Die Welt der Drachen
ihn gegen sich.
F'lar versuchte sich verzweifelt aus der Umklammerung zu lösen und mit der Linken den bewaffneten Arm des Gegners nach oben zu drücken.
Plötzlich schnellte sein Knie hoch. Gleichzeitig ließ er sich zu Boden fallen. Fax krümmte sich vor Schmerzen, und F'lar gelang es freizukommen. Allerdings verriet ihm ein stechender Schmerz in der linken Schulter, dass er getroffen war.
Fax war rot angelaufen. Sein Atem ging rasch und hart. Aber F'lar fand keine Zeit, seinen knappen Vorteil auszunützen.d enn sein Gegner sprang wutentbrannt auf und griff an. F'lar brachte mit einem Satz den Tisch zwischen sich und Fax. Er behielt den Baron ständig im Auge, während er seine Schulter abtastete.
Offenbar hatte ihn die Klinge nur gestreift. Er konnte den Arm bewegen.
Plötzlich packte Fax ein paar Knochen, die auf dem Tisch lagen, und schleuderte sie zu F'lar hinüber. Der Drachenreiter wich instinktiv aus, und im nächsten Moment hatte Fax das Hindernis übersprungen. F'lar trat blitzschnell zur Seite, und der Dolch verfehlte ihn um Millimeter. Sein eigenes Messer fuhr tief in den Oberarm des Barons.
Fax schwankte, und der Drachenreiter trat einen Schritt näher. Aber er hatte den Feind unterschätzt. Der Baron versetzte ihm einen wuchtigen Schlag gegen die Rippen, so dass er zu Boden stürzte. F'lar rollte sich zur Seite, als er sah, dass Fax sich mit gezücktem Dolch auf ihn werfen wollte.
Irgendwie kam er wieder auf die Beine. Fax schoss über sein Ziel hinaus und verlor das Gleichgewicht. Mit aller Kraft stieß der Drachenreiter zu.
Sein Messer drang tief in den Körper des Gegners.
Fax fiel auf die Steinplatten und rührte sich nicht mehr.
Ein dünnes Wimmern durchdrang den Schleier der Erschöpfung, der F'lar umgab. Er sah auf. Frauen drängten in den Saal. Eine hielt ein weißes Bündel in den Armen. F'lar verstand nicht gleich, was das alles zu bedeuten hatte. Er bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen.
Er starrte auf den Toten.
Es hatte ihm keinerlei Vergnügen bereitet, den Mann umzubringen. Er war nur erleichtert, dass er selbst noch lebte.
Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
Seine Rippen schmerzten, und seine linke Schulter brannte. Er stolperte zu dem Mädchen hinüber, das immer noch reglos am Boden lag.
Vorsichtig drehte er sie herum. Ein hässlicher blauer Fleck machte sich auf ihrer Wange breit. Verschwommen nahm er wahr, dass F'nor im Saal das Kommando übernommen hatte.
Der Drachenreiter tastete mit zitternden Fingern nach dem Herzen des Mädchens ... Es schlug langsam, aber kräftig.
Die Erleichterung mischte sich mit Ekel. Das Mädchen starrte vor Schmutz, so dass man unmöglich sagen konnte, wie alt sie war. F'lar hob sie auf und trug sie zu seinem Zimmer.
Er wusste, dass F'nor die Situation beherrschte.
Oben angelangt, legte er die Bewusstlose auf sein Bett und machte Licht. Vorsichtig schob er die verfilzten Haarsträhnen zur Seite. Er drehte das Gesicht des Mädchens hin und her Sie hatte schmale, regelmäßige Züge. Auf ihren bloßen Armen zeichneten sich blaue Flecken und Narben ab, aber die Haut war jung und faltenlos. Und er hatte selten so feingliedrige Hände gesehen.
F'lar lächelte.
Ja, sie hatte die Konturen ihrer Hände so geschickt verzerrt, dass er unsicher geworden war. Und sie hatte ihr Äußeres durch Schmutz und Lumpen getarnt. Aber sie war jung.
Jung genug für den Weyr.
Sie konnte nicht aus dem Kreis der Dienerinnen stammen.
Zum Glück war sie nicht jung genug, um eine Bastardtochter von Fax zu sein. Stammte sie aus einer heimlichen Verbindung eines Ruatha?
Nein, sie hatte nichts Gewöhnliches an sich. Sie gehörte dem reinen Adel an, und er glaubte fest daran, dass sie eine Ruatha war.
Vielleicht hatte sie durch einen Zufall das Massaker vor zehn Planetendrehungen überlebt und seither auf Rache gesonnen. Weshalb sonst hätte sie Fax dazu gezwungen, auf die Burg zu verzichten?
F'lar konnte sein Glück noch nicht fassen. Er beugte sich über das Mädchen, um ihr die schmutzigen Lumpen vom Körper zu streifen, doch dann zögerte er. Sie war zu sich gekommen und sah ihn aus großen, hungrigen Augen an. Sie zeigte keine Furcht... lediglich Argwohn.
Unmerklich verwandelten sich ihre Züge zu einem hässlichen Zerrbild.
F'lar lächelte.
»Möchten Sie einen Drachenreiter täuschen, Mädchen?«
fragte er. Er lehnte sich gegen den geschnitzten Bettpfosten.
Erst jetzt merkte er, wie sehr seine Schulter schmerzte.
»Wie
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