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Die Welt ohne uns

Die Welt ohne uns

Titel: Die Welt ohne uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Weisman
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während der ersten zwanzig Jahre wurde der Kanal mehrfach überflutet. Der Schiffsverkehr kam stundenlang zum Erliegen, während man Fluttore öffnete, damit die strudelnden Wassermassen des Flusses die Kanalufer nicht beschädigten. Die Überschwemmung von 1923, die entwurzelte Mahagonibäume mit sich führte, erzeugte auf dem Gatunsee eine Flutwelle, die Schiffe zum Kentern bringen konnte.
    Der Madden-Damm, der Betonstaudamm, der den Fluss zum Alajuelasee aufstaut, versorgt Panama City auch mit Strom und Trinkwasser. Damit das Wasser des Reservoirs sich nicht verlief, mussten die Ingenieure vierzehn Bodensenken mit Erde auffüllen und so eine seitliche Eindämmung schaffen. Flussabwärts ist der große Gatunsee ebenfalls von Erddeichen umgeben. Teilweise sind sie so vom Regenwald überwuchert, dass das ungeschulte Auge sie gar nicht mehr als künstlich erkennt – weshalb Echevers und Cuevas jeden Tag hierherkommen müssen, um der Natur nach Möglichkeit immer einen Schritt voraus zu sein.
    »Alles wächst so schnell«, erläutert Echevers, ein stämmiger Mann in blauer Regenjacke. »Als ich mit diesem Job anfing, sollte ich nach Deich Nummer zehn sehen, aber ich konnte ihn nicht finden. Die Natur hatte ihn geschluckt.«
    Cuevas nickt in Gedanken an viele Kämpfe mit Wurzeln, die einen Erddeich auseinanderreißen können. Der andere Feind ist das gestaute Wasser selbst. Bei einem heftigen Regenguss sind diese Männer häufig die ganze Nacht hier oben und mühen sich um einen vernünftigen Kompromiss: Einerseits gilt es, den Chagres in Schach zu halten, andererseits, genügend Wasser durch die Fluttore der Betonmauer abfließen zu lassen, damit es sich nirgendwo gewaltsam einen Weg bahnt.
    Doch wenn es eines Tages keine Menschen mehr gäbe, um diese Aufgaben zu erfüllen?
    Echevers schaudert bei dem Gedanken, weil er weiß, wie sich der Chagres bei Regen verhält: »Wie ein Zootier, das seinen Käfig nie akzeptiert hat. Das Wasser gerät außer Kontrolle. Wenn man es steigen lässt, überflutet es den Damm.«
    Er sieht einem Pickup nach, der die Straße auf der Dammkrone entlangfährt. »Wenn niemand hier wäre, um die Fluttore zu öffnen, würde sich der See mit Ästen, Baumstämmen und Abfällen füllen und irgendwann würde das ganze Zeugs den Damm mitsamt Straße einreißen und mit ihm zu Tal schießen.«
    Cuevas, sein schweigsamer Kollege, bestätigt es: »Die Flutwelle des Flusses wäre gewaltig, wenn sie über den Damm hinausschösse. Wie ein Wasserfall würde sie den Grund vor dem Damm tief auswaschen. Dann könnte eine richtig große Flut den Damm zum Einsturz bringen.«
    Doch selbst wenn das nie geschieht, werden, darin sind sich beide einig, die Überlauftore irgendwann wegrosten. »Dann«, sagt Echevers, »bricht sich eine sechs Meter hohe Wasserwand Bahn. Mit voller Wucht.«
    Sie blicken auf den See hinunter, wo sechs Meter unter ihnen ein gut zwei Meter langer Alligator bewegungslos im Schatten des Dammes treibt, bis er plötzlich durch das grünblaue Wasser schießt, als sich eine unglückliche Wasserschildkröte an der Oberfläche zeigt. Der massive Betonkeil des Madden-Damms sieht eigentlich nicht so aus, als könnte er irgendwann nachgeben. Doch eines regnerischen Tages wird er es wahrscheinlich tun.
    »Selbst wenn er sich hält«, sagt Echevers, »wird der Chagres, wenn keine Menschen mehr da sind, den See mit Ablagerungen füllen. Dann spielt der Damm keine Rolle mehr.«
     
    Dort, wo sich Panama City heute in die ehemalige Kanalzone erstreckt, sitzt in einem von Maschendraht umgebenen Gebäudekomplex der Hafenkapitän Bill Huff in Jeans und Golfhemd vor einer Wand voller Karten und Monitore und dirigiert den Abendverkehr durch den Kanal. Schon Huffs Großvater, der in den zwanziger Jahren nach Panama kam, arbeitete als Schiffsmakler für die Kanalzone und er selbst wuchs hier auf. Als die Vereinigten Staaten mit Beginn des neuen Jahrtausends die Hoheit über den Kanal an Panama abtraten, zog Bill Huff nach Florida. Seine dreißigjährige Erfahrung ist jedoch noch immer gefragt, so kehrt er, nun in Diensten Panamas, alle paar Monate an seine alte Wirkungsstätte zurück.
    Er betätigt einen Schalter und auf einem Monitor erscheint der Damm des Gatunsees, ein niedriger Erdwall von 30 Metern Breite. Seine unter Wasser liegende Basis ist zwanzig Mal so breit. Für den unbefangenen Beobachter gibt es nicht viel zu sehen. Trotzdem wird der Damm rund um die Uhr beobachtet.
    »Unter dem Deich befinden

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