Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
ihn das lange nicht mehr sagen hören. Trotz allem, was im Schorfenschrund geschehen war, brachte es die wohlige Erinnerung an Vergangenes zurück.
    »Ist das einer der Meister des Mare?« Ihre Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. Sie war nicht sicher, ob Munk sie verstehen konnte, doch dann nickte er.
    »Vielleicht. Ursprünglich ist der Mahlstrom nun mal ihr Tor gewesen.«
    Jolly schloss für zwei, drei Herzschläge die Augen. Ihr waren vorhin fast dieselben Gedanken durch den Kopf gegangen. Wenn dieser Ort so etwas wie ein Zwischenreich war, eine Art Tunnel zwischen ihrer Welt und dem Mare Tenebrosum, und wenn sich einer oder mehrere der Meister des Mare bereits innerhalb dieses Tunnels befanden, dann war der Mahlstrom nicht so mächtig, wie Aina es ihnen vorgegaukelt hatte. Kangusta hatte gesagt, der Mahlstrom habe nicht vor, den Meistern als Portal zu dienen. Falls es aber einigen von ihnen dennoch gelungen war hindurchzuschlüpfen, musste das bedeuten, dass der Mahlstrom an Macht verloren hatte. Was aber war es, das ihn schwächte? Am Angriff auf Aelenium war er selbst nicht beteiligt, also musste es etwas anderes sein.
    Denk nach!, peitschte sie sich ein.
    Womöglich hatte Munk dem Mahlstrom, als er den Acherus tötete, eine viel größere Wunde geschlagen, als sie alle vermutet hatten. Letztlich bediente er sich der magischen Macht seiner Quappendiener. Da der Acherus tot war, blieb nur noch die zweite Quappe von damals, der Herr der Klabauter. Was, wenn auch er während der Schlacht um Aelenium vernichtet worden war? Würde das nicht bedeuten, dass dem Mahlstrom zwei Drittel seiner Macht abhanden gekommen wären?
    »Jolly!«
    Sie schrak auf und rechnete damit, dass sich etwas Gigantisches auf sie stürzte. Aber da war nur Munk.
    »Das Licht der Perle wird immer schwächer!«, sagte er aufgeregt. »Sie glüht aus. Verstehst du?«
    »Sicher. Und wenn es ganz erlischt, wird dieses Ding sich uns schnappen und -«
    »Das meine ich nicht!«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Was dann?«
    »Diese Perle war die größte Zusammenballung von Magie, die ich jemals heraufbeschworen habe«, sagte er. »Ich meine, sie war… gewaltig. Dass das Licht noch da ist, bedeutet auch, dass ihre Magie nicht ganz verschwunden sein kann.«
    »Wir haben doch schon festgestellt, dass die Quappenmagie hier drinnen keine -«
    »Ja. Vielleicht, jedenfalls. Aber die Perle glüht, und das heißt, ihre Magie lebt.«
    »Und?« Sie ahnte, dass dies alles Teil seines ursprünglichen Plans war, als er sie und die Perle hier eingeschleust hatte. Aber was war sein Plan?
    Er blickte an ihr vorbei in die Finsternis, doch das Geschöpf dort draußen blieb auf Distanz. Es umkreiste sie weiterhin außerhalb des Scheins der Perle, beinahe als fürchtete es das schwache Licht.
    »Weißt du noch, was ich dir damals auf der Insel meiner Eltern erzählt habe?«, fragte er. Inzwischen sprach er hastig, und seine Worte klangen gepresst.
    »Vom ersten Mal, als ich eine magische Perle am Ende des Zaubers nicht zurück in eine Muschel gesperrt habe?«
    »Die Palmen auf eurer Insel hatten danach rote Blätter. Und einmal ist das Dach eurer Farm abgebrannt. Aber was hat das -«
    Er nickte aufgeregt. »Und als du auf der Carfax verhindert hast, dass ich die Perle wieder einsperre, hat der Zauber verrückt gespielt und mich am Rücken verletzt.«
    Da begann sie zu begreifen.
    »Was glaubst du«, fragte Munk, »wird wohl passieren, wenn die größte und mächtigste Perle, die ich je mals erschaffen habe, nicht zurück in ihre Muschel gebracht wird?« Er schluckte, und im ersterbenden Licht sah sie, wie sein Adamsapfel hüpfte.
    »Die anderen Muscheln liegen irgendwo draußen im Schorfenschrund«, fuhr Munk fort. »Diese hier ist die einzige, in die sich die Magie zurückziehen kann.« Er zeigte auf Ainas Muschel in seiner Hand.
    »Wenn eine solch mächtige Perle nicht in ihre Muschel gesperrt würde«, sagte Jolly mit wachsender Erregung, »dann gäbe es vermutlich… etwas sehr Schlimmes, nicht wahr? Eine Katastrophe.«
    Er nickte und sah dabei ungeheuer traurig aus.
    »Und«, fuhr Jolly mit bebender Stimme fort, »sie würde sich danach die nächstbeste Muschel suchen, um darin zu verschwinden - und es müsste eine ziemlich große Muschel sein, um so viel wild gewordene Magie einzusperren.«
    »Die Muschel des Mahlstroms«, sagte Munk. »Seine Wurzel.«
    Jolly warf einen Blick auf die eingefallene Perle, die jetzt Ähnlichkeit mit einer formlosen Schweinsblase

Weitere Kostenlose Bücher