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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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Anschließend einigte man sich auf einen Tag, an dem man
     losschlagen wollte. Die Karnuten erklärten sich bereit, in ihrem Hauptoppidum Cenabum, dem heutigen Orléans, das Fanal für
     ganz Gallien zu setzen. Am vereinbarten Tag stürmten Krieger durch die Straßen der Stadt und töteten jeden Römer, den sie
     ergreifen konnten. Zumeist lebten dort Kaufleute, die in Gallien gute Geschäfte machten und von dem Angriff völlig überrascht
     wurden. Keiner entkam dem Gemetzel. Anschließend wurden ihre reichen Warenlager und ihr Vermögen geplündert. Wie erwartet,
     verbreitete sich die Nachricht |93| davon in Windeseile in ganz Gallien. Sie verband sich mit der Botschaft, dass kein einzelner Stamm den Aufstand wagte, sondern
     dass alle Gallier die Römer töten oder aus dem Land treiben wollten.
    Vercingetorix und der große Aufstand
    Unter den Arvernern machte sich der junge Adlige Vercingetorix zum Haupt der Erhebung. Schon sein Vater Celtillus hatte im
     Stamm großen Einfluss ausgeübt, ebenso verfügte der Sohn über eine zahlreiche Gefolgschaft. Aber die Stammesaristokratie widersetzte
     sich dem Aufstand, den Vercingetorix vehement propagierte. Die Mehrzahl der Adligen unterstellte dem jungen Mann wahrscheinlich
     Ambitionen auf die Alleinherrschaft; darum vertrieb ihn ausgerechnet sein Onkel Gobannitio aus dem Stammeszentrum Gergovia,
     das sich bei Clermond-Ferrand auf einem Bergplateau erstreckte. Doch auf dem Land gelang es Vercingetorix, so viele Anhänger
     zu gewinnen, dass er nach Gergovia zurückkehren, seinerseits seinen Onkel vertreiben und die Macht übernehmen konnte. Trotz
     seines verhältnismäßig jungen Alters von etwa 30 Jahren bewies der neue Herrscher der Arverner genügend Machtinstinkt. Zuerst
     beseitigte er die unmittelbaren Gegner, dann verhandelte er mit vielen anderen Stämmen über ein festes Bündnis gegen die Römer.
     Man einigte sich auf ihn als Oberbefehlshaber der gesamtgallischen Truppen.
    Diese Aufgabe nahm er mit großer Strenge wahr, die ihn als Schüler römischen Militärwesens auszeichnete. Er bestimmte die
     Anzahl der Krieger, die jeder Stamm zu stellen hatte, ebenso wie die Zahl der herzustellenden Waffen und den Termin, an dem
     die Waffen zu liefern seien und die Truppen anrücken sollten. Die Aufstellung einer schlagkräftigen Reiterei war ihm ein weiteres
     Anliegen. Schließlich legte er höchsten Wert auf Disziplin und Gehorsam: »Denn bei größeren Vergehen ließ er die Schuldigen
     nach Anwendung aller Arten von Foltern verbrennen, bei weniger schwer wiegenden Anlässen ließ er ihnen die Ohren abschneiden
     oder ein Auge ausstechen und schickte sie nach Hause zurück, um den anderen einen Beweis seiner Strenge zu geben und sie durch
     die Härte der Strafe in Schrecken zu versetzen.«
    Derart drakonisch gerüstet, zog Vercingetorix im Land umher und entsandte Truppen zu den Stämmen, die noch zögerten oder gar
     weiter zu Rom standen. Mit seiner auf ganz Gallien ausgerichteten Strategie und den Vorstellungen eines Heeresaufgebots, in
     dem strengste Disziplin herrschte, rückte der Arverner weit von den traditionellen keltischen Kampftugenden ab. Der einzelne
     Krieger sollte zwar von Todesverachtung erfüllt sein,  |94| zugleich aber musste er sich als Teil eines riesigen Heeres verstehen, das weit über den gewohnten Rahmen der Stammes- und
     Gefolgschaftsordnung hinausreichte. Vercingetorix war ein Reformer, dessen Denken den keltischen Partikularismus überwinden
     wollte, und der danach trachtete, Rom mit dessen eigenen Waffen zu schlagen.
    Inzwischen hatte man Caesar über die Ereignisse informiert, worauf dieser im Februar des Jahres 52 vor Chr. in die römische
     Provence eilte. Dort musste er zunächst einen gallischen Angriff gegen Narbonne abwehren, der ihm deutlich machte, dass Vercingetorix
     den Krieg nicht auf das freie Gallien zu begrenzen gedachte. Anschließend sah sich der Statthalter mit dem Problem konfrontiert,
     wie er zu seinen Truppen im aufständischen Keltenland gelangen sollte. Denn die gewohnten Wege blockierten starke gallische
     Verbände, denen Caesar vorerst noch ausweichen wollte. Es kennzeichnet seine außergewöhnliche Risikobereitschaft, dass er
     mit seinen Soldaten durch die verschneiten Cevennen marschierte, um die Arverner zu überraschen. Diese hatten in der Tat mit
     einem so schnellen Angriff nicht gerechnet. Vercingetorix musste erfahren, wie schwierig strategische Überlegungen durchzusetzen
     waren, wenn

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