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Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Titel: Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hätte uns gern gefragt, was wir hier draußen im Kirchhof taten, hatte dann aber nicht den Nerv dazu. Und so eilten er und Mrs Lisle, Deidra und ihre Schwestern und Deidras älterer Bruder durch den Kirchhof auf die offenen Türen der Kirche zu. Deidras anderer Bruder, der Soldat, stellte sich neben mich. Da ich mir sicher war, dass er eine Waffe dabeihatte, freute ich mich darüber. Er nickte meiner Begleiterin zu. »Miss Trish«, sagte er höflich. Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Jared Lisle«, sagte sie zu mir.
    »Sookie Stackhouse. Ich bin mit Sam hier.«
    Und dann hielten wir Wache.
    Zwei junge Frauen kamen den Gehweg entlanggeflitzt und verschwanden in der Kirche, nicht ohne Jared einen Blick zuzuwerfen. Er lächelte und hob grüßend die Hand.
    »Die zwei singen«, erklärte er. »Wundert mich etwas, dass sie überhaupt kommen.« Sam und Deidras älterer Bruder waren Craigs Trauzeugen, damit war die Hochzeitsgesellschaft also komplett.
    Durch die offenen Kirchenfenster lauschte ich dem »Jesus bleibet meine Freude«, als der Organist zur Eröffnung etwas Musik spielte. Undeutlich konnte ich hören, wie Bruder Arrowsmith der Hochzeitsgesellschaft Anweisungen gab.
    Ein oder zwei Autos fuhren vorbei, deren Fahrer nicht viel mehr als einen neugierigen Blick herüberwarfen. Ich zappelte herum, unfähig, einfach nur lässig an der Seite der Kirche herumzustehen. Das Ganze war doch sehr auffällig und irgendwie auch peinlich, fand ich.
    Dieses Problem hatte Jared nicht. Seit er in der Armee war, war er es gewöhnt, Wache zu schieben. Er redete nicht lange mit Trish oder mir. Aber das war schon okay, weil er über etwas Wichtigeres nachzudenken hatte.
    Und ich? Ich fragte mich, was um alles auf der Welt ich tun würde, wenn es tatsächlich einen Angriff gäbe. Ganz, ganz schnell die Gedanken der Leute lesen? Das wäre keine große Hilfe. Mein Gewehr fehlte mir mehr denn je. Könnte ich wirklich noch einmal auf einen Menschen schießen, wenn er die Kirche angriff oder die Hochzeit von Sams Bruder zu stören versuchte?
    Ja, dachte ich, das könnte ich. Natürlich, verdammt noch mal. Meine innere Anspannung wuchs.
    Es ist nicht nur interessant, sondern auch unerfreulich, wenn einem plötzlich klar wird, wie man selbst tickt, vor allem in einem Augenblick, in dem man rein gar nichts tun kann. Ich konnte ja schlecht einfach den Posten verlassen, zum nächsten Waffenladen rennen, mir eine Knarre kaufen und mich mit hochhackigen Stiefeln und in hautenges schwarzes Leder gehüllt als Superheldin neu erfinden. Mit einer Waffe würde ich mich zwar stark fühlen, aber sie würde mich nicht stark machen . Der Wunsch, auf jemanden zu schießen, würde mich nicht automatisch zu einem präzisen Schützen machen. Obwohl, wenn ich meine Bellini dahätte, würde ich mein Ziel schon nicht verfehlen.
    Mir schossen unzählige solcher Ideen in ein paar Minuten durch den Kopf. Und diese Minuten multiplizierten sich, während die versammelte Truppe, der ich mich angeschlossen hatte, Wache hielt für nichts und wieder nichts.Jared und Trish zeigten keine Anzeichen von Langeweile oder Unruhe. Sie entspannten sich sogar so weit, dass sie ein paar Worte miteinander wechselten. Ich bekam mit, dass Trish Jared in der Highschool unterrichtet hatte – in Englisch und Musik. Sie genoss ihren frühzeitigen Ruhestand und engagierte sich seitdem sehr viel ehrenamtlich und verkaufte ihren selbst gemachten Schmuck. Jared erzählte ihr von seiner Versetzung nach Afghanistan. Er war bereit, dorthin zu gehen.
    Dann hörten wir das Geräusch mehrerer Motoren, die sich auf der Hauptstraße der Abzweigung zur Kirche näherten. Wir wurden alle ganz starr, und unsere Blicke wanderten zu dem Stoppschild am Ende der Straße.
    Drei Motorräder bogen in die Straße ein, mit ratternden Motoren, gefolgt von einem Chevrolet Suburban voller Leute.
    Wortlos stellten wir uns auf dem Gehweg in einer Reihe auf.
    Die Motoren wurden ausgeschaltet, dann herrschte Stille. Nur der Wind, der durch die Blätter der Lebenseiche vor der Kirche fuhr, und die Musik der Orgel, die durch die Fenster herausströmte, war im weiten Umkreis noch zu hören.
    Ich versuchte, einen Plan zu entwickeln, und beschloss schließlich, dass ich nur durch Handgreiflichkeit jemanden davon abhalten könnte, die Kirche zu betreten. Die drei Leute auf den Motorrädern stiegen ab und nahmen ihre Helme ab. Es waren alles Frauen. Ha! Na, so eine Überraschung. Und im nächsten Moment bemerkte ich auch

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