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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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Ganz offensichtlich war sein Plan
nicht aufgegangen, und unser Verfolger hatte uns entdeckt.
    „Clara, die Sache ist jetzt
wirklich wichtig“, richtete Alex das Wort an mich, und ich widmete ihm meine
ganze Aufmerksamkeit, ohne den Mann, der langsam immer näher kam, aus den Augen
zu lassen. Schon alleine, dass er mich nicht „Kleine“ nannte, wie üblich, bewies
mir, wie wichtig es war.
    „Ich bekomme heute offenbar
doch noch die Chancen, meine Fäuste gegen einen bösen Kerl spielen zu lassen“,
versuchte Alex, die Situation zu lockern. Aber nach Scherzen war mir gar nicht
zumute. Da ich seinen kläglichen Versuch ignorierte, fuhr er fort. „Gut, pass
auf! Ich habe versucht, ihn abzuwimmeln, ohne Erfolg“, was ihn sichtlich ärgerte,
wie ich bemerkte, als ich ihn ansah. Leider würde er dies als Versagen
empfinden. Doch ich könnte ihm nicht erklären, dass es nicht seine Schuld war.
Auch wenn er nichts dafür konnte, dass der Mann uns gefunden hatte. Vermutlich war
es purer Zufall. Dennoch wusste ich genau, wie sehr es Alex gehasst hätte, wenn
ich ihm gesagt hätte, dass ich ihm keine Schuld gab.
    „Du musst mir jetzt genau
zuhören!“, riss er mich erneut aus meinen Gedanken. „Wir werden diesem Kampf
nicht aus dem Weg gehen können. Wir werden nicht weglaufen. Ich habe mich noch
nie vor einem Kampf gedrückt und werde jetzt nicht damit anfangen“, sagte er. Ich
machte ihn nicht darauf aufmerksam, dass wir eben doch sehr wohl geflüchtet waren.
Für diese Haarspalterei war der Zeitpunkt gerade eher ungünstig. Daher ließ ich
es dabei bewenden und schluckte meine Widerworte herunter. Stattdessen
konzentrierte ich mich weiter auf das, was Alex sagte.
    „Okay, wir werden auf ihn
zugehen und wenn ich deinen Arm loslasse, bleibst du stehen und rührst dich
nicht vom Fleck. Wenn du wegläufst oder dich einmischst, ist es dein Arsch, den
ich mir als Nächstes vorknöpfe. Alles klar?!“
    Darauf nickte ich, um ihm
deutlich zu machen, dass ich alles verstanden hatte.
    Er ging langsam weiter.
    Ich atmete schnell und tief
ein, bevor ich bemerkte, dass mir davon schwindelig wurde. Daher versuchte ich,
meine Atmung wieder zu beruhigen.
    „Jetzt siehst du mal, wie das
richtig geht, Kleine!“
    Ich wusste, dass Alex damit
versuchte, meine Angst und Anspannung zu lindern, aber seine Worte verfehlten
ihren Zweck. Dennoch bemühte ich mich, mich zu beruhigen und mich auf die
Situation vorzubereiten.
    Der Mann kam immer näher, und
ich beobachtete ihn ebenso genau, wie er uns beobachtete. Er trug Jeans und
eine dunkle Jacke. Sein Äußeres war eher unauffällig. Hätte ich nicht gewusst,
dass er uns an den Kragen wollte, hätte ich ihm vermutlich kaum Beachtung geschenkt.
Er wirkte unscheinbar. Erst beim genaueren Hinsehen bemerkte man, seinen fokussierten
Blick. Fast wie ein Raubvogel, der von seiner Position aus jede Bewegung genau
verfolgte und dem nichts entging. Der Mann musste ein Späher sein, schoss es
mir ins Bewusstsein. Die gesamte Art, wie er uns beobachtete, jede kleinste
Regungen und Bewegung registrierte. Ohne Zweifel war er jemand mit guter
Beobachtungsgabe und daher für den Job als Späher wohl bestens geeignet.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob so jemand auch im Kampf gut war. Denn seine
Aufgabe war doch das Ausspionieren und nicht das Kämpfen. Aber ein Adler konnte
auch Beute machen. Vermutlich war er auch bei einer Auseinandersetzung sehr
geschickt und bemerkte jede Regung des anderen. Bei diesem Gedanken lehnte ich
mich etwas zu Alex, als wolle ich mich hinter ihm verstecken. Allerdings gelang
mir dies nicht, da er meinen Arm immer noch festhielt.
    „Okay. Ich lasse gleich deinen
Arm los, und du bleibst stehen. Clara, ich weiß zwar nicht, wie genau du es
machst, aber wenn es möglich ist, lass meine Gefühle zu!“, er schaute mich an,
und ich runzelte nur die Stirn.
    „Du wirst weniger Angst haben
und nicht panisch werden oder was Dummes machen, wenn du fühlst, was ich fühle.
Verstehst du?“
    Ich nickte: „Okay, ich versuch's.“
Bisher war mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, mich noch einmal auf
seinen Einfluss einzulassen. Ich war so in meiner Angst gefangen gewesen, dass
ich es nicht erneut versucht hatte.
    Ich atmete tief ein, um mich
von der Panik freizumachen und hörte in mich hinein. Schnell lokalisierte ich
Alex' Gefühle. Diesmal tastete ich nicht nur den Rand ab, sondern sprang
sozusagen mit einem Köper hinein. Sofort wurden meine Sorge und Angst davon

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