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Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)

Titel: Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Kincaid
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Erbrochenen lag …
    Tom sprang auf die Beine und schleuderte ein Gewicht von sich. Es landete krachend an einem Regal mit Ausrüstung, das daraufhin mit ohrenbetäubendem Lärm umstürzte. Yuri sprang erschreckt auf, während Wyatt wie erstarrt auf der Hantelbank sitzen blieb.
    Yuri klappte der Mund auf. »Fühlst du dich jetzt besser, Tom?«
    »Nein!« Nichts würde besser werden. Erst wenn er sie in der Luft zerrissen hatte. Wenn er Dalton das Gesicht gehäutet und Karl die Eingeweide herausgerissen hatte.
    Tom umklammerte die stählerne Hantel mit den Fäusten. Er hatte das Gefühl, als könnte er sie mit bloßen Händen zerbrechen. Zorn durchströmte ihn, und seine Finger umkrampften die Hantelstange, bis sie schmerzten. Ihm wurde übel vor Wut. Er war so außer sich, dass er sich an gar nichts mehr erinnerte. Dann aber erinnerte er sich sehr wohl.
    Er lockerte den Griff um die Hantel, und die schockierende Erkenntnis verschaffte ihm einen klaren Kopf. Er sah Yuri an.
    »Du hast mich Tom genannt. Du hast es gesagt. Gerade eben. Du hast meinen richtigen Namen verwendet. Du …« Blitzartig ging ihm auf, worauf das schließen ließ.
    Die Mutter aller Firewalls …
    »Wyatt«, sagte Tom im Flüsterton.
    Yuri seufzte und schaute zu Wyatt. Sie nickte steif.
    »Ich habe diese Firewall auch, Tom«, bestätigte Yuri.
    »Ich habe sie gestern Abend bei ihm getestet.« Sie verschränkte die Arme. »Ich musste sehen, ob sie komplexe Malware wie Yuris neutralisiert, damit ich wusste, ob sie auch bei deiner funktionieren würde. Und danach, na ja, ich wollte es nicht wieder rückgängig machen.«
    »Du hast ihn decodiert«, sagte Tom geschockt.
    »Er ist kein Spion«, erwiderte Wyatt hitzig.
    »Das bin ich wirklich nicht, Tom«, schwor Yuri.
    Er musste die Besorgnis in Toms Gesicht gesehen haben, denn er rutschte mit seinem breitschultrigen Körper unbehaglich auf der Hantelbank hin und her.
    »Ich wurde in Russland geboren, ja, aber ich lebe hier jetzt schon viele Jahre. Ich wollte immer Kosmonaut werden, aber heute fliegt kein Mensch mehr ins All. Als mein Vater dann mit uns in die USA gezogen ist, wollte ich mich den Intrasolaren Streitkräften anschließen, falls sich daran eines Tages etwas ändern sollte. Ein Freund meines Vaters erfuhr von meinem Traum und hat mir geholfen, hierherzukommen …«
    »Vengerov.« Tom zischte den Namen, sich an den Mann aus dem Beringer Club erinnernd.
    Yuri bestätigte es, indem er den Kopf senkte. »Er hat Einfluss. Als mein Land anfing, mit Neuronalprozessoren zu experimentieren, ist Vengerov mit dieser Technologie nach Amerika übergelaufen. Er hat bei der Entwicklung des Programms mitgeholfen, und aus alter Freundschaft zu meinem Vater konnte er dafür sorgen, dass ich hier aufgenommen wurde. Ich habe stets versucht, ein guter Auszubildender zu sein. Auch als ich nach zwei Jahren nicht befördert wurde, bin ich hiergeblieben und habe mich noch mehr angestrengt. Warum sollte ich spionieren? Wenn es so wäre, dass ich für Russland kämpfe und du für Amerika, wäre das eine Sache, aber meine Eltern sagen immer, dass dies bei diesem Krieg gar nicht mehr der Fall ist. Beim Krieg geht es heute gar nicht mehr um Länder.«
    Tom musste plötzlich daran denken, was sein Dad gesagt hatte. »Es geht um die Konzerne.«
    »Genau«, stimmte Yuri zu. »Was hat das also für mich für eine Bedeutung, wer gewinnt? Das hat nie eine Rolle gespielt.«
    Tom rieb sich die pochende Schläfe. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Er konnte im Moment überhaupt keinen klaren Gedanken fassen.
    Yuri ergriff Wyatts Hände, woraufhin sie erschreckt zusammenfuhr, so als hätte sie einen Moment vergessen, dass er da war.
    »Wenigstens kenne ich jetzt deinen Namen«, sagte Yuri zu ihr.
    In seiner Stimme klang etwas Wehmütiges mit, und Tom fühlte sich deshalb wie ein Mistkerl. Yuri sah nun alles zum ersten Mal – und wusste jetzt auch, dass seine Freunde die ganze Zeit das Spielchen mitgemacht hatten.
    »Hör zu, Mann, es tut mir leid.«
    »Um ganz ehrlich zu sein« – Yuris Blick fiel auf seine Finger, die Wyatts umschlungen hatten – »wünschte ich fast, ich wäre so geblieben. Es war total komisch zu begreifen, dass ich nicht die richtigen Namen meiner Freunde kannte.«
    Wyatt blieb eine Weile stocksteif stehen. Dann streckte sie die Hand aus und klopfte Yuri ein paarmal unbeholfen auf die Schulter. Nach einem Moment verstand Tom, dass sie ihn damit nicht etwa halbherzig schlug, sondern ihn

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