Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
dann von ihm ab. Tom wirbelte herum und rannte den Flur entlang.
» Hinterher! «,ertönten hinter ihm Rufe.
So dumm zu glauben, er könne ganz auf sich allein gestellt aus dem Pentagon fliehen, war Tom nicht. Es gab einen einzigen Menschen, der in diesem Moment eingreifen und die Katastrophe abwenden konnte. Jemand, den selbst General Marsh nicht antasten konnte. Er hoffte nur, dass sie da sein würde. Er warf sich gegen Olivia Ossares Glastür und hämmerte mit der Hand dagegen. Währenddessen hörte er das lauter werdende Getrampel schwerer Stiefelschritte.
Schwachkopf, Schwachkopf, Schwachkopf , hämmerten Toms Gedanken. Es ist ja noch nicht einmal 07:00, natürlich ist sie noch nicht hier …
Doch dann stand sie auf der anderen Seite des Schreibtisches auf, über den sie sich gebeugt hatte, um ihre Schubladen zu durchforsten. Erleichterung überfiel ihn. Kaum hatte sie die Glastür beiseitegeschoben, stürzte er zu ihr hinein, das wilde Verlangen bekämpfend, sie zu packen und im Kreis zu drehen oder so etwas.
»Sie sind doch dafür da, wenn wir ein Problem mit unseren militärischen Vormunden haben, nicht wahr?«, brachte Tom gehetzt hervor. »Tja, ich habe da gerade ein riesiges Problem mit meinen militärischen Vormunden.«
Sie runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
»Sie müssen mir helfen. Sie müssen einfach.« Tom hörte, wie jemand gegen die Tür hämmerte, und machte einen Satz nach vorn, weg von dem Geräusch, sodass er gegen ihren Schreibtisch stolperte.
Draußen vor der Tür standen Blackburns Soldaten und starrten sie beide an. Die enorme Tragweite dessen, was hier geschah, ließ Tom übel werden.
»Was gibt es?« Olivia trat auf die Tür zu.
»Nicht!« Tom packte ihren Arm. »Nicht aufmachen.«
Doch sie nahm sein Handgelenk und entzog sich sanft seinem Griff. »Tom, setz dich hin. Ich werde denen sagen, dass sie warten sollen.«
»Und was, wenn sie nicht auf Sie hören?«
Sie drückte ihm die Hand. »Sie werden auf mich hören.« In ihrer Stimme lag etwas Knallhartes. »Nun setz dich schon.«
Tom kam gar nicht richtig zu Atem. Doch in ihrer Stimme schwang eine Gelassenheit mit, eine Selbstsicherheit, die irgendwie dazu führte, dass er ihr glaubte.
Als sie sich den Soldaten zuwandte, schnappte er sich ihren Rechner, rief Netsend auf und begann, eine Nachricht an Wyatt zu tippen. Dann begriff er. Nein, das konnte er auch nicht tun. Blackburn konnte sie rückverfolgen. Rasch löschte er sie wieder. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, und ihm kam keine Idee, was er hätte unternehmen können. Es gab keine Möglichkeit für ihn, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Sein Blick richtete sich auf die Soldaten, die sich jenseits der Glastür nun mit Olivia stritten. Ihre Stimme klang immer noch sanft, und dann, überraschenderweise, ja wundersamerweise, zogen sich die Soldaten zurück. Nie hätte Tom gedacht, dass Kerle mit Schusswaffen auf diese Frau hören würden. Sie schloss die Tür und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz.
»Willst du mir erzählen, was passiert ist, Tom?«, fragte sie.
Tom versuchte, alles auf die Reihe zu bekommen. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, vor Blackburn davonzulaufen, wusste aber nicht, was er sonst hätte tun sollen.
»Blackburn glaubt, dass ich der Maulwurf bin, und er will den Memografen bei mir zum Einsatz bringen.« Die Worte sprudelten nun immer schneller aus ihm heraus. »Ich bin aber nicht der Maulwurf. Ich schwöre, ich bin es nicht. Und er will nicht nur eine normale Erinnerungsansicht vornehmen. Die werden mir meine Erinnerungen aus dem Kopf reißen. Blackburn hat gesagt, es könnte einem das Gehirn zerstören, wenn man das Gerät zu lange einsetzt. Dr. Gonzales hat gesagt, man könnte dabei inkontinent werden. Ich will aber nicht inkontinent werden, okay? Ich will das nicht!«
Olivias Brauen zogen sich zusammen. »Die haben kein Recht, dich dazu zu zwingen, Tom. Ich werde mit Lieutenant Blackburn sprechen.«
»Er wird nicht auf Sie hören. Haben Sie irgendwelche zivilen Quellen, die mir helfen könnten? Egal welche? Ich weiß nämlich nicht, was ich tun soll.«
»Ich werde mit General Marsh reden.«
»Der ist gerade in Indien und trifft sich wegen des Gipfels im Kapitol mit anderen Militärs.«
Plötzlich stand Blackburn persönlich vor der Tür und sprach mit den Soldaten. Tom ballte die Hände zu Fäusten und schaute mit einem beklemmenden Kloß im Hals zu, wie Blackburn seine Unterarmtastatur anhob, etwas eingab und
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