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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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Irgendwann schlief ich weinend ein.

 

Die
Trauer in mir

 
    Ich wurde
von einem lauten Klopfen geweckt. Als ich mich aufrichtete, fühlte ich mich
gerädert und stöhnte auf. Meine Knie schmerzten und mein Kopf dröhnte nach den
vielen Tränen, die ich vergossen hatte. Das Klopfen hörte nicht auf, sondern schien
noch eindringlicher zu werden. Ich raffte mich aus dem Bett auf und schlurfte
Richtung Tür. Erst auf dem Weg dachte ich darüber nach, dass es vielleicht Josh
war und stürzte zur Tür, um sie aufzureißen.
    „Mann, du siehst Scheiße aus.“
    Alex! Er war wieder da!
Innerlich freute sich ein kleiner Teil von mir darüber, ihn wiederzusehen. Aber
bei meinem Äußern kam diese Freunde nicht an. Mir gelang es nicht, zu lächeln.
Als ich in den Spiegel neben der Eingangstür blickte und mich in Augenschein nahm,
musste ich ihm recht geben. Ich sah wirklich scheiße aus. Verquollene und
gerötete Augen, mein Haar war zerzaust und meine Kleider zerknittert. Meine
Gesichtsfarbe erinnerte eher an tot als an lebendig. Keine geröteten Wagen.
Selbst die Farbe aus meinen Lippen war sichtlich verschwunden.
    „Aus dir kannst du mehr
rausholen. So willst du doch nicht zu Arbeit“, hörte ich Alex sagen. Der Typ ging
mir echt auf die Nerven. Statt etwas Einfühlungsvermögen zu zeigen und zu
fragen, was los sei oder ob alles in Ordnung wäre, konnte er mir nur sagen,
dass ich zum Kotzen aussehe. Arsch! , dachte
ich.
    „Ich gehe heute nicht zur Arbeit,
also ist es egal, wie ich aussehe“, konterte ich und ließ meine schlechte Laune
in jedem Wort an ihn mitschwingen.
    „Wieso? Bist du krank?
Ansonsten gehst du zur Arbeit. Gekniffen wird nicht! Oder bist du jetzt ein
Feigling, der sich gehen lässt?“, spottete er.
    Mir reichte es. Was bildete
sich Alex eigentlich ein. Verschwand für ein paar Tage, ohne dass ich wusste,
wie es ihm ging, dann zerstörte er den schönen Moment mit Josh, und jetzt
beleidigte er mich noch.
    „Wenn ich heute nicht zur
Arbeit will, ist das meine Entscheidung und ganz bestimmt nicht deine. Vor
allem nicht, nachdem du einfach abgehauen bist. Und jetzt tauchst du hier auf
und spielst dich auf!“, herrschte ich ihn an.
    Aber meine Worte und meine Wut
prahlten an ihm ab. Offenbar genoss er den Schlagabtausch mehr, als er ihn
störte. „Hast du mich vermisst?“, er verzog seinen Mund zu einem Lächeln.
    Meine Wut auf ihn steigerte
sich noch etwas mehr. Ich stürmte davon, aber sobald ich mich von ihm weggedreht
hatte, musste auch ich lächeln. Das erste Mal, seit Josh weg war, ging es mir
etwas besser. Beim Schlagabtausch hatte ich mich auf meinen Kampfgeist
konzentriert, hatte die Gefühle von Alex zugelassen und meine Trauer sowie den
Schmerz überdeckt. Ja, ich hatte ihn vermisst. Aber dies würde ich ihm nicht
auf die Nase binden. Diesem eingebildeten Mr. Bad Boy, dachte ich und musste
wieder lächeln.
    Erst, als ich vor dem Sofa stand,
auf dem Josh heute Nacht nicht gelegen hatte, kehrte der Schmerz mit aller
Wucht zurück. Meine Mundwinkel sanken nach unten. Ich schaute auf das Sofa:
Schmerz durchströmte mich.
    „Was ist jetzt? Bekommst du
deinen Arsch hoch und machst dich fertig oder soll ich dir Feuer unterm Hintern
machen?“
    Die Worte von Alex rissen mich
aus meiner Trauer heraus und erinnerten mich daran, dass er hier war. Ich löste
mich vom Anblick des Sofas und meiner Erinnerung an Josh und lief in mein
Schlafzimmer. Ich knallte die Tür laut zu und schimpfte vor mich hin, während
ich aus meinen zerknitterten Klamotten stieg. Auch als ich mir frische Sachen
angezogen hatte und ins Bad stürmte, schimpfte ich immer noch über Alex, weil
er so unverschämt war. Da für eine lange Schönheitsprozedur keine Zeit mehr blieb,
wenn ich es wirklich noch pünktlich zur Arbeit schaffen wollte, putzte ich mir
die Zähne, steckte meine Haare zusammen und begnügte mich mit etwas Mascara. Obwohl
es mir eigentlich vollkommen egal hätte sein sollen, ließ ich mich nicht als
Feigling betiteln, nur weil ich blaumachen wollte. Wenn er es so haben wollte, würde
ich ihm zeigen, dass ich mich der Sache stellte und nicht zu Hause bleiben
würde. Ich war kein Schwächling. Dies würde ich Alex beweisen und meinen
Hintern zur Arbeit schwingen.
    Als ich fertig war, kehrte ich
ins Wohnzimmer zurück und sah Alex, der lässig auf dem Sofa saß. Einen Moment dachte
ich an Josh, aber der Anblick von Alex verdrängte diesen Gedanken. Die Arme hatte
er auf der Lehne ausgebreitet; sein rechter

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