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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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Antworten, und diese Antworten konnte
mir Alex geben. Zumindest zum Teil. Denn ich wusste nicht, ob Josh ihm erzählt
hatte, was zwischen uns passiert oder besser gesagt beinahe passiert war, aber
den Rest sollte er mir beantworten können. Dass Josh und ich uns fast geküsst
hatten, würde ich Alex allerdings nicht auf die Nase binden.
    Als ich wieder ins Wohnzimmer
stürmte, schaute mich Alex überrascht und etwas skeptisch an. Offensichtlich
hatte er nicht damit gerechnet, mich vor morgen früh wiederzusehen und noch
weniger hatte er vermutlich mit meinem entschlossenen Auftreten gerechnet.
    Ich stützte meine Hände in die
Hüften und stellte endlich die Frage, die mir seit Tagen unter den Nägeln brannte.
Endlich hatte ich das Selbstbewusstsein und die Stärke, um ihn zu fragen. Es schoss
mir in den Sinn, dass ich diesen Mumm nur hatte, weil Alex ihn mir beigebracht
hatte. Endlich für mich die Antworten zu bekommen, war mir wichtiger als das,
was Alex von meiner Verbindung zu Josh hielt.
    „Du musst mir etwas verraten.
Wohin ist Josh eigentlich verschwunden, und warum zum Teufel meldet er sich
nicht einmal?“, fragte ich zwar mit ruhiger, aber bestimmter Stimme, allerdings
war die Wortwahl schärfer, als ich beabsichtigte.
    Darüber war Alex allem Anschein
nach auch überrascht. Aber wie immer wenn ich das brave Mädchen ablegte, war er
eher amüsiert oder zufrieden. Denn auch jetzt schaute er mich zwar mit
hochgezogenen Augenbrauen an, lächelte aber gleichzeitig. Erst, als er über
seine Antwort nachdachte, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck merklich.
Offensichtlich passte ihm meine Frage gar nicht. Und seine erste Überraschung wich
nun seiner miesen Laune.
    „Wenn du es unbedingt wissen
willst: Er versucht, etwas rauszubekommen, weil ich es nicht geschafft habe,
okay? Er bügelt gerade mein Versagen aus, und ich spiele solange den Babysitter
für dich. Wenn dir das nicht passt und du deinen Josh vermisst, ist es nicht
mein Problem“, herrschte er mich an. Aber ich wusste, dass Alex nicht auf mich
sauer war, sondern vielmehr auf sich. Mir war bereits klar, dass es an ihm
zerrte, nichts herausgefunden zu haben. Irgendwie hätte ich es mir auch denken
können. Zu gern hätte ich mehr gewusst. Wo Josh war, ob es ihm gut ging und ob
er sich bei ihm gemeldet hatte, aber da Alex das Thema traf, beließ ich es
dabei und wendete mich ab. Ich ging wieder zurück ins Bett und grübelte noch
einige Zeit über Josh nach. Vielleicht war er in der anderen Welt und hatte
keinen Handyempfang. Kann doch sein, dass es so war. Immerhin würden die
Anbieter sicherlich nicht so ein gutes Netz haben, dass es in einer
Parallelwelt funktionierte. So musste es einfach sein, sonst hätte Josh sich
auf jeden Fall gemeldet. Er war ein guter Kerl und würde eine Frau nicht
einfach wortlos verlassen, wenn es keinen Grund gäbe. Immerhin war er doch der
Gute.
      Als ich am nächsten Morgen aufwachte,
spürte ich meine schmerzenden Muskeln noch, bevor ich überhaupt eine Bewegung
gemacht hatte. Die Vorstellung, aufzustehen, reizte mich gar nicht, denn dann würde
ich erst das ganze Ausmaß fühlen. Ich quälte mich aus dem Bett und konnte nicht
behaupten, es gäbe überhaupt ein Körperteil an mir, dass nicht ächzte und
schmerzte. Auch wenn ich das Bedürfnis hatte, mich sofort wieder hinzulegen und
mich am besten den ganzen Tag nicht mehr zu bewegen, machte ich mich auf den
Weg ins Wohnzimmer.
    Dort fand ich Alex wie bereits
gestern Morgen vor. Er machte Liegestütze, und ich hasste ihn in diesem Moment
ein klein wenig, da er keinen Muskelkater hatte. Diesmal blieb ich nicht im Türrahmen
stehen und ergötzte mich an seinem männlichen Anblick, sondern ging an ihm
vorbei in die Küche. Als der Kaffee fertig und der Toast ebenso bereit war, kam
Alex herein. Er nahm mir wortlos alles ab und stellte es auf den Tisch.
Offenbar war die Sache von gestern noch nicht ganz vergessen. Heute gab es
keine Spitzen und auch kein amüsiertes Lächeln, keine Provokation oder sonst
etwas. Ohne Zweifel nagte unser Gespräch immer noch an ihm und noch mehr hatte
es ihn gestört, dass er zum zweiten Mal mir gegenüber, sein ‚Versagen’ erklären
musste. Dabei empfand ich es keineswegs so. Er war hier um mich zu schützen,
daran hatte ich keinen Zweifel. Auch wenn er nichts herausbekommen hatte, hieß
es nicht, dass er versagt hatte. Vielleicht gab es auch nichts zu finden. Doch
dies würde ich ihm nicht mitteilen. Ich wusste genau, dass meine

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