Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
gegeben, dass er Leine ziehen soll – okay, so gemein habe ich es nicht ausgedrückt. Seine Familie ist … na ja, eben kompliziert. Seine Mom ist psychisch nicht ganz gesund, und seine kleine Schwester ist ein harter Brocken, auch wenn ich eigentlich nie Gelegenheit hatte, sie besser kennenzulernen. Ich habe nicht gerade geschickt Schluss gemacht mit ihm«, gab ich zu. »Er will darüber noch so eine Art Gespräch führen. Ich brauche das garantiert nicht, aber ich schulde es ihm vermutlich. Ich verstehe nur nicht, wie die Info über meinen Aufenthalt hier ins Internet gelangt ist.«
Sam wirkte verlegen. »Das könnte mein Fehler sein«, sagte er. »Wir behalten uns jetzt im Auge, wir alle, die wir uns verwandeln. Seit der Großen Offenbarung wissen wir nie, was die Leute tun werden. Menschen reagieren nicht immer auf vorhersagbare Weise. Aber wer wüsste das nicht besser als du.«
»Also hast du im Internet gepostet, dass wir beide zu dieser Hochzeit hier fahren?«
»Nein! Nein! Aber ich habe es erwähnt, als ich mit Travis geredet habe.« Travis, ein Fernfahrer und einsamer Werwolf ohne Bindung an ein Rudel, machte ungefähr alle zwei Wochen mal im Merlotte’s Station.
»Aber warum hast du mich denn erwähnt?«
Sam schloss einen Augenblick lang die Augen. »Na ja, du bist quasi so eine Art Berühmtheit in der Welt der Supras, Sookie.«
»Was?« Das ergab doch alles keinen Sinn.
»Du bist etwas Besonderes. Und Wergeschöpfe lieben das Außergewöhnliche genauso wie alle anderen. Du bist eine Freundin des Shreveport-Rudels. Und du hast eine Menge für die Zweigestaltigen getan.«
»Okay, zwei verschiedene Gedanken dazu. Erstens, ich habe hier nirgends einen Computer gesehen, sonst hätte ich dich gebeten, Collins’ Webseite mal aufzurufen. Ich will wissen, was er schreibt über das, was in Wright passiert. Und der zweite Gedanke – ich gehe davon aus, Jannalynn weiß, dass ich dich begleite … richtig?«
»Natürlich weiß Jannalynn, dass ich mit dir zu dieser Hochzeit gefahren bin, Sookie. Ich habe ihr erklärt, dass ich dich darum schon gebeten hatte, bevor ich mit ihr zusammenkam.« Jetzt wirkte Sam noch verlegener, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Er hatte ja mehr oder weniger schon zugegeben, dass das nicht der einzige Grund war, warum er Jannalynn zu Hause gelassen hatte.
Tja, und Jannalynn würde bald begreifen, dass jeder, derim Internet las, dass ich mit Sam zu seiner Familie gefahren war, wissen würde, dass sie nicht die einzige Frau in Sams Leben war. Sam und ich waren zwar nur platonische Freunde, aber auch ich wäre ziemlich eifersüchtig geworden, wenn ich in ihren Schuhen gesteckt hätte. Oder in ihren Klauen.
»Jannalynn wird dich umbringen wollen«, entgegnete ich ausdruckslos. »Oder mich. Und das könnte ich ihr noch nicht mal richtig vorwerfen.«
Sam wurde rot, doch sein Blick war fest. »Sie ist schon ein großes Mädchen. Sie weiß besser als jeder andere, dass ich …«
»Dass du total den Verstand verloren hast? Na, jetzt ist es sowieso zu spät.« Ich seufzte und sammelte mich. Über Sams Indiskretion könnte ich mich später immer noch genug aufregen. Jetzt mussten wir uns darauf konzentrieren, dass Craig und Deidra heiraten konnten, ohne dass die Feier von irgendwelchen gewalttätigen Zwischenfällen gestört wurde.
»Hast du eine Idee, wie Quinn, Togo und Trish uns helfen könnten? Ich habe Quinns Handynummer. Sie sind vermutlich im Tierheim … aufräumen. Ich helfe natürlich auch, wo immer ich kann.« Ich gab Sam den Fetzen Papier mit Quinns Nummer.
»Ich werde sie bitten, Wache zu stehen«, sagte Sam. »Wenn wir für den Probedurchlauf in die Kirche gehen, werdet ihr vier draußen hoffentlich einen Sicherheitskreis ziehen. Auf diese Weise sind wir rechtzeitig gewarnt für den Fall, dass Collins und seine Kumpane etwas planen. Der Zeitpunkt des Probedurchlaufs ist nicht öffentlich bekannt, nur der der Hochzeit selbst. Der stand in der Zeitung, weil die ganze Gemeinde eingeladen ist.«
Das wurde auch in Bon Temps für gewöhnlich so gemacht, deshalb überraschte es mich nicht. Viele Verlobungsanzeigen enthielten bereits die Details der Hochzeitsfeier mit der Einladung »Alle Freunde des Paares sind willkommen«.
»Klar«, erwiderte ich, »ich werde Ausschau halten.« Ich hätte mich besser gefühlt, wenn ich beim Wacheschieben ein Gewehr gehabt hätte, aber mit der Bellini in der Hand hätte ich wohl (a) vielleicht jemanden erschossen und wäre (b)
Weitere Kostenlose Bücher