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Die Welt in mir (German Edition)

Die Welt in mir (German Edition)

Titel: Die Welt in mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Neuberger
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Gefühle
erklären. Ich merkte, wie Panik in mir aufstieg, und um diese zu unterdrücken, ließ
ich mich noch etwas mehr auf Alex' Einfluss ein. Sofort merkte ich, wie die
Angstgefühle schwanden und sich eine konzentrierte Kampfbereitschaft und
Beobachtung auf mich legte.
    Unvermittelt riss mich Alex
erneut herum. Er zog mich in eine schmalere Gasse, die zwei Straßen miteinander
verband.
    Wieder geriet ich aus dem
Gleichgewicht, blieb aber aufgrund seines festen Griffes stehen und stolperte
weiter, um mit ihm Schritt zu halten.
    Bisher hatte er kein Wort
gesagt, sondern sich nur auf seine Handlungen konzentriert. Außerdem war es das
erste Mal, dass er mir wehtat. Sein Griff um meinen Arm war jetzt so fest, dass
ich ganz bestimmt, blaue Flecken davon zurückzubehalten würde.
    „Du tust mir weh“, sagte ich
daher automatisch und fasste ebenfalls aus Reflex an seine Hand, um sie zu
lockern.
    Er schaute mich verwundert an.
So als hätte er gerade erst bemerkt, dass ich überhaupt da war. Sein Gesicht war
immer noch angespannt. Er sah zornig aus. Auch als er mich anschaute, wurde
sein Gesichtsausdruck nicht weicher, aber er lockerte seinen Griff, allerdings ohne
mich dabei loszulassen. Langsam machten mir nicht nur die Situation, sondern
auch Alex große Angst. Selbst seinen Einfluss auf mich konnte ich nicht so sehr
zulassen, um meine Sorge zu verdrängen. Ich hatte keine Angst, dass er mir
etwas tat, sondern dass es jemand anderes tat.
    Wir waren auf der Flucht, so viel
hatte ich verstanden. Nur wusste ich nicht, wohin und noch viel schlimmer vor
wem.
    Alex zog mich in ein Gebüsch
und drückte mich mit seinem Arm nach hinten. Er stand neben mir und spähte zur
Seite.
    Ich hätte auch gerne einen
Blick riskiert, aber dafür hätte ich an ihm vorbeischauen müssen, was nur gegangen
wäre, wenn ich mich hätte vorbeugen können. Sein Arm war allerdings so fest
über meinen Körper gelegt, dass er mich wie eine Schranke hinderte und
zurückdrückte.
    „Komm!“ Er zerrte mich weiter.
Wieder hatte er mich am Arm gepackt. Dankbar bemerkte ich, dass ich diesmal auf
der anderen Seite von ihm ging und er nun den anderen Arm in seinem Griff hielt.
Jetzt würde ich auf beiden Seiten unschöne blaue Flecken bekommen.
    Bevor wir aus der Gasse wieder
auf die Straße traten, schaute Alex schnell nach rechts und links, ehe wir weitergingen.
Immer noch waren wir nicht auf dem Weg zu meiner Wohnung, sondern entfernten
uns weiter von ihr.
    Die Straße, die er gewählt hatte,
war nicht sehr belebt. Es fuhren kaum Autos, und es kam uns niemand entgegen.
Dies erschien mir nicht sehr schlau. Immerhin wurde mir bisher immer
beigebracht, bei Gefahr eher belebte Plätze aufzusuchen. Dort waren nicht nur
die Chancen, angegriffen zu werden, geringer, sondern, falls es doch passierte,
waren dort Menschen, die einem helfen konnten.
    Alex hatte offensichtlich etwas
anderes im Sinn. Er war auch niemand, der einen Kampf scheute, sondern eher
direkt darauf zusteuerte. Nur, dass er dies mit mir im Schlepptau machte,
wunderte mich.
    Ich hoffte weiterhin darauf,
dass er einen Plan hatte und ich schon bald wohlbehalten in meiner Wohnung war.
Vielleicht wollte er mit dieser Taktik nur Zeit schinden. Warum auch immer. Langsam,
aber sicher wurde es Zeit, ihm nicht mehr einfach blind zu vertrauen, sondern
ein paar Antworten darauf zu bekommen, was hier los war.
    „Alex, was ist los? Warum gehen
wir nicht einfach nach Hause?“, mein Ton machte deutlich, dass ich weder einen
Widerspruch zulassen würde noch dass er mich einfach ignorieren könnte.
    Allem Anschein nach hatte auch
Alex dies bemerkt, denn er machte tatsächlich Anstalten, mir zu antworten.
Nachdem er sich umschaute und auch nach hinten schaute, antwortet er mir
endlich.
    „So wie es aussieht, werden wir
verfolgt. Wenn alles gut geht, hängen wir ihn ab und können bald nach Hause
gehen.“
    Jetzt fing auch ich an, mich
panisch umzusehen, und hatte Angst, was auch Alex nicht entging.
    „Hör zu, Kleine. Dir passiert
nichts. Das verspreche ich dir.“
    So gerne ich ihm auch glauben
und darauf vertrauen wollte, konnte ich nichts gegen meine Angst machen, außer
mich vollkommen auf Alex' Einfluss einzulassen. Noch bevor ich es abwägen konnte,
ob dies schlau wäre, bemerkte ich eine Gestalt ein gutes Stück von uns entfernt,
weiter oberhalb der Straße.
    Alex spannte sich an, sein
Griff wurde wieder stärker.
    „Mist!“, hörte ich ihn murmeln,
während er die Person genau im Auge behielt.

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