Die Welt in mir (German Edition)
auch ein
wenig für mein langweiliges Leben. Was sie wohl von mir denken mussten?
„Wie lange behaltet ihr mich
schon im Auge? Also seid ihr schon seit meiner Kindheit da oder wie?“
„Nein nicht so lange. Ungefähr
seit einem Jahr. Davor war dein Geheimnis unentdeckt, aber vor rund einem Jahr
sickerte durch, dass es einen Vertrag gebe. Immer mehr kritische Stimmen wurden
laut“, erklärte er mir und fuhr fort: „Daher beschloss man, von jeder Seite
einen für deine Sicherheit zu schicken. Und so kamen Alex und ich hierhin, um
auf die aufzupassen.“
Ein Jahr − eine verdammt
lange Zeit, in der Josh und Alex bereits von mir wussten und mich ohne mein
Wissen begleiteten. Ich konnte mich nicht erinnern, im vergangenen Jahr
irgendetwas Aufregendes getan zu haben. Sie mussten mein Leben und ihren Job so
langweilig finden, wie ich meinen. Oh Gott, wieso war ich noch nicht einmal in
Urlaub gefahren oder hatte wenigstens eine wilde Party gefeiert, um für
Abwechslung zu sorgen?
„Hmm, dann war euer Job wohl
bisher nicht so spannend“, ich versuchte mich an einem Lächeln, das verbergen
sollte, wie sehr ich mich für meine Langweiligkeit schämte.
„Um ehrlich zu sein, fand ich
es nicht langweilig, dich zu beschützen. Mir ist es so viel lieber, als wenn du
eine wilde Partymaus wärst, die jede Woche einen neuen Typen abschleppt.“
Was sollte das denn heißen? War
er etwa froh, dass ich Single war und mein Liebesleben brach lag? Wollte er daran
was ändern? Nein, ich verrannte mich da wieder in etwas. Dies war kein Date und
ich nur sein Job. Sicherlich war er nur froh darüber, weil er sonst alle Hände
voll zu tun gehabt hätte und jeder Mann auch eine potenzielle Gefahr hätte sein
können. Ich durfte einfach nicht zu viel in die Sache hineininterpretieren. Um
nicht noch weiter darüber nachdenken zu müssen, ließ ich das Thema damit ruhen und
widmete mich meinem Essen, das der Kellner gerade auftischte.
Wir aßen schweigend. Zu meiner
Überraschung gelang es mir, den größten Teil meiner Portion aufzuessen. Obwohl
mir die bisherigen Gespräche keine Freude gemacht hatten, war mir die ganze Sache
überraschend nicht auf den Magen geschlagen.
„Was hast du eigentlich vorher
gemacht? Also, bevor du zu meinem Aufpasser geworden bist?“, brachte ich das
Gespräch wieder in Gang.
„Ich war eine Art Berater und
rechte Hand in der Regierung. Ich war auch dafür zuständig, mit der anderen
Seite zu sprechen, wenn es nötig war. Vermutlich haben sie mich deshalb
geschickt“, und er fügte mit einem Lächeln und einem liebevollen Blick hinzu:
„Und dafür bin ich sehr dankbar. Es ist das Beste, was mir passieren konnte.“
Mein Herz raste, mein Magen schlug
einen Purzelbaum. Diese Antwort hatte mir allen Wind aus dem Segel genommen.
Gerne hätte ich ihn noch gefragt, warum Alex ausgewählt wurde, aber mein Hirn
war nicht mehr dazu fähig. Okay, er hatte zwar nicht gesagt, ich sei „das
Beste“, was ihm passieren konnte, sondern er hatte sich auf den Job bezogen. Aber
da ich der Job war, gab es zweifellos keine andere Interpretation, als dass er den
Job gerne machte und gerne mit mir zusammen war. Ich war überglücklich und
strahlte ihn an. Irgendwann hatte ich mich von einem verknallten Psycho in eine
verliebte Frau verwandelt.
Ohne Zweifel war es mehr als
nur eine Schwärmerei für einen schönen Mann. Ich hatte mich in den letzten
Tagen in Josh verliebt. Sein Lächeln, seine Augen und seine gefühlvolle Art
brachten mein Herz nicht nur dazu, höher zu schlagen, sondern dazu, nur für ihn
zu schlagen. Dass ich mich in ihn verliebt hatte, war mir bereits seit Längerem
klar, doch wirklich bewusst eingestanden hatte ich es mir bisher noch nicht.
Aber es lag klar auf der Hand. Seine Nähe brachte mich aus dem Konzept und
dennoch sehnte ich mich danach. Ich wollte ihn bei mir haben und nur für mich
haben. So hatte ich noch nie für einen Mann empfunden. Er machte mich glücklich
und ich wusste zweifelsfrei, dass dieses Glück von mir kam und nicht Teil
seines Einflusses war. Ich musste mir eingestehen, dass ich Josh liebte und es
nicht nur eine Schwärmerei war. Mein Herz gehörte vollkommen ihm und es
wünschte sich, dass auch er mich liebte. Seltsamerweise wirkte sich diese
Erkenntnis, die ich mir nun offen eingestand, nicht so aus, dass ich mich
unwohl fühlte oder noch mehr Verlegenheit in mir aufkam, als üblich. Es war,
als würde in mir eine absolute Klarheit herrschen. Eine Klarheit über meine
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