Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Die M aschine . Was war das?«
Tom blinzelte. Ihm ging auf, dass Blackburn nicht einmal Fragen zu der Lokalität stellte, die er überflutet hatte. »Ich habe eine Abwasseranlage neu programmiert.«
»Das war keine Programmierung. Sie haben sich mit ihr verbunde n!«
»Oh. Irgendwie schon.«
Blackburn langte nach oben und verstellte eine Reihe von Steuerungsknöpfen an dem Memografen. Die auf Toms Schläfen gerichteten Lichtbänder verblassten, und Tom fühlte sich wie ein Gummiband, das festgezurrt worden war und sich nun löste. Ein überwältigendes Gefühl von Erleichterung überflutete ihn.
Blackburn spielte die Erinnerung mit der Abwasseranlage wieder und wieder ab. »Wie ist das möglich? Diese Anlage ist doch nicht darauf angelegt und besitzt keine neuronale Schnittstelle. War das ein abgedrehter Hardwarefehler?«
Tom begriff, dass Blackburn viel mehr an d ieser Sache interessiert war als daran, ob er ein Verräter war oder nicht.
Hoffnung keimte in ihm auf. Er konnte diese Sache einsetzen, davon war er überzeugt. Wenn es ihm nur gelang, dass Blackburn sich in dieser Sache verlor, dann würden Yuri und Wyatt kein Thema mehr sein.
»Es muss irgendwie manipuliert worden sein«, murmelte Blackburn vor sich hin. »Das kann nicht die wirkliche Erinnerung sein.«
»Kann es doch«, schaltete sich Tom ein. »Sie ist es. Ich habe meinen Prozessor eingesetzt, um die Steuerung der Kläranlage zu manipulieren.«
Blackburn wandte sich wieder ihm zu. Der Schock stand ihm im Gesicht geschrieben. »Sie haben das hier vorher schon einmal getan.«
»Ein paarmal, ja.«
Er holte scharf Luft. »Nach Belieben?«
»Mehr oder weniger.«
Eine ganze Weile starrte Blackburn ihn einfach nur an. Dann fand er seine Sprache wieder. »Zeigen Sie mir die anderen.«
»Hören Sie auf mit der Memografie.«
»Raines …«
»Ich bin nicht der Verräter, Sir. Sie wissen es. Schwören Sie, dass Sie die Memografie beenden, dann zeige ich Ihnen alles, was Sie wollen.«
Blackburn setzte ein ironisches Lächeln auf. »Ihnen ist schon klar, dass Sie damit drohen, mir ein Geheimnis vorzuenthalten, während Sie angeschnallt unter einem Memografen liegen.«
»Warum so viel Zeit damit verschwenden, es alles aus meinem Gehirn auszugraben, wenn ich doch bereit bin, es Ihnen freiwillig zu geben?«
Blackburn dachte darüber nach. »Na schön, Raines. Sie zeigen mir die Erinnerungen, dann weiche ich von den Vorschriften ab und beende die Memografie. Abgemacht.«
»Ich brauche eine Garantie.«
»Garantien gibt es keine. Ich kann Ihnen nur mein Wort geben.«
»Nehmen Sie mir wenigstens diese Riemen ab!«
Blackburn kam einen Schritt auf ihn zu und löste die Riemen. »Nicht weglaufen.«
Toms Magen zog sich zusammen. Er hatte keine Druckmittel, um sicherzustellen, dass Blackburn sich an ihre Abmachung hielt – doch wenn er die Erinnerungen nicht freiwillig preisgab, würde Blackburn sich trotzdem durchsetzen. Er würde die Memografie schlichtweg fortsetzen und ihm alles herauspressen. Tom blieb nichts anderes übrig, als klein beizugeben und darauf zu hoffen, dass Blackburn es ehrlich mit seinem Versprechen meinte.
Blackburn drückte auf einen Button auf dem Greifer und schaltete den Memografen wieder an. Dieses Mal aber zwang er Tom nicht, seine Erinnerungen preiszugeben, denn Tom arbeitete mit. Er gab von sich aus preis, damals, wie er während der Kriegsspiele die Satelliten ausfindig gemacht hatte, wie er Medusa aufgespürt hatte und sogar wie er während seiner Bewusstlosigkeit nach der OP eine Verbindung zum Internet hergestellt hatte. Die Szenerie von Rio, der Grand Canyon, der Stausee, die Schnellstraße bei Mumbai …
»Sieh sich das einer an«, murmelte Blackburn, während er die Szene mit dem Satelliten noch einmal abspielte. »Direkt durch die Firewall der Zitadelle, als gäbe es sie überhaupt nicht. Es gibt keine Technologie auf der Welt, die so etwas fertigbringt.«
»Ich weiß auch nicht genau, wie es funktioniert«, gab Tom zu. »Es geschieht auf dem gleichen Weg, auf dem ich Medusa beim ersten Mal eine Nachricht gesendet habe. Irgendwie bin ich durch die Firewall gelangt und habe ihr über Netsend ein Hallo auf ihrem Neuronalprozessor hinterlassen.«
Blackburn bestand darauf, sich dies noch einmal im Detail anzuschauen, sodass Tom mit seinen Gedanken dorthin zurückkehrte. Dann spielte Blackburn die Szenen alle noch mehrmals ab, wieder und wieder. Der Kaffee in seiner Tasse wurde kalt. Die Stunden zogen sich hin,
Weitere Kostenlose Bücher