Die Welt der Drachen
heißen Sie, Mädchen, und woher stammen Sie?«
Sie setzte sich langsam auf. Ihre Züge waren nicht mehr verzerrt. Ruhig stützte sie sich ab und musterte ihn.
»Fax?«
»Tot. Wie heißen Sie?«
Ein triumphierendes Leuchten huschte über ihr Gesicht. Sie ließ sich aus dem Bett gleiten und richtete sich hoch auf.
»Dann verlange ich meinen Besitz zurück. Ich bin eine Ruatha. Ich habe Anspruch auf die Burg«, erklärte sie mit fester Stimme.
F'lar betrachtete sie einen Augenblick, begeistert von ihrer stolzen Haltung. Dann warf er den Kopf zurück und lachte.
»Diese Ruine?«
Er ließ seinen Blick über die Lumpen gleiten, die sie trug.
»O nein! Außerdem haben wir Drachenreiter gehört und bezeugt, wie Fax zugunsten seines Sohnes auf Ruatha verzichtete. Soll ich auch das Neugeborene für Sie herausfordern, Lady? Soll ich es mit seinen Windeln erwürgen?«
Ihre Augen blitzten, und sie lächelte hart.
»Es gibt keinen Sohn. Gemma starb, bevor das Kind geboren wurde. Ich habe gelogen.«
»Gelogen?« fuhr F'lar auf.
»Ja«, erwiderte sie höhnisch und warf den Kopf hoch.
»Ich habe gelogen. Das Kind war noch nicht geboren. Ich wollte lediglich sichergehen, dass Sie Fax zum Kampf herausfordern.«
Er packte sie hart am Handgelenk, verärgert, dass er zweimal auf ihre Ränke hereingefallen war.
»Sie haben einen Drachenreiter provoziert? Sie haben ihn zum Töten gezwungen? Während er sich auf der Suche befindet?
»Suche?
Was kümmert mich die Suche?
Ich habe Ruatha wieder! Seit zehn Planetendrehungen warte und plane ich, arbeite und leide ich! Was könnte mir da Ihre Suche bedeuten?«
F'lar konnte die hochmütige Verachtung in ihren Zügen nicht mehr ertragen. Er drehte ihr den Arm auf den Rücken und zog sie dicht zu sich heran, bevor er sie wieder freigab. Sie lachte, wich ihm aus und war aus dem Zimmer gehuscht, bevor er ihr Vorhaben begriff.
Fluchend rannte er durch die Felskorridore. Er wusste, dass sie nur durch den Saal ins Freie gelangen konnte. Als er jedoch dort auftauchte, war sie nirgends zu sehen.
»Ist das Mädchen hier vorbeigekommen?« rief er F'nor zu, der zufällig am Portal stand.
»Nein. Hat sie die Macht?«
»Ja«, erwiderte F'lar zornig.
Wohin war das Mädchen nur gelaufen?
»Und sie ist eine Ruatha!«
»Oho! Wird sie dem Kleinen den Besitz streitig machen?«
fragte F'nor und deutete auf die Hebamme, die mit einem weißen Bündel am warmen Kamin saß.
F'lar hatte sich bereits umgedreht, um in den Korridoren weiterzusuchen. Nun blieb er verwirrt stehen. Er starrte den braunen Reiter an.
»Welcher Kleine?«
»Lady Gemmas Sohn«, erwiderte F'nor überrascht.
»Er lebt?«
»Ja. Ein kräftiger Junge, wie die Hebamme sagt, obwohl es sich um eine Frühgeburt handelt. Man holte ihn aus dem Leib der Toten.«
F'lar lachte schallend.
Nun war ihre Lüge Wahrheit geworden! Damit hatte sie bestimmt nicht gerechnet. Im gleichen Augenblick trompetete Mnementh triumphierend, und die anderen Drachen stimmten ein.
»Mnementh hat sie gefangen«, rief F'lar grinsend. Er lief in den Hof hinaus.
Der Bronzedrache saß nicht mehr auf dem Wachtturm. F'lar rief nach ihm. Eine Bewegung ließ ihn zum Himmel sehen.
Mnementh setzte in einer eleganten Schleife zur Landung an.
Er trug etwas in seinen Klauen. Der Drache erklärte F'lar, dass er sie aus einem der Fenster habe klettern sehen. Da er wusste, dass F'lar sie suchte, hatte er sie einfach vom Fenstersims geholt.
Der Bronzedrache landete und setzte das Mädchen vorsichtig ab. Seine riesigen Klauen formten einen Käfig um sie. Sie stand reglos da, den Blick auf den großen, keilförmigen Kopf gerichtet, der über ihr pendelte.
Der Wachwher zerrte am Ende seiner Kette. Er kreischte vor Angst, Zorn und Hass und schnappte nach F'lar, als dieser auf Lessa zuging.
»Sie haben Mut, Mädchen«, meinte er bewundernd und legte die Hand auf Mnemenths Vorderpfote. Mnementh war äußerst zufrieden mit sich und senkte den Kopf, damit F'lar ihn zwischen den Augen kraulen konnte.
»Wissen Sie auch, dass Sie nicht gelogen haben?«
F'lar konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er musste sich ein wenig an ihr rächen.
Langsam drehte sie den Kopf und sah ihn an. Sie schien keine Angst vor dem Drachen zu haben.
»Das Kind lebt. Und es ist ein Sohn.«
Diesmal konnte sie ihre Enttäuschung nicht verbergen. Ihre Schultern sackten müde nach vorn. Doch dann richtete sie sich wieder auf.
»Ruatha gehört mir«, sagte sie leise.
»Ja, und Sie
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