Die Welt in mir (German Edition)
gescherzt hatte, wurden sie noch unerträglicher
als die restlichen. Er verzog sich dann nicht nur in sein Schneckenhaus,
sondern hatte einen ganzen Bunker um sich herum aufgebaut. Deshalb verzichtete
ich an solchen Abenden auf die Plänkelei mit Alex und war beim Essen
schweigsam.
Ich bildete mir ein, mit dieser
Taktik ganz gut zu fahren. Denn an manchen Abenden, wenn Josh und ich zusammen waren,
kehrten auch die Freude und die Hoffnung zurück, dass es irgendwann einmal
wieder so zwischen uns werden würde, wie es einmal gewesen war. Denn ab und an
schenkte er mir ein kleines Lächeln. Dieser kurze Moment war für mich der Strohhalm,
an den ich mich klammerte. Der Bruchteil einer Sekunde, in der alles wieder gut
war. Diese Hoffnung war vermutlich der einzige Grund, warum ich noch am Leben war
und warum ich all den Schmerz ertrug. Ich wünschte mir so sehr, dass er wieder
mein Josh wurde und ich dieses atemberaubende Lächeln jeden Tag bewundern durfte.
Daran hielt ich fest, so schwer es teilweise auch war. Die kleinen
Hoffnungsschimmer gaben mir den Anlass und die Kraft, um durchzuhalten.
Doch es sollte ein Abend
kommen, der erneut alles veränderte.
Der
Kampfgeist in mir
Als ich
aus dem Bürogebäude kam, war Alex wie immer pünktlich und wartete auf mich. Wie
so häufig in den vergangenen Tagen hing er am Handy. Sein Informant hielt ihn
ständig auf dem Laufenden über die Späher. Obwohl er immer telefonierte, hatte
er nie wieder über seine neusten Erkenntnisse mit mir gesprochen. Ich nahm an,
dass Josh stets wusste, was los war. Ab und an beobachtete ich die beiden, wie
sie die Köpfe zusammensteckten und diskutierten. Aber ich hatte nie
nachgefragt, was los war.
Vielleicht war dies unklug,
immerhin ging es um mein Leben, aber ich hatte keinen Drang, mehr zu erfahren.
Zum einen weil die Sache mit Josh schon kompliziert genug war und ich mir nicht
vorstellen konnte, dass ich mir noch über was anderes Gedanken machen konnte
und zum anderen hatte ich Vertrauen.
Mir war zweifelsfrei klar, dass
Alex und Josh mich eingeweiht hätten, wenn sich meine Lage verändert hätte. Das,
was ich wissen musste, sagten sie mir, und darauf vertraute ich. Alles andere
musste ich nicht wissen.
Daher fragte ich auch nicht
nach, als ich zu Alex trat und er sich von jemandem am anderen Ende der Leitung
verabschiedete, auflegte und sein Handy in die Tasche steckte.
„Na Kleine, wie war dein Tag?“
„So wie immer“, ich zuckte mit
den Schultern, um zu unterstreichen, wie langweilig es auf der Arbeit gewesen war.
„Ich verstehe nicht, warum dein
Chef nicht wieder zum Arschloch mutiert. Dann könntest du mal vorführen, was
ich dir gezeigt habe“, er zwinkerte mir zu.
Die Vorstellung, meinem Chef in
den Hintern zu treten, gefiel mir irgendwie.
„Falls es passiert, sag ich dir
Bescheid, damit du die Show nicht verpasst“, antwortete ich ebenfalls neckisch.
Solche Spielchen mit Alex waren meist mein Highlight des Tages. Nur in diesen
Momenten lächelte ich oder lachte herzlich. Für diese kurzen Augenblicke entfloh
ich meinem Palast aus Schmerz, Liebeskummer und Sehnsucht. Alex war wirklich
ein guter Freund, der mich aufheiterte, auch wenn ihm dies vermutlich nicht gefiel.
Sicherlich wollte er, dass es mir gut ging, aber sehr wahrscheinlich nicht zu
meiner Unterhaltung beitragen. Dies hätte mit seinem Image als hartem Kerl
kollidiert. Daher behielt ich es für mich und genoss einfach unsere Plänkelei.
Obwohl wir oftmals einen flirtenden
Ton hatten, uns neckten und er mir sehr häufig zuzwinkerte, hatte dies nichts
mit sexueller Anziehungskraft zu tun. Zwar empfand ich Alex immer noch als
wahnsinnig sexy und heiß, aber die sexuelle Spannung zwischen uns war merklich
weniger geworden. An ihre Stelle war echte Zuneigung getreten. Ich hatte ihn in
mein Herz geschlossen und hätte ihn in meinem Leben nicht missen wollen und
schrecklich vermisst, wenn er gegangen wäre, aber nur für Josh empfand ich
Liebe. Eine so große Liebe, die mich vollkommen ausfüllte und vollständig machte.
Vermutlich war der Kummer, den sein Verhalten mir bereitete, daher so groß. Es wäre
unvorstellbar gewesen, jemals einen anderen Mann an seine Stelle treten zu
lassen und jemals für eine andere Person eine solche Liebe zu empfinden.
Vielleicht war mein Herz gerade gebrochen, weil Josh mich nicht wollte. Aber
ich war sicher, dass es niemals heilen würde und ich es in meinem Leben niemals
neu verschenken werden würde. Zum Teil gab ich
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