Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Feldbetten, an deren Kopfenden EKG -Monitore befestigt waren.
»Müssen wir Elektroden anlegen oder so etwas?«, fragte Tom Beamer und deutete dabei auf die EKG s.
»Nein. Unter dem Feldbett befindet sich ein Neuronalkabel, und das wird an den neuronalen Zugangsport an deinem Hirnstamm angeschlossen.«
Tom legte sich unwillkürlich die Hand auf den Nacken, auf den runden Port, den er bereits einmal ertastet hatte.
»Auf diese Weise klinkst du dich in Simulationen ein und lädst dir auch die Downloads herunter«, fügte Beamer hinzu. »Steck das Kabel einfach ein, den Rest erledigt der Neuronalprozessor.«
Sie nahmen jeweils auf einem leeren Bett Platz. Tom erspähte Wyatt Enslow, die bereits auf einem der Betten saß, ihre langen Beine vor sich aufgestellt.
»Hey«, begrüßte Tom sie.
»Sch!«, erwiderte sie.
Ich freue mich auch, dich zu sehen , dachte Tom.
Immer mehr Rekruten drängten sich in den Raum, und dann kam Elliot Ramirez und glitt auf den Rand des letzten freien Feldbetts. Das Licht des flimmernden EKG -Monitors tauchte sein schwarzes Haar in blassgrünen Glanz. »Gut, dass ihr alle pünktlich seid.« Er strahlte Tom an. »Und jetzt wollen wir unser neues Mitglied Tom herzlich willkommen heißen.«
Verlegener Beifall setzte ein. Einen seltsamen Moment lang war Tom zumute, als wäre er aus Versehen in eine Selbsthilfegruppe geraten.
»Weißt du, Tom«, fuhr Elliot fort, »ich werfe meine Rekruten nicht Hals über Kopf in eine Simulation, wie das viele andere Ausbilder tun. Es ist mir wichtig, dass wir vorher Gelegenheit zum Plaudern haben, ein wenig über unsere Gefühle sprechen, um den Stress des Tages abzubauen. Ich versuche, positive gruppendynamische Prozesse mit meinen Leuten in Gang zu setzen. Heute werden wir über etwas sehr Wichtiges sprechen. Es ist vielleicht sogar der wichtigste Gedanke überhaupt: Selbstverwirklichung.«
Elliot schwieg einen Moment, damit sich die gestelzten Worte setzen konnten. Dann begann er eine ermüdende Beschreibung von etwas, das Maslows Bedürfnispyramide hieß. Er verband diese Bedürfnisse mit Anekdoten aus seinem Leben und bewegenden Erzählungen von überwundenen Widrigkeiten aus Briefen seiner zahlreichen Fans, die ihn anbeteten. Anschließend lenkte er das Thema auf den Triumph des menschlichen Geistes.
Das Gerede von positiver Gruppendynamik machte Tom derart nervös, dass er sein Gewicht verlagerte und dabei fast vom Feldbett gefallen wäre. Er wusste, ja er wusste es einfach, dass Heather und sogar dieser Typ von der Dschingis Division, Karl Marsters, ihre jeweiligen Gruppen bereits seit mehr als einer halben Stunde fantastische Simulationen durchlaufen ließen. Elliot dagegen saß in diesem Vorschulkreis hier mit ihnen herum und ergötzte sich am Klang seiner eigenen Stimme.
Nach einer schier endlosen Zeit zuckte Elliot zusammen. »Wow. Ist schon eine halbe Stunde herum? Die Zeit ist wie im Flug vergangen, nicht wahr?«
Tom lachte. Er dämpfte das Geräusch hinter seiner vorgehaltenen Hand und tat so, als müsste er husten. Elliot warf ihm einen kurzen Blick zu, kaufte es ihm jedoch ab. Wyatt machte ein böses Gesicht, während Beamer ihn mit einem nicht besonders subtilen verschwörerischen Grinsen bedachte.
»Dann lasst uns alle mit der Simulation beginnen«, rief Elliot. »Klinkt euch ein.«
Ein schlurfendes Geräusch erfüllte den Raum, als alle Rekruten sich bückten, um die Neuronalkabel unter den Feldbetten zu ergreifen. Dann schlossen sie diese an ihre Stammhirnschnittstellen an und legten sich auf ihr jeweiliges Bett. Tom hörte es überall klicken, und nun langte auch er nach unten, um sein Kabel zu ergreifen. Er war plötzlich so aufgeregt, dass seine Hände zitterten, während er es auseinanderwickelte.
»Warte mal, Heißsporn.«
Erst als er Elliots Griff auf seiner Schulter wahrnahm, begriff Tom, dass die Worte an ihn gerichtet gewesen waren.
Elliot hob einen Finger. Er setzte sich auf das Fußende von Toms Feldbett und wartete, bis sich die anderen in der Simulation befanden. Binnen weniger Momente waren sie so gut wie allein. Die anderen Rekruten waren in Schweigen verfallen und lagen völlig reglos da. Die EKG -Monitore zeichneten die gleichmäßigen elektrischen Linien ihres Herzschlags auf.
»Stimmt was nicht?«, platzte es aus Tom heraus.
»Tom, ich weiß, dass wir keine regulären Militärs sind, aber ich bin dein Vorgesetzter, und du musst mich mit Sir anreden.«
»Okay.«
Elliot wartete.
»Okay, S ir
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