Die Welt in mir (German Edition)
sie. Das unbeschreibliche Gefühl blieb.
Allerdings war es nun nicht mehr so schockierend und überwältigend. Mein Herz, mein
Puls und mein Inneres hatten sich offensichtlich an die Funken in mir gewöhnt.
Je näher wir der Wohnung kamen,
desto aufgeregter wurde ich. Was passierte, wenn wir ankamen? Irgendwann würde
er meine Hand loslassen müssen, beim Gedanken daran überkam mich Panik. Ich wollte
ihn nie wieder loslassen.
Josh schloss die Haustür auf,
wir gingen die Treppen hoch. Alles, ohne uns loszulassen. Offenbar war auch er
nicht gewillt, meine Hand wieder freizugeben und unsere Verbindung zu lösen.
Als wir drinnen angekommen waren, standen wir uns ganz nah gegenüber. Er möchte mich küssen , dachte ich, während
ich in seinen Augen versank. Kaum vorzustellen, wie ein Kuss sein würde, wenn
bereits die Berührung seiner Hand so eine unfassbare Explosion in mir auslöste.
Wie gebannt schaute ich ihm in
die Augen und verfolgte seinen Blick, der zwischen meinen Augen und Lippen hin
und her ging. Vollkommen in diesem Augenblick versunken, drang erst mit etwas
Verzögerung das Klingeln in meinen Verstand.
„Mist!“ Josh und löste seine
Hand von meiner.
Zerstört war unsere Verbindung,
und es fühlte sich so an, als wäre ein Teil von mir weggerissen worden.
Völlig entsetzt, nahm ich nur
am Rand wahr, wie Josh sich von mir entfernte und an sein Handy ging. Das hatte
also geklingelt. Ich konnte mich nicht bewegen, da ich das Gefühl hatte,
verletzt zu sein. Ich konnte den körperlichen Schmerz über seinen Verlust
beinahe spüren.
Josh war aus dem Raum gegangen.
Ich konnte nicht hören, mit wem er sprach oder was er sagte. Letztendlich hätte
ich meine Hand nicht dafür ins Feuer gelegen, dass ich mich überhaupt
konzentrieren konnte. Absolut unfähig, mich zu bewegen, stand ich immer noch an
der Stelle, an der eben vor wenigen Minuten noch alles perfekt gewesen war. Es kam
mir vor, als läge meine Welt in Trümmern, nur weil Josh meine Hand losgelassen
hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit
kehrte er zu mir zurück. Seine Miene sah gequält aus.
„Das war Alex. Er ist wieder
zurück und will mit mir sprechen. Ich werde mich mit ihm treffen. Da wir beide
zu viel für dich sind, treffen wir uns nicht hier. Aber keine Sorge, auch wenn
keiner von uns in der Wohnung ist, passen wir auf dich auf!“
Seine Worte lösten keine
Reaktion bei mir aus. Ich stand nur da und schaute ihn an. So ganz drang sein
Gesagtes nicht in mein Bewusstsein.
Erst, als er seine Sachen packte
und auf dem Weg zur Tür hinaus sagte, dass er ginge und die Haustür in die
Angeln fiel, wurde mir klar, was er gesagt hatte. Alex war wieder da, und Josh verließ
mich. Er wird heute Nacht nicht wiederkommen. Als mir dies bewusst wurde, überkamen
mich Trauer und Panik.
Obwohl es eigentlich absurd
war, nach einem Moment des Glückes, den Josh und ich noch vor wenigen Minuten
geteilt hatte, kroch in mir die Furcht hoch? Was war, wenn er gar nicht mehr
zurückkehrte? Der Schmerz, ihn verloren zu haben, steigerte sich. Wieso mich
ausgerechnet jetzt die Angst, ihn verloren zu haben, packte, konnte ich nicht
genau sagen. Nachdem wir uns eben noch an den Händen gehalten haben und wir
beide diese Anziehung und das Knistern zwischen uns gespürt hatten, hätte ich
nicht so panisch sein dürfen, ihn verloren zu haben. Aber alles in mir schrie,
dass er weg wäre und ich ihn verloren hätte, nachdem ich gerade einen kleinen
Moment der Liebe genießen durfte. Ich hätte niemals geglaubt, es hätte noch
schmerzhafter werden können. Aber ich fühlte mich zerrissen, leer und verwundet
zu gleich. Ihn ganz zu verlieren, nicht mehr in meiner Wohnung zu haben und nicht
zu wissen, wann und ob er wiederkäme, war zu viel für mich. Ich ließ mich auf
meine Knie fallen und weinte so bitterlich, wie ich es noch nie getan hatte.
Den Strom der Tränen konnte ich nicht aufhalten.
Ich weiß nicht, wie lange ich
auf dem Boden gesessen habe und einfach weinte. Mein Körper schmerzte vom
harten Boden und meiner Haltung. Irgendwann versiegten meine Tränen. Vielleicht
weil keine mehr da waren. Noch ein paar Minuten verharrte ich auf dem Boden,
bevor ich mich aufraffte und meine Jacke und Schuhe auszog. Ich ließ sie
achtlos auf den Boden fallen. Ich legte mich mit meinen Kleidern ins Bett.
Alles war mir einfach egal. Die Tränen kamen wieder. Sie kullerten leise über
meine Wagen und landeten auf meiner Bettdecke, die nach kurzer Zeit bereits
feucht war.
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