Die Welt der Kelten
Reitergefecht, in dem wiederum die Römer in Bedrängnis geraten wären, hätten ihnen die germanischen Reiter
keine Hilfe gebracht und unter den fliehenden Galliern, wie Caesar berichtete, ein Gemetzel angerichtet.
Vercingetorix sammelte auf dem Bergplateau 80 000 Krieger um sich, für welche die Getreidevorräte 30 Tage reichten. Alle Krieger
zog er hinter die Stadtmauern zurück, die er aufwändig verstärken ließ. Ehe der römische Belagerungsring geschlossen wurde,
sandte der gallische Oberbefehlshaber die überlebenden Reiter zu allen verbündeten Stämmen. Sie sollten das größte Heer heranführen,
das die Gallier jemals aufgestellt hatten, und Caesar in den Rücken fallen.
Caesar verfügte über 70 000 Soldaten, die nicht nur die Belagerung bestreiten, sondern notfalls auch einen äußeren Angriff
abwehren mussten. Um einem Angriff von zwei Seiten standhalten zu können, ließ er ein monumentales Befestigungs- und Belagerungssystem
errichten, das an die 15 Kilometer Gesamtlänge aufwies. Es bestand aus einem doppelten Ring von Gräben und Wällen mit Mauern
und Türmen. Ein Graben war 7 Meter breit, ein anderer wurde mit Wasser gefüllt und einen dritten versah man mit angespitzten
Pfählen, die die Soldaten als Leichensteine bezeichneten. Sie waren Bestandteil eines ausgeklügelten Systems von Fallen und
Hindernissen. Caesars Belagerungs- und Verteidigungswerke vor Alesia suchen in der antiken Geschichte ihresgleichen und haben
ihre Spuren bis in die Gegenwart hinterlassen. Sie dokumentieren die Situation des Jahres 52 vor Chr.: In Alesia suchte Vercingetorix
wie Caesar die Entscheidung, und für beide ging es um Leben oder Tod.
Währenddessen hatte eine Versammlung der gallischen Stammeshäuptlinge entschieden, Truppen einzuberufen und Vercingetorix
Hilfe zu bringen. Aus allen Teilen Galliens zogen Krieger heran, nur wenige versagten sich dem Aufruf. Selbst enge Verbündete
Caesars folgten dem Appell im Namen der Freiheit und des alten Kriegerruhmes. Schließlich kamen 8 000 Reiter und 250 000 Fußsoldaten
im Gebiet der Haeduer zusammen. Sie erhielten vier Oberbefehlshaber, denen Vertreter der einzelnen Stämme an die Seite gestellt
wurden: »Es gab nicht einen unter ihnen, der nicht glaubte, der Feind könne den bloßen Anblick einer solchen Menge nicht aushalten.«
|100| Aber die riesige Truppenaushebung hatte Zeit gekostet, Tage um Tage, an denen die Vorräte der Belagerten aufgezehrt wurden.
Hunger machte sich in Alesia breit, und man erwog, ob man einen Ausfall wagen oder sogar kapitulieren solle. Jedenfalls halte
man den Hungertod nicht aus. Dem Vorschlag, sich vom Fleisch der getöteten Alten und Unnützen zu ernähren, scheint man nicht
gefolgt zu sein. Doch zumindest sollten Kriegsuntaugliche nebst Frauen und Kindern die Stadt verlassen. Caesar allerdings
verbot deren Aufnahme, sodass sie verzweifelt zwischen den Fronten lagerten.
Als das gallische Heer erschien, war die Lage der Römer äußerst bedrohlich. In Alesia standen 80 000 Gallier, und hinter den
Legionen hatten sich mehr als eine viertel Million Krieger aufgestellt. Caesar schien in der Falle zu sitzen. Er verteilte
seine Soldaten an allen Seiten, sodass nirgends eine Schwachstelle entstand. Dann schickte er die Reiter los, um den Kampf
zu eröffnen: »Die Gallier hatten zwischen die Reiter einzelne Bogenschützen und leicht bewaffnete Fußsoldaten verteilt; falls
die Reiter zurückweichen mussten, sollten sie ihnen zu Hilfe kommen und den Ansturm unserer Reiter aufhalten.« Die Schlacht
fand vor Hunderttausenden von Augenpaaren statt, die gebannt das Geschehen verfolgten. Nachdem über etliche Stunden gekämpft
worden war, gelang es wiederum den germanischen Reitern, die Gallier endgültig niederzumachen. Dieser Sieg fiel zugunsten
Caesars aus.
Als Nächstes versuchte das Entsatzheer, in einem nächtlichen Angriff die Mauern zu überwinden. Mit Pfeilen, Schleudern und
Steinen sollten die Römer vom Wall vertrieben werden. Vercingetorix hörte den Angriff und ließ darauf seine Männer zum Sturm
blasen. Doch die äußeren Angreifer konnten die römischen Wälle nicht einnehmen. Sobald sie ihnen näher kamen, spießten sie
sich an den gesetzten Pfählen auf oder stürzten in die Gräben. Viele fanden den Tod durch die herabgeschleuderten Speere der
römischen Verteidiger. Am Tagesanfang brachen die Gallier ihren Angriff ab, und auch die Männer des Vercingetorix mussten
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