brücke hinaufsehen konnte. Buenaventures linke Hand ruhte auf dem Steuer, aber seine rechte hielt eine gespannte Pistole. Irgendetwas stimmte nicht. Er verhielt sich anders als sonst. Viel beherrschter. Tat er das nur, um die Besatzung der Quadriga nicht zu reizen?
    »Wir werden euch in der Tat entern, wenn wir keine Erlaubnis zu einem Freundschaftsbesuch bekommen«, rief die Stimme.
    »Ein gewichtiges Wort, das du da leichtfertig benutzt, Verräter!«
    Verräter? Was zum Teufel ging da vor? Verdammt, sie musste sehen, warum Buenaventure sich so seltsam benahm.
    Ganz langsam erhob sie sich zwischen den Kisten und spähte zur Backbordseite hinüber.
    Die Reling der Quadriga überragte die der Carfax um eine Mannslänge. Dutzende von Gestalten standen dort oben und starrten zum Deck des kleineren Schiffes herüber. Sie alle trugen die bunt zusammengewürfelte Kleidung der Karibikpiraten, auch wenn es sich bei einigen um Eingeborene handelte. Sie vermied es, jemandem von ihnen ins Gesicht zu blicken. Mit zügigen Schritten ging sie zur Treppe hinüber und stieg auf die Brücke.
    »Jolly, du hättest nicht -«
    »Das ist meine Entscheidung, Buenaventure. Sie werden die Carfax sonst versenken.«
    Er seufzte, es klang fast wie ein Winseln. »Es tut mir Leid.«
    Erst als sie sich zur Brücke des gegnerischen Schiffs umwandte und sah, wer dort oben stand, verstand sie, was er meinte.
    Mit einem überraschten Aufschrei prallte sie zurück. Es war, als wäre sie mit dem Kopf

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