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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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um nicht untätig dazustehen, bis das Feuer sie erreichte.
    Ihr war klar, wie schlecht ihre Chancen standen: Der Weg an Land war durch ein Flammenmeer versperrt, und auch die andere Richtung ins Mare Tenebrosum war durch die fauchende Feuersbrunst abgeschnitten. Ohnehin wollte sie lieber verbrennen, als noch einmal dorthin zurückzugehen oder auch nur einen Blick in diese Welt des Schreckens zu werfen.
    Sie liefen los, vorbei an den brennenden Geländern, von denen jetzt immer neue Flammenzungen auf das hölzerne Bodengitter übergriffen. Nicht mehr lange, und die Brücke würde unter ihren Füßen zusammenbrechen.
    Was von weitem wie eine Mauer aus Glut ausgesehen hatte, entpuppte sich als Labyrinth einzelner Flammennester, zwischen denen hindurch sie sich vielleicht doch noch einen Weg bahnen konnten. Falls die Brücke hielt. Und falls das Feuer sich nicht weiter mit solch halsbrecherischer Geschwindigkeit ausbreitete.
    »Griffin!«, rief Jolly. »Du musst springen. Dir macht der Aufschlag auf dem Wasser nichts aus.«
    »Und dich allein lassen?«
    »Hör auf, den Helden zu spielen, und spring endlich!«
    Im Laufen schüttelte er den Kopf. »Was hätte ich davon? Da unten warten die Klabauter.«
    »Die sind längst weg. Sie haben noch mehr Angst vor dem Feuer als wir.« Sie war nicht sicher, ob das die Wahrheit war. Denn das, was die Klabauter dazu gebracht hatte, an Land zu gehen, konnte sie auch immer noch dazu zwingen, im Wasser auszuharren.
    War das Wyvern ihr Befehlshaber? Wohl kaum, schließlich waren die Klabauter über die Eingeborenen hergefallen, bevor die Brücke vollendet war. Der Gestaltwandler war vermutlich ebenso von dem Angriff überrascht worden wie sie. Jemand oder etwas hatte seine Pläne geändert, ohne Agostini darüber in Kenntnis zu setzen.
    Aber wer hatte dann die Brücke in Brand gesetzt?
    Sie erreichten das vordere Drittel. Das Holz knirschte und knarrte unter ihren Füßen. Ihre Höhe über dem Meer betrug hier noch etwa fünfzehn Schritt, viel zu hoch für Jolly, um in die Tiefe zu springen. Durch die Spalten zwischen den Planken sah sie hinter schwarzen Qualmschwaden Ausschnitte des Wassers. Die wimmelnden Klabauterschädel zwischen den Wellen waren fort; ob aber ganz verschwunden oder nur untergetaucht, war ungewiss. Außerdem blieb immer noch das Wyvern, das unter der Oberfläche lauern mochte.
    Auf dem letzten Stück unmittelbar vor den Klippen gab es kein Durchkommen mehr. Die Bretter und Balken brannten lichterloh. Die Hitze war nahezu unerträglich und kam jetzt von allen Seiten.
    »Das war’s«, keuchte Griffin.
    »Griffin«, sagte Jolly noch einmal, »du musst ins Wasser springen!«
    Er wollte abermals widersprechen, aber die Worte blieben ihm im Mund stecken. Etwas Finsteres schoss hinter ihm in die Höhe, über das Geländer hinweg und auf sie zu. Aus dem Augenwinkel glaubte Jolly, mächtige Schwingen zu sehen, so dunkel wie die Lederhaut der Klabauter. Es hatte den Anschein, als wäre ein Stück des Mare Tenebrosum ihnen gefolgt und käme jetzt wie eine Riesenfledermaus über sie.
    Der Schatten landete zwischen ihnen auf den Planken, die Schwingen - die keine Schwingen waren - blieben geöffnet, und eine Stimme brüllte:
    »Zu mir! Schnell!«
    Finsternis flatterte über sie hinweg und hüllte sie ein. Es war Stoff, dunkler, grober Stoff, und darunter roch es muffig und warm. Aber er hielt die Hitze von ihnen fern. Unter dem Stoff: ein hoch gewachsener Körper. Darüber: das Gesicht eines einäugigen Mannes.
    Der Geisterhändler hielt mit dem rechten Arm Jolly gepackt, mit dem linken Griffin, beide eng umhüllt von dem weiten Gewand.
    »Wo kommst du .«
    Jolly brachte den Satz nicht zu Ende. Unter ihr verschwand der Boden. Erst glaubte sie, die Brücke sei eingestürzt und sie falle in die Leere. Doch dann wurde ihr klar, dass alles ganz anders war.
    Die brennende Brücke blieb unter ihnen - über ihnen?, neben ihnen? - zurück, auf jeden Fall war sie fort, und Jolly, Griffin und der Geisterhändler schwebten sicher dem Wasser entgegen, das vom Schein des Feuers in ein Meer aus Lava verwandelt wurde.
    Sie hatte den Geisterhändler schon früher solche Sprünge vollführen sehen, im Hafen von New Providence, als die spanische Flotte das Piratennest in Schutt und Asche legte. Jetzt hatte er es wieder getan. Kein Fliegen. Schon gar kein Hüpfen. Etwas ganz und gar anderes, Übermenschliches, das bei ihm so selbstverständlich wirkte wie bei jedem anderen Mann ein gewöhnlicher

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