Die Welt der Kelten
aus den Toren heraus und schlugen auf die Römer ein. Diese hatten
dem wenig entgegenzusetzen. Denn zum einen hatten sie damit nicht gerechnet und sich schon als ruhmreiche Sieger gefühlt,
zum anderen waren sie vom steilen Anstieg zur Stadtmauer erschöpft. Außerdem hielten sie die von Caesar als Unterstützung
geschickten Haeduer für Feinde und kämpften auch gegen sie. Das Chaos war perfekt! Die Krieger des Vercingetorix trieben sie
regelrecht den Abhang hinunter. Erst am Rand der Ebene stellten sich den Galliern frische römische Kräfte entgegen. Vercingetorix
war aber so klug, seine Männer hinter die Stadtmauern zurückzuführen.
Allein während der Jagd den Berg hinab fielen 46 Zenturionen, wie Caesar bitter feststellte. Die so Erfolg versprechende Belagerung
Gergovias entwickelte sich zusehends zum Debakel. Sie band auf nicht absehbare Zeit die römischen Legionen, während im weiten
Gallien Unruhen herrschten. Caesar gab die Belagerung auf; er versuchte nur noch, vor den Truppen und vor Vercingetorix sein
Gesicht zu wahren. Auf einer großen Heeresversammlung tadelte er das ungestüme Verhalten der Soldaten. Anschließend und am
folgenden Tag ließ er die Legionäre in Schlachtordnung Aufstellung nehmen; damit bot er den Galliern oben in Gergovia den
Entscheidungskampf |98| an. Doch Vercingetorix ließ sich nicht provozieren und hielt seine Krieger hinter den Mauern zurück. Von dort beobachtete
er den Abzug der Römer mit Genugtuung. Caesar hatte seinen effizienten Militärapparat erfolglos in Bewegung gesetzt. Mit dem
Namen Gergovias durfte zumindest ein moralischer Sieg der Gallier verbunden werden.
Die Entscheidungsschlacht von Alesia
Für die Römer wurde die Lage in Gallien immer unsicherer. Die Haeduer waren aufs Neue abgefallen, und ihre Reiterei hatte
in Noviodunum (Nevers) römische Händler und Beamte erschlagen. Auch viele kleinere Stämme schlossen sich nun dem Aufstand
an, die nur mit Mühe besiegt werden konnten.
Auf einer gesamtgallischen Versammlung in Bibracte berieten die Stammesführer über ihr Bündnis und das weitere Vorgehen gegen
Caesar. Sie bestätigten Vercingetorix als Oberbefehlshaber und stimmten seiner bisherigen Strategie zu. Der Arverner forderte
15 000 Reiter, die noch schneller Getreidefelder und Dörfer niederbrennen konnten. Auf diese Weise sollten Caesar mit seinen
zehn Legionen weiter Versorgungsprobleme bereitet werden. Außerdem forderte Vercingetorix Truppen von den Verbündeten an und
entsandte Krieger gegen die Stämme, die sich der antirömischen Koalition noch nicht angeschlossen hatten. Caesar verblieb
dagegen weniger als eine Hand voll gallischer Stämme, auf die er sich nur mit Vorsicht verlassen konnte. Darüber hinaus schreckte
er nicht davor zurück, von den gefürchteten germanischen Stämmen Reiter anzufordern.
Vercingetorix versammelte seine Krieger und die von den Stämmen gestellten Reiter. Im Grenzgebiet der Lingonen und Sequaner
am Rand der Juraberge kam er Caesars Legionen und Hilfstruppen auf wenige Meilen nahe. Beide Feldherren schienen die Entscheidungsschlacht
zu suchen. Der Arverner ließ seine Reiter noch einmal ausdrücklich die Treue schwören. Dann sollten sie in drei Gruppen schnell
und kraftvoll den römischen Heerzug angreifen, ihm Verluste bereiten und Verwirrung stiften. Mit Hilfe der germanischen Reiter
konnte Caesar die heftigen Angriffe abwehren. Anscheinend hatte Vercingetorix so stark auf den Erfolg seiner Reiterei gebaut,
dass er jetzt die offene Schlacht vermied. Gleichwohl wollte er vor den Römern nicht die Flucht ergreifen oder sich durch
Gallien treiben lassen. Warum also sollte er nicht einen Stellungskrieg wie in Gergovia wagen, der Caesar an den Rand der
Niederlage gebracht hatte. So wurden dessen Truppen erneut gebunden und konnten nicht gegen frische Stammesverbände vorgehen.
Aus solchen möglichen Erwägungen zog sich |99| Vercingetorix ins nahe Alesia zurück, das Hauptoppidum des kleinen Mandubierstammes. Hier sollte die Entscheidung um Gallien
fallen!
Die Siedlung lag auf dem Mont Auxois nordwestlich des heutigen Dijon. Auch hier konnte Caesar, der am nächsten Tag sein Lager
aufschlug, wegen der steilen Hänge keinen direkten Angriff wagen. Er beschloss, einen Belagerungswall um die Stadt ziehen
zu lassen. In mehreren großen Lagern und in 23 Kastellen stationierte er seine Soldaten. Während der Arbeiten am Wall kam
es zu einem ersten
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