Die Welt in mir (German Edition)
zusammen?“, fragte ich mit sehr zaghafter und
dünner Stimme. Vor seiner Antwort hatte ich Angst, denn ich wusste, dass ein
„Ja“ meine Welt zerstört hätte und ich am Boden gewesen wäre.
„Um ehrlich zu sein, war es am
Anfang so. Aber die Dinge haben sich etwas verändert.“
Ich verstand nicht ganz, was er
damit meinte. Seine Worte jagten mir einen großen Schreck ein, weil sie meine
Befürchtungen bestätigten. Allerdings fragte ich mich, was er mit seinen
letzten Satz meinte. Was hatte sich verändert? Um ihm zu signalisieren, dass er
dies weiter ausführen musste, schaute ich ihn fragend an, und er verstand mein
Signal allem Anschein nach.
Im leicht genervten Ton, etwas
zugeben zu müssen, was ihm unangenehm war, sprach er weiter. „Ich habe nie
gelernt, Bindungen aufzubauen. In meiner Welt gibt es keine Freundschaft,
sondern nur reine Zweckgemeinschaften. Doch eigentlich traut niemand niemandem.
Ich mochte das immer, weil ich niemandem Rechenschaft schuldig, sondern mein
eigener Boss bin. Doch seitdem ich Josh kenne, haben sich meine Ansichten etwas
verschoben.“
Also hatte Josh einen Einfluss
auf ihn. Dies konnte ich sehr gut nachvollziehen. Für mich war er auch der
tollste Mann der Welt. Wenn es einer schaffte, jemandem Hoffnung zu geben, dann
war es Josh. Gleichzeitig musste ich allerdings auch eingestehen, enttäuscht zu
sein, dass nicht ich es war, die seine Anschauung verändert hatte. Ein kleiner
Teil in mir wünschte sich, den Einfluss auf ihn gehabt zu haben. Dies mochte
egoistisch gewesen sein, und als ich es dachte, musste ich auch ein wenig
lächeln. Denn sicherlich war diese Regung etwas, dass die gemeinsame Zeit mit
Alex verursacht hatte.
„Wie meinst du das mit dem
Einfluss?“ Ich war nicht bereit, das Thema schon aufzugeben, auch wenn es Alex
ganz deutlich unangenehm war, darüber zu sprechen.
„Na ja, am Anfang war ich nicht
begeistert, mit ihm zusammenarbeiten zu müssen. Aber nach und nach habe ich
mich immer mehr darauf eingelassen und verlasse mich nun auf ihn und vertraue
auf seine Urteilsgabe.“
„Also seid ihr so etwas wie
Freunde geworden?“, fragte ich mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern.
Alex widerstrebte es merklich,
dies zuzugeben. Aber genau daran erkannte ich, dass er Josh als Freund ansah,
obwohl er dies wohl nie zugegeben hätte.
„Sagen wir so: Ich habe
erkannt, dass wir zwar von gegensätzlichen Seiten kommen, aber ganz vielleicht
stehen wir in einem Punkt auf derselben Seite, und vielleicht vertraue ich ihm.
Er würde alles tun, um dich zu schützen. Dies heißt aber nicht, ich würde ihm
mein Leben blind anvertrauen.“
Mein Lächeln wurde breiter und
ich schaute ihn eindringlich an. Alex war ganz offensichtlich genervt und fühlte
sich unbehaglich. Ich konnte spüren, dass er auch leicht zornig war, doch seine
Gefühle ließ ich außen vor, sodass sie mich nicht einnahmen. Es gelang mir
mittlerweile mit Leichtigkeit, seine und meine Empfindungen zu trennen. Ich konnte
stets seinen Einfluss fühlen, doch ich entschied bewusst, ob ich ihn zuließ
oder nicht. Und auch, wann ich ihn wieder ausklammerte. Selbst wenn ich es zuließ,
wusste ich genau, es waren seine Gefühle und konnte diese einfach wieder
abschalten, wenn ich sie nicht mehr wollte. Ich hatte nun die Kontrolle
darüber.
„Ihr beide macht mich noch zu
einem Schwächling“, sagte er angesäuert.
Ich brach in schallendes Lachen
aus, was ihn noch mehr nervte.
Er stand schnaubend auf und ging
in die Küche, während ich immer noch lauthals lachte und mich auf den Boden warf.
Ich lachte aus ganz
verschiedenen Gründen. Zum einen, weil er so sexy war, wenn er wütend war, zum
anderen, weil ich ihn dazu gebracht hatte, etwas preiszugeben. Aber vor allem
lachte ich, weil wohl niemand Alex als Schwächling bezeichnen hätte. Ich konnte
mir keinen männlicheren und stärken Mann vorstellen, der noch ein größerer
Hitzkopf war und noch mehr Temperament als Alex hatte. Vielleicht war er in seiner
Welt ein „Schwächling“, aber in meiner war er mein Held und mein beschützender
Bad Boy. Dies hätte ich allerdings nicht geäußert, da ich mir klar darüber war,
dass es Alex als Schwäche angesehen hätte und nicht wie ich als Stärke.
Als ich mich langsam beruhigt
hatte, klingelte mein Handy. Ich hetzte zu meiner Tasche und geriet fast ins Stolpern,
weil ich mich so beeilte. Mein Herz raste, da ich hoffte, es wäre Josh, der anrief.
Seine Stimme endlich wiederzuhören, wäre
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