Die Welt der Drachen
hätten frei darüber verfügen können, wenn Sie sich gleich an mich gewandt hätten.«
Ihre Augen weiteten sich.
»Was meinen Sie damit?«
»Ein Drachenreiter kann jeden verteidigen, der eine gerechtfertigte Klage vorbringt. Als wir nach Ruatha kamen, Lady, war ich so wütend über Fax, dass ich ihn trotz der Suche sofort zu einem Duell gefordert hätte, wenn er mir einen Grund gegeben hätte.«
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber das Mädchen hatte versucht, einen Drachenreiter zu steuern, und dafür musste er ihr eine Lehre erteilen.
»Hätten Sie besser auf die Lieder des Harfners geachtet, so wäre Ihnen viel erspart geblieben.
Und...«
F'lars Stimme enthielt eine Schärfe, die ihn selbst überraschte »...Lady Gemma hätte nicht sterben müssen. Die tapfere Frau hat weit mehr unter Fax gelitten als Sie!«
Etwas in ihrer Haltung verriet ihm, dass sie Lady Gemmas Tod bedauerte, dass er sie tief erschüttert hatte.
»Was nützt Ihnen Ruatha jetzt?«
Mit einer weit ausholenden Geste deutete er auf die verfallene Burg und das öde Tal.
»Sie haben gesiegt, aber der Sieg bringt Ihnen keinen Gewinn.«
F'lar seufzte.
»Nun gut. Die Burgen sollen an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgehen. Eine Burg ein Herr! Alles andere widerspricht der Tradition. Aber es ist möglich, dass auch andere nicht mehr an diesen Grundsatz glauben, dass sie von der Gier und dem Machthunger des Barons angesteckt wurden. Wären Sie dann in der Lage, Ruatha zu verteidigen?«
»Ruatha gehört mir!«
»Ruatha!«
F'lar lachte verächtlich.
»Sie könnten Weyrherrin sein!«
»Weyrherrin?« flüsterte sie erstaunt und entsetzt zugleich.
»Ja, Sie kleine Närrin! Ich sagte doch, dass ich mich auf der Suche befinde... und Sie sind mein Ziel!«
Sie starrte seinen ausgestreckten Finger an, als sei er eine gefährliche Waffe.
»Beim Ersten Ei, Mädchen, Sie haben die Macht in sich! Sie bringen es fertig, einen Drachenreiter für Ihre Zwecke einzusetzen, ohne dass er es merkt! Ah, aber es soll nie wieder vorkommen. Von jetzt an bin ich auf der Hut.«
Mnementh brummte zustimmend. Er drehte den biegsamen Hals so, dass eines seiner leuchtenden Augen direkt auf das Madchen gerichtet war.
Mit einem gewissen Stolz bemerkte F'lar, dass sie bei dem Anblick der riesigen Augen weder zusammenzuckte noch erblaßte.
»Er hat es gern, wenn man ihn über den Augen krault«, meinte F'lar freundlich. Er musste seine Taktik ändern.
»Ich weiß«, erwiderte sie leise und streckte die Hand nach dem Kopf des Drachen aus.
»Nemorth hat ein goldenes Ei gelegt«, fuhr F'lar eindringlich fort. »Und sie ist dem Tode nahe. Diesmal brauchen wir eine starke Weyrherrin.«
»Der Rote Stern?« flüsterte das Mädchen und sah F'lar erschreckt an. Ihre Haltung überraschte ihn, denn bis jetzt hatte sie nicht einmal eine Spur von Angst gezeigt.
»Sie haben ihn gesehen? Sie kennen seine Bedeutung?«
Er sah, dass sie nervös schluckte.
»Er bringt Gefahr ...«
Sie warf einen besorgten Blick nach Osten.
F'lar fragte nicht, auf welche Weise sie die drohende Gefahr spürte. Er hatte die Absicht, sie notfalls mit Gewalt in den Weyr zu bringen. Aber natürlich war es besser, wenn sie ihn freiwillig begleitete. Eine aufsässige Weyrherrin war noch gefährlicher als eine dumme. Dieses Mädchen besaß zuviel Macht. Und sie war seit ihrer Jugend an Ränkespiele gewöhnt.
Er durfte sie sich nicht zur Feindin machen.
»Er bringt Gefahr für ganz Pern, nicht nur für Ruatha.«
Seine Stimme wurde bittend.
»Und Sie werden gebraucht. Nicht von Ruatha.«
Er machte eine Handbewegung, als sei Ruatha ein Nichts, verglichen mit dem Gesamtbild.
»Ohne eine starke Weyrherrin... ohne Sie... sind wir zum Untergang verurteilt.«
»Gemma sagte, dass alle Bronzereiter gebraucht werden«, flüsterte sie.
Was meinte sie mit dieser Feststellung?
F'lar zog die Stirn kraus.
Hatte sie eine seiner Bemerkungen aufgefangen? Er spürte nur, dass ihre abwehrende Haltung nachließ, und drang weiter in sie.
»Sie haben hier gesiegt. Lassen Sie das Kind...«
Er sah ihr Zusammenzucken und fuhr unerbittlich fort
»Gemmas Kind... in Ruatha aufwachsen. Als Weyrherrin haben Sie Befehlsgewalt über ganz Pern, nicht nur über diese Ruine. Führen Sie die Rache nicht zu weit. Sie haben erreicht, was Sie wollten. Fax ist tot.«
Sie sah F'lar nachdenklich an, während sie seine Worte verarbeitete.
»Ich habe nie überlegt, was nach dem Tod des Barons sein würde«, gab sie
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