Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)
-Massage. Nein, man bekommt ein richtiges Bett.
»Ist das von IKEA ?«, fragte ich. Die Massagefrau lächelte: »Ich nicht so viel Deutsch sprechen.«
»Egal, Hauptsache ich muss das Ding nicht zusammenschrauben!« Die Frau lächelte wieder und nickte.
Dann endlich ging’s zur Sache: Ich wurde von oben bis unten eingeölt. Das Öl roch nach Minze und war ganz warm. So muss es im Himmel sein: Eine hübsche Thailänderin, die schlecht Deutsch spricht, ölt einen von oben bis unten ein. An der Damen-Oberbekleidung müsste man allerdings noch arbeiten.
Dann wurde ich massiert, eine halbe Stunde lang. Immer, wenn die Dame versuchte, etwas härter zu drücken, rutschte sie ab. Herrlich. Anschließend gab es noch ein bisschen Yoga, denn eine Thai-Massage ohne Yoga ist wie … na ja, wie eine Thai-Massage ohne Yoga. »Passives Yoga« nennt es sich, und es wurde für Menschen wie mich erfunden: Ich saß einfach nur da, atmete ein bisschen vor mich hin, während die hübsche Thailänderin meine Gliedmaßen dehnte.
Was Thai-Massagen noch sympathischer macht, ist ihre Entstehungsgeschichte: Angeblich wurde sie von buddhistischen Mönchen entwickelt, die einen Ausgleich für ihre stundenlangen Meditationsübungen brauchten. Einfach ausgedrückt: Die Jungs saßen zu lange einfach nur rum und bekamen tierische Rückenschmerzen. Weil die Schmerzen selbst durch intensivstes Beten nicht vergingen, haben sie, so die Legende, die Thai-Massage erfunden.
Nach meiner – keine Ahnung wievielten – Thai-Massage fragte ich die Chefin:
»Ist das mit dem vielen Öl eigentlich normal, gehört das immer zur Thai-Massage?
»Nein«, antwortete sie mit einem breiten Grinsen, »Öl ist nur für Europäer. Europäer wollen sanft. In Thailand kein Öl, in Thailand will hart.«
Massage beim Physiotherapeuten
Klingt nicht so sexy wie Thai-Massage, ist nicht so schmerzhaft wie eine Chinesische Massage und ist auch ambientetechnisch ganz schwach. Räucherstäbchen? Begrüßungstee? Fehlanzeige. Und den Buddha gibt es wie gesagt nur in Miniaturausgabe im Billy-Regal.
Der Unterschied wird schon im Wartezimmer sichtbar: Alles ist völlig nüchtern eingerichtet: An den Wänden hängen Bilder vom letzten Familienausflug des Physiotherapeuten, und zum Lesen gibt es nur die einschlägigen Fachzeitschriften von Gala bis Bunte. Die anderen Wartenden sehen auch nicht besonders entspannt aus. Sie schauen ins Nichts, lesen im Nichts, kurz, sie sehen nicht aus wie Menschen, die gleich eine entspannende Massage bekommen, sie sehen vielmehr aus wie – Patienten. Patienten mit Stützstrümpfen.
Trotzdem haben Massagen beim Physiotherapeuten auch Vorteile. Erst einmal übernehmen die Krankenkassen hin und wieder die Kosten, was bei thailändischen, chinesischen oder indischen Massagen so gut wie nie vorkommt. Zweitens sprechen die Physiotherapeuten besser Deutsch als ihre asiatische Konkurrenz. Während die Asiatin meist freundlich vor sich hinlächelt, erklärt der Physiotherapeut gerne und ausführlich, warum er dem Patienten Schmerzen verursacht:
»Ich versuche gerade, die Brustwirbelsäule in die Extension zu mobilisieren. In die Aufrichtung. Wegen Ihrer starken Kyphose, Herr Doyle.«
Auch wenn ich bis heute nicht weiß und eigentlich auch gar nicht wissen will, was eine »starke Kyphose« ist – auf so was kann man bei einer Thai-Massage lange warten, und übersetzt heißt das bei der Chinesischen Massage: »Wenn nicht weh tut, nicht gut.«
Auch die restliche »deutsche« Massage wird gerne verbal untermauert. Es fallen Wörter wie: »Völlig verspannt!«, »Verkalkung« und »verhärtet« – begleitet von Appellen, doch mehr für den eigenen Körper zu tun. So etwas sagt eine Thai- oder chinesische Masseurin nicht, abgesehen davon, dass diese wunderschönen Begriffe in ihrem Wortschatz ohnehin selten vorkommen.
Mein Fazit: Die physiotherapeutische Massage ist manchmal ein wenig schmerzhaft, aber insgesamt angenehm und entspannend. Wenn man die Verbalattacken gegen ein paar mehr Buddhas, Räucherstäbchen und Tee eintauschen würde und den deutschen Masseur gegen eine Thailänderin, würde diese Massageart den Spitzenplatz bei mir einnehmen.
Tantra Massage
Dazu kann ich leider nicht viel sagen; wurde mir von meiner Frau verboten.
»Wenn du ein Happy End willst, John, guck dir einen Disneyfilm an!«
Indische Kopfmassage
Dafür durfte ich immerhin eine »Indische Kopfmassage« machen. Vermutlich, weil der zu massierende Körperteil in
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