Die Welt in mir (German Edition)
dicht neben mir die Tür an.
Als wir an Judi vorbeigingen, sah
ich, wie sie mich und meinen Begleiter anstarrte. Vermutlich war ihr auch die
kleine Aktion mit meinem Chef, jetzt wahrscheinlich eher Ex-Chef, nicht
entgangen. „Was glotzt du so?“, machte ich sie an und erschreckte im selben
Moment wie sie über meine Worte. Was zum Teufel war nur mit mir los?
Auf dem Weg zum Parkhaus sagten
weder ich noch er auch nur ein Wort. Ich konnte immer noch nicht glauben, was
ich gerade getan hatte. Mein Leben wurde immer verrückter, und irgendwie hatte
ich das Gefühl, dass mir mein Ich aus den Händen glitt. Als wir an einem
schwarzen Geländewagen mit abgedunkelten Scheiben ankamen, hielt er an.
„Steig ein!“
Verwundert fixierte ich das
Auto. „Du glaubst doch nicht echt, dass ich mit dir in ein Auto steige, dass
auch noch aussieht, wie eine Verbrecherkarre.“ Woher nahm ich nur das
Selbstbewusstsein, solche Worte zu sagen. Früher hätte ich in der Gegenwart
eines solchen Mannes den Mund nicht aufbekommen. Vermutlich wäre ich eher in
den Wagen gestiegen, als einem Kerl, der so bedrohlich wirkte, die Meinung zu geigen.
Doch ich hatte keine Angst. Aus unerfindlichen Gründen fühlte ich mich stark
und scheute keine Konfrontation. Sollte er mich doch zwingen, einzusteigen. Den
Kampf konnte er haben. Aber statt auf Konfrontationskurs zu gehen, murmelte er
etwas vor sich hin, was ich nicht ganz verstand. „Ich hab Josh gesagt, dass es
eine Scheißidee ist.“
„Was meinst du damit?“, fragte
ich verwirrt, weil ich nicht verstand, was das bedeuten sollte.
„Nichts. Hab mit mir selbst
gesprochen“, gab er entnervt zurück. Bevor er die nächsten Worte aussprach,
atmete er tief durch. Offensichtlich, um sich zu beruhigen und zu besinnen. Ich
bemerkte, dass es ihm einige Mühe machte, mich anzuschauen und seine Worte ganz
ruhig auszusprechen.
„Hör zu, Clara. Ich weiß, es
ist verrückt. Aber steig in das Auto. Wir fahren zu deiner Wohnung und ich
verspreche dir, dass ich dir dann alles erkläre. Wir müssen jetzt wirklich los,
und ich will dich nicht zwingen, einzusteigen. Aber ich werde es tun, wenn du
jetzt nicht zur Besinnung kommst.“
Meine Besinnung musste ich
offenbar vollkommen verloren haben. Denn, statt ihn zum Teufel zu jagen, griff
ich nach dem Türgriff und ließ mich auf den Sitz gleiten. Während auch er einstieg,
konnte ich nur daran denken, wie wundervoll mein Name aus seinem Mund geklungen
hatte. Auch wenn ich von seiner rüpelhaften Art eigentlich abgeschreckt sein
sollte, stieg in mir Leidenschaft hoch. Einerseits war ich sauer auf ihn, weil
er mich rumschubste und Befehle erteilte, was ich tun sollte. Während ich ihn
dafür eigentlich hätte anschreien sollen, fand ich es anderseits sexy. Ohne Frage
war dies ein machohaftes Verhalten, was ich allerdings als männlich und
durchaus anziehend empfand. Eigentlich sollte ich mich als emanzipierte Frau
nicht von einem solchen Verhalten angezogen fühlen. Irgendwann hatten Frauen
immerhin dafür gekämpft, sich nicht alles von Männern gefallen lassen zu
müssen, aber in dem Moment war seine rohe Männlichkeit einfach nur anziehend.
Ich schüttelte den Kopf, um
diese Gedanken loszuwerden. Der Mann trieb mich noch in den Wahnsinn!
Du
kennst ihn erst seit 5 Minuten und es ist schon das zweite Mal, dass du solchen
Fantasien mit ihm nachhängst , ermahnte ich mich in Gedanken
selbst.
Während er aus der Parklücke fuhr,
die Tiefgarage verließ und den Weg zu meiner Wohnung einschlug, schwieg er und
konzentrierte sich auf die Straße.
Darüber war ich sehr froh, denn
gerade traute ich mir selbst nicht und wusste nicht, was ich als nächstes gesagt
oder getan hätte, wenn er das Wort an mich gerichtet hätte. Ich musste mich
zusammenreißen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Noch einmal ging ich
in Gedanken das Geschehene durch. Die Worte an meinen Chef und wie ich Judi
angefahren hatte. Ich musste mich bei ihr entschuldigen. Aber sie hätte auch
nicht so starren dürfen. Bevor mich neue Wut überkam, atmete ich tief durch.
Bis wir vor meiner Wohnung hielten, hatte ich mich wieder, soweit wie möglich,
beruhigt. Ich stieg aus, ging zur Tür und die Treppen hoch. An meiner
Wohnungstür angekommen, hielt ich inne und schaute Mr. Bad Boy an. Er war mir
gefolgt und erwartete offenbar, dass ich ihn in die Wohnung ließ.
„Worauf wartest du? Geh rein.“
Verwirrt gaffte ich ihn an und
spürte wieder, wie mich die Wut aufgrund seines
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