Die Welt in mir (German Edition)
auch deshalb nicht die Hoffnung
auf, denn die einzige Möglichkeit, wieder pures Glück zu empfinden war, dass Josh
bei mir war und mich liebte.
„Und was unternehmen wir heute
Abend? Ich finde, wir sollten dein sexy Kleid noch einmal ausführen“, riss mich
Alex aus meinen Überlegungen, als wir in den Wagen stiegen.
„Hast du etwa Lust, böse Jung
aufzumischen?“, fragte ich neckend, und Alex zwinkerte mir zu.
Er sah aus, als gefiele ihm die
Aussicht.
Ich brach in schallendes Lachen
über seinen freudigen Gesichtsausdruck aus. Dennoch hatte ich nicht vor, meinen
Hintern herzuhalten, damit er sich abreagieren konnte. Daher ging ich darauf
gar nicht ein.
„Tut mir leid. Aber mein Kleid
ist immer noch verkatert und hat keine Lust, auszugehen. Aber meine Jeans und
ein T-Shirt würden ausgehen, wenn du Lust auf eine Partie Billard hast. Ohne böse
Jungs zu verhauen“, schlug ich vor.
Alex zog die Nase kraus, bevor
er das Schmunzeln nicht mehr unterdrücken konnte. Diese Runde ging ganz in
Sachen Schlagfertigkeit klar an mich, und ich lächelte.
Heute fuhr Alex noch etwas
raudimäßiger als sonst durch den dichten Feierabendverkehr. Ab und an schaute
er in den Rückspiegel und wirkte sehr konzentriert.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja, alles klar. Heute sind nur
noch mehr Idioten unterwegs als sonst“, gab er etwas schroff zurück, und ich ließ
das Thema damit gut sein. Wie sehr ihn andere Autofahrer auf die Palme brachten,
hatte Alex schon mehr als einmal deutlich gemacht. An manchen Tagen hätte es
mich nicht gewundert, wenn er an der nächsten Ampel aus dem Wagen gesprungen
wäre und den „Idioten“, wie er die anderen Verkehrsteilnehmer nannte, eine
Lektion erteilt hätte. Doch bisher hatte er sein Temperament immer soweit
gezügelt, dass bis auf ein paar Schimpftiraden noch keiner seinen Ärger hatte spüren
müssen.
Heute wirkte er anders. Zwar
fluchte er ab und an, aber er konzentrierte sich viel mehr auf den Verkehr
hinter uns. Dies war so auffällig, dass auch ich davon angesteckt wurde und
erst in den Seitenspiegel schaute, um zu sehen, was er sah, und mich dann sogar
ganz umdrehte und aus der Heckscheibe spähte. Aber ich konnte nichts Ungewöhnliches
entdecken.
„Hampel nicht so rum!“, pflaumte
mich Alex an, und ich drehte mich wieder nach vorne.
Ich schaute ihn mit gerunzelten
Stirn an, um deutlich zu machen, dass ich mich wunderte, doch er ignorierte es.
Als er das Auto parkte, war er
wieder entspannt. Offensichtlich war das, was auch immer ihn beunruhigt hatte,
mittlerweile verschwunden. Vielleicht hatte er sich auch nur etwas eingebildet.
Alex war von Grund auf eher skeptisch und erwartete nie etwas Gutes von den
Menschen. Vermutlich hatte es etwas mit der Welt zu tun, aus der er kam. Wie er
mir bereits erklärt hatte, konnte man dort niemandem hundertprozentig trauen
und war eher auf sich alleine gestellt. Wahrscheinlich der Grund für seine
Verschlossenheit und auch für seine Vorliebe dafür, Dinge und Informationen für
sich zu behalten.
Als wir vom Parkplatz zu meiner
Wohnung gingen, erzählte ich noch etwas von meinem heutigen Arbeitstag. Leider hatten
wir ein gutes Stück entfernt geparkt, da kein anderer Platz frei gewesen war.
Alex wirkte unaufmerksamer, umso
näher wir der Wohnung kamen. Er hörte mir nicht zu, sondern konzentrierte sich
auf den Weg vor uns.
Ich verstummte und versuchte,
das zu erkennen, was er sah.
Mittlerweile hatte er die Augen
zu Schlitzen gezogen und die Stirn in Falten gelegt. Ganz so, als würde er
etwas Bestimmtes fokussieren.
Ich bemühte mich, seinem Blick
zu folgen und nachzuvollziehen, was er so genau beobachtete. Doch ich konnte
nichts Genaues erkennen.
Zahlreiche Menschen kamen uns
entgegen, und für mich sah einer so gefährlich aus wie der andere.
„Lass uns hier abbiegen!“, kommandierte
Alex unvermittelt und zog mich am Arm in eine Straße hinein, die von meiner Wohnung
wegführte.
Ich wäre ins Stolpern geraten,
wenn Alex mich nicht so fest gepackt hätte, dass es fast schon wehtat.
Er war angespannt.
In meinem Inneren tastete ich
mich an seine Gefühle heran und fühlte in seinen Einflussbereich hinein. Wie
erwartet, spürte ich seine Anspannung, seine ruhige Wut und Kampfbereitschaft,
wie ich sie auch damals gefühlt hatte, als der Kerl in der Kneipe mir zu nahe
gekommen war. Jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun. Denn ich befürchtete,
dass die Lage ernst war und Gefahr bestand. Nur so ließen sich Alex'
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