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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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war ja aus Quappenmagie erschaffen.
    Sie runzelte die Stirn, als sie sich wieder zu Munk umwandte. »Du hast mich in der Perle eingeschlossen, damit Aina sie und mich in ihr Inneres saugt?«
    Er nickte, aber sein Blick haftete auf dem wabernden Lichtgebilde. »Ich wusste, dass sie uns belügt. Das heißt, ich habe es mir gedacht. Gewusst habe ich es erst, als sie behauptet hat, alle ihre Muscheln bis auf die eine seien unter dem Stein zerbrochen. Erinnerst du dich, dass ich noch einen Moment lang stehen geblieben bin, als Aina und du schon weitergelaufen seid? Ich hab nachgesehen, unter dem Stein. Und da war überhaupt nichts. Nicht ein einziger Splitter.«
    »Du hast es die ganze Zeit über gewusst? Und mir nichts davon gesagt?«
    »Sie durfte nichts merken. Sie sollte glauben, dass ich auf ihrer Seite bin«, sagte Munk. Doch die Worte klangen nicht mehr überheblich wie früher. Hier sprach wieder der alte Munk, wenn auch unendlich erschöpft und müde. »Sonst hätte sie uns nicht bis hierher kommen lassen. Ihre Klabauter hätten uns jederzeit in Stücke reißen können.« Er zögerte kurz und schien in die Dunkelheit zu horchen. »Beinahe wäre alles gescheitert, als sie dich in den Klabauterberg eingesperrt hat.« Er verstummte und blickte auf Ainas Muschel, als betrachte er eine ungeheure Kostbarkeit. »Ihre gefährlichste Waffe hat sie mir selbst in die Hand gegeben, um mich von ihrem guten Willen zu überzeugen und weil einem dieses Ding hier Sachen ins Ohr flüstert - wenn man ihm denn zuhört. Aber um es gegen sie zu benutzen, benötige ich einen Vorwand -etwas, damit sie nicht merkt, was ich tue. Und dafür brauchte ich dich. Wenn du dich nicht befreit hättest…« Er zuckte die Achseln und ließ den Rest ungesagt.
    Sie verstand noch immer nicht, worauf er hinauswollte, wie tatsächlich sein Plan aussah, aber vielleicht war sie dafür auch zu durcheinander. Er hatte sie in der Perle eingesperrt, weil er gewusst oder zumindest gehofft hatte, dass der Mahlstrom sie verschlucken würde. Aber inwiefern wollte er Aina damit schaden?
    Sie wartete darauf, dass er fortfahren oder irgendetwas tun würde, doch da verdunkelten sich plötzlich seine Züge. Er drehte sich einmal auf der Stelle und ließ seinen Blick durch die Schwärze geistern. Eine tiefe Falte war auf seiner Stirn erschienen, die ihn älter erscheinen ließ. »Spürst du das auch?«
    Sie war viel zu aufgeregt, um an irgendetwas anderes als an all ihre offenen Fragen denken zu können. Darum zuckte sie nur die Achseln.
    »Da draußen«, sagte er leise.
    Sie bekam einen Kloß im Hals, der ihre Stimme verklebte. »Was meinst du?«
    »Da ist irgendwas.«
    Jolly atmete tief durch. »Also doch Aina?«
    Er schüttelte langsam den Kopf, ohne sie anzusehen. »Nein, nicht sie.«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es nicht.« Rückwärts trieb er noch näher an Jolly heran, aber die Strömung, die sie mit einem Mal streifte, kam nicht von ihm.
    »Etwas umkreist uns«, flüsterte er.
    Jolly wollte etwas erwidern, brachte aber keinen Laut heraus.
    In ihrem Rücken wurde der Schein der Perle schwächer.
    »Was ist das?«, presste Jolly hervor, während ihre Augen noch immer vergeblich nach einem Anhaltspunkt in der Schwärze suchten.
    »Dann spürst du es auch?« Im verblassenden Licht der Riesenperle sah Munk aus wie ein flaches Sandsteinrelief, sein Körper hatte alle Tiefe verloren. Der Schein tauchte sie beide in ein bräunliches Gelb.
    »Ich kann es spüren, aber ich sehe es nicht«, entgegnete Jolly. »Und du weißt wirklich nicht, was es ist?«
    »Nein.«
    Sie musste sich erst wieder daran gewöhnen, ihm trauen zu können, und es fiel ihr nicht leicht. »Was tun wir jetzt?«
    Er gab keine Antwort. Plötzlich weiteten sich seine Augen und starrten wie gebannt in die Dunkelheit außerhalb des schrumpfenden Perlenscheins.
    Sie fuhr herum und folgte seinem Blick, aber jetzt gab es dort nichts mehr zu sehen. »Hast du etwas gesehen?«, fragte sie aufgeregt.
    Er nickte steif. »Ja.«
    »Was?« Noch immer versuchte sie angestrengt, selbst etwas zu erkennen.
    »Es war groß.«
    »Wie groß?«
    Er wollte antworten, als erneut etwas für den Bruchteil eines Augenblicks am Rande des hellen Bereichs vorüberglitt. Diesmal sah Jolly es auch. Es war sofort wieder verschwunden, in einer fließenden, schemenhaften Bewegung, die erahnen ließ, dass es sich nur um den Bruchteil eines ungleich gigantischeren Körpers gehandelt hatte.
    »Bei Morgans Bart!«, fluchte Munk. Sie hatte

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