Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Titel: Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
ich und versuchte, das Beben in meiner Stimme zu unterdrücken. Ich hatte Todesangst. Durch die Windschutzscheibe sah ich in verzerrte Gesichter, deren Münder sich unablässig bewegten. Es war der schiere Hass, der diese Menschen erfüllte. Sie kannten weder Sam noch Bernie. Es war ihnen völlig egal, dass weder Braut noch Bräutigam die Gestalt wandeln konnten. Sie schwenkten ihre Schilder. Sie schrien uns nieder. Wieder lächelte Togo mich durch das Seitenfenster an, aber ich konnte das Lächeln nicht erwidern.
    »Nur Mut«, sagte Sam zu mir.
    »Ich gebe mir Mühe«, sagte ich, und dann traf ein Stein auf die Windschutzscheibe. Ich kreischte, was natürlich dumm war. Aber ich war dermaßen erschrocken, und er war so vollkommen aus dem Nichts gekommen. »Tut mir leid! Tut mir leid!«, keuchte ich. Die Scheibe hatte einen Riss.
    »Scheiße«, fluchte Sam, und da wusste ich, dass er genauso angespannt war wie ich.
    Der nächste Stein traf Togo an der Schulter. Es musste sehr wehgetan haben, denn obwohl er nicht blutete, zuckte er zusammen. Der große und aggressiv wirkende Togo schien offenbar ein besseres Ziel abzugeben als Trish, die eine Frau und noch dazu grauhaarig war.
    »Wenn ich doch bloß mein Gewehr hierhätte«, sagte ich laut, auch wenn ich es schon zwanzigmal gedacht hatte.
    »Wenn du es hierhättest, würdest du nur auf jemanden schießen. Ist vielleicht besser so«, erwiderte Sam, was mich erstaunte.
    »Hast du keine Lust, auf einige dieser Radaubrüder zu schießen?«
    »Ich habe keine Lust, ins Gefängnis zu gehen«, sagte Sam erbittert. Er starrte geradeaus und konzentrierte sich darauf, den Pick-up in einem gleichmäßigen Tempo in Fahrt zu halten. »Ich hoffe nur, dass sich keiner von denen vor meinen Wagen wirft.« Plötzlich tauchte ein großer Mann direkt vor uns auf. Er wandte uns den Rücken zu und begann als Anführer unserer kleinen Prozession im richtigen Tempo vor uns herzulaufen. Quinn. Sein kahler Schädel glänzte, während er von einer Seite zur anderen schaute, die Menge einschätzte und uns immer weiter voran führte.
    Sams Telefon klingelte, und ich ging ran. »Sookie hier«, sagte ich.
    »Hier sind noch mehr von Ihren Leuten«, berichtete Bruder Arrowsmith. »Ich schicke sie Ihnen entgegen.«
    »Danke«, sagte ich bloß und klappte das Handy wieder zu. Ich richtete Sam die Nachricht aus.
    »Jetzt beweist er also doch Mumm«, meinte Sam. »Gerade noch rechtzeitig.«
    Zu diesem Zeitpunkt hatten wir endlich die Straßenecke erreicht, und wir mussten nach rechts auf die Main Street abbiegen und einige Blocks Richtung Norden fahren, um auf die St. Francis Street zu gelangen. Während wir auf eine Lücke im fließenden Verkehr warteten – erstaunlich, manche Leute versuchten tatsächlich ihrem Alltag nachzugehen –, sah ich aus dem Augenwinkel heraus jemanden auf uns zurennen. Ich drehte mich zur Seite. Togo beobachtete den Verkehr, und unsere Blicke hatten sich kaum getroffen, da stürzte sich auch schon ein kleiner dicker Mann auf Togo und schlug ihm sein Schild auf den Kopf. Togo blutete sofort, taumelte und ging auf ein Knie nieder.
    »Quinn!«, rief ich, und Quinn fuhr herum, um zu sehen, was passiert war. Mit einem Satz, der wirklich erstaunlichwar, war er über die Kühlerhaube des Pick-ups gesprungen, riss Togos Angreifer in die Luft und hielt ihn dort.
    Die Menge war schockiert, und einige starrten die Szene nur an, entsetzt über Quinns Schnelligkeit und Kraft. Dann stieg ihr Zorn noch, denn es war genau dieser Unterschied, vor dem sie sich fürchteten. Und wieder rasante Bewegungen, Sam schrie, und ich sah eine große Frau, deren braunes Haar wie ein Banner hinter ihr herflatterte, in unmenschlicher Geschwindigkeit über die Main Street rennen. Sie wirkte völlig normal in ihren Jeans und Sneakers, aber sie war eindeutig mehr als nur ein Mensch. Sie steuerte direkt auf das Knäuel aus Togo, Quinn und dem Demonstranten zu, löste den dicken Mann aus Quinns Griff und trug ihn hinüber auf die andere Straßenseite. Mit höchster Sorgfalt stellte sie ihn auf seine Beine, und dann tat sie etwas Erstaunliches. Sie tätschelte ihm mit einer ihrer schlanken braunen Hände den Kopf.
    Vereinzeltes Gelächter erklang in der Menge. Dem Mann stand buchstäblich der Mund offen.
    Dann drehte sie sich zu Quinn und Togo um, die sich wieder aufgerappelt hatten, und lächelte.
    Togos Schultern entspannten sich, als er erkannte, dass die Gefahr vorüber war – für den Augenblick jedenfalls.

Weitere Kostenlose Bücher