Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
allererstes Tausend-Dollar-Trinkgeld zu. Zudem spendierte er allen anderen dort ebenfalls das Essen.
Als die Mädchen mitbekamen, dass die beiden vierzehn beziehungsweise fünfzehn Jahre alt waren, bewegte sie kein Geld auf der Welt mehr dazu, einen zweiten Abend mit ihnen auszugehen. Aber das war Tom und Vik egal. Es gab ja noch andere tolle Sachen, die sie mit irre viel Geld und wenig Zeit, dieses auszugeben, anfangen konnten. Sie kauften Obdachlosen, die in der Nähe des Dupont Circle herumlungerten, neue Kleidung. Sie spielten die teuerste VR -Simulation. Am Freitagabend mieteten sie einen Fusion Club samt Spielhalle und veranstalteten dort die allererste Turmparty überhaupt. Sie dauerte bis dreißig Minuten vor 23:00, der festgesetzten Sperrstunde am Wochenende.
Tom zeigte den Türstehern ein Digitalfoto von Karl. »Wenn Sie diesen Kerl sehen, habe ich spezielle Anweisungen für Sie. Zuallererst bringen Sie ihn in den Garderobenraum.«
»Und dann?«
»Fassen Sie ihn nicht mit Samthandschuhen an«, sagte Tom und zog dabei die Worte mit bösem Vergnügen in die Länge. »Dann holen Sie mich.«
Der Türsteher ging nicht mit Samthandschuhen ans Werk. Er rief Tom herbei und wies auf Karl, der bewusstlos am Boden lag. Allein dafür steckte Tom ihm tausend Dollar Trinkgeld zu. Dann zog er seinen tragbaren Datenchip samt Neuronalkabel heraus und machte sich damit an Karl zu schaffen.
Niemand wusste, wer hinter der kurzfristig anberaumten Party stand. Tom, Vik, Yuri und Wyatt saßen gemeinsam an einem Tisch, von dem aus man den ganzen Club überblicken konnte.
»Wo stehen wir jetzt insgesamt?«, fragte Yuri ihn, während er seinen Blick über ihre luxuriöse Umgebung schweifen ließ.
»Wir haben siebenundvierzigtausendneunhundertundzwölf Dollar ausgegeben«, sagte Tom. »Wenn euch etwas einfällt, womit ich heute Abend noch zwei Riesen verbraten kann, dann gebt mir Bescheid.«
»Hegen sie denn noch keinen Verdacht auf Kreditbetrug?«, wollte Wyatt wissen.
Vik lachte. »Doch. Die Gesellschaft hat schon dreimal angerufen, aber der Netzhautscanner und sein Stimmenabdruck haben ihn ja legitimiert, und auf der Karte steht sein Name. Dalton Prestwick bleibt nichts anderes übrig als zu …«
»Blechen«, vollendete Tom geradezu wollüstig.
Daltons Pech war, dass er keine Ahnung hatte, was mit seiner Kreditkarte geschah und erst nach mehreren Wochen einen Kontoauszug bekommen würde.
Karls Pech war, dass er keinen Wind davon bekam, wer hinter der Turmparty steckte, bevor er sich am nächsten Abend um 18:00 mit Tom in eine Limousine setzte, um zum Beringer Club zu fahren.
Tom grinste den groß gewachsenen Jungen an, während er sich neben ihn auf den Rücksitz setzte. Er konnte es sich nicht verkneifen. Dort, wo Karl versucht hatte, sein lädiertes Gesicht zu überschminken, entdeckte er orangefarbene Streifen auf der Haut.
»Hallo, Karl!«, sagte Tom vergnügt. »Wow, du hast Make-up aufgetragen? Das steht dir richtig gut.«
»Halt die Schnauze, Bello«, murmelte Karl.
Tom hatte sich das Haar gegelt und den Rest von dem Zeug in der Toilette heruntergespült. Er hatte den Anzug angezogen, den Dalton ihm gekauft hatte, sich die Krawatte umgebunden und war, soweit Karl es erkennen konnte, ein kleiner Zombie. Tom hatte befürchtet, es werde ihm schwerfallen, Karls respektvollen, stumpfsinnigen Untergebenen zu spielen. Doch das war es nicht. Eine gespannte, bösartige Erwartung ließ ihn am ganzen Körper vibrieren. Er wusste, was noch kommen würde.
Als sie gemeinsam den Beringer Club betraten und Dalton sie erblickte, wollte auch dieser sofort wissen: »Karl, trägst du Make-up?«
Mit letzter Kraft gelang es Tom, nicht schallend loszulachen.
»Wasch dir das Gesicht«, befahl Dalton.
Karls Wangen färbten sich dunkelrot. »Aber …«
»Geh jetzt! Bevor dich jemand so sieht!«
Karl huschte davon.
Daltons Blick richtete sich auf Tom. Er musterte ihn von oben bis unten, so als betrachtete er etwas, das ihm gehörte.
Tom spielte mit. Obwohl er innerlich kochte, schaute er so gelassen, wie es ihm nur möglich war.
»Tom, du weißt ja, dass alles, was du hier tust, auf mich zurückfällt«, sagte Dalton.
»Selbstverständlich weiß ich das, Mr Prestwick.« Genau darauf baute er.
»Das gilt unglücklicherweise auch für alles, was Karl tut. Ihn hätte ich nie als eines unserer Mitglieder für die CamCo ausgesucht.« Er legte Tom die Hand auf die Schulter und massierte sie. »Versuch, ihn bei der Stange zu
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